3.200.000 Kilometer Laufleistung mit Originalmotor

Der Pionier: Mercedes-Benz Lo 2000 mit unermüdlicher Ausdauer

3.200.000 Kilometer Laufleistung mit Originalmotor: Der Pionier: Mercedes-Benz Lo 2000 mit unermüdlicher Ausdauer
Erstellt am 10. August 2017

Der Dieselmotor steht aktuell mal wieder stark in der Kritik. Wie lange dürfen dieselbetrieben Autos noch auf Deutschlands Straßen unterwegs sein? Wann wird er abgeschafft? Ja, der Dieselkraftstoff hat es zurzeit nicht leicht. Dabei kann gerade ein Dieselmotor - bei guter Pflege - zu erstaunlichen Leistungen heranwachsen. Der Dieselmotor des hier gezeigten Mercedes-Benz Lo 2000 ist mittlerweile über 82 Jahre alt und läuft wie ein Uhrwerk. Stolze 3.200.000 Kilometer hat der Lo 2000 mit seinem Originalmotor schon zurückgelegt. Ein sagenhafter Wert!

Der Lo 2000 als Retter der Daimler-Benz AG

Der Mercedes-Benz Lo 2000 nimmt in der Geschichte des Diesels und der Automobilindustrie eine ganz wichtige Rolle ein. 1932 wurde der Lo 2000 in Genf dem Publikum vorgestellt. Er war der erste dieselbetriebene Leichtlastwagen der Welt. Dieser Lo 2000 ist Baujahr 1935. Knapp 13.000 Exemplare hat Mercedes-Benz vom Lo ausgeliefert. Davon wurden nur ca. 1000 Exemplare mit einem Benziner ausgestattet. Die Restlichen 12.000 Exemplare verließen allesamt mit einem Dieselmotor das Band. Im Lo 2000 ist der Motor des Typs OM 59 verbaut. Der 55 PS starke 4 Zylinder mit 3.744 ccm Hubraum leistet eine Nutzlast von satten 2 Tonnen und sorgt für eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h. Der wirtschaftliche Antrieb sorgte vor allem für Zuspruch bei Kleinunternehmern und Landwirten, die die Pritsche als praktisches und günstiges Nutzfahrzeug einsetzten. Aber nicht nur den Kunden erweist der Lo 2000 einen Bärendienst, sondern auch der Daimler-Benz AG selbst greift der tapfere Pritschenwagen unter die Arme. Die Daimler-Benz AG – damals schwer angeschlagen durch die Wirtschaftskrise – nutzt die Einführung des Lo 2000 rechtzeitig zum Wirtschaftsaufschwung und kann sich mithilfe der Absätze tapferen Transporters wieder berappeln.

Nutzfahrzeug statt Nutztier

Aber was bedeutet nun die Bezeichnung „Lo 2000“ überhaupt? Der Buchstabe „L“ steht für Lastwagen und „o“ steht für Omnibus. Denn aus dem Fahrgestell des Lo 2000 konnte die Daimler-Benz AG sowohl einen Lastwagen wie auch einen Omnibus bauen. Die Zahl „2000“ deutet auf die 2 Tonnen Nutzlast hin. Die Pritsche hat ein Eigengewicht von 2,03 Tonnen und somit ein zulässiges Gesamtgewicht von 4,03 Tonnen.

Der Lo 2000 ist ausgestattet mit zwei Starachsen und einem Leiterrahmen. Ein „Ate-Lockheed“ Innenbandbremse wirkt auf alle vier Reifen, welche eine Dimension von 6-20 oder 6,5-20 haben. Mit einer Länge von 6222 mm und einer Breiter von 2140 mm schafft der Lo 2000 einen Wendekreis von 14,3 Metern.

Interessant zu wissen: Weil der Lo 2000 in seinem Unterhalt günstiger und zuverlässiger war, löste er die Pferdefuhrwerke ab. Somit griffen Landwirte und Kleinunternehmer immer mehr auf den Lo 2000 zurück und verzichteten auf die Pferde.  

Er läuft und läuft und läuft…

Mit viel Selbstvertrauen krönt auf dem Kühlergrill des Lo 2000 direkt unter dem Stern das Wort „Diesel“. Die Ingenieure sprachen von einem 25% niedrigerem Verbrauch als bei den mit Benzin betriebenen Lastkraftwagen. Dazu kam der geringe Preis für Gasöl, welches damals viel günstiger war als Benzin für die Vergaser. Der OM 59 war zudem in Punkto Entwicklung ein Meilenstein: Der damalige Erfinder und Ingenieur der Daimler-Benz AG Prosper L’Orange entwickelte das sogenannte Vorkammer-Verfahren, welches dem bis dato gängigem eher schwerfälligem Lufteinblase-Verfahren deutlich voraus war. Die Patentierung dieses Verfahrens wurde im Laufe der Zeit ergänzt mit dem sogenannten Trichterpatent ("Verbrennungskraftmaschine mit Zündkammer"), was nun die Basis für die Daimler-Benz-Dieselmotoren bildete.

Einfache Technik bewährt sich. Knapp 3.200.000 Kilometer ist dieser Lo 2000 nun gerollt. Heutzutage fahren die Lastkraftwagen zwischen 1 und 2 Millionen Kilometer. Nach dem Erfolg des OM 59 wuchs die „Lo-Familie“ weiter an. Der Hubraum des Vierzylinders wuchs um 1,1 Liter und betrug nun insgesamt 4,9 Liter. Dazu kam noch ein Sechszylinder-Motor mit 7,4 Liter Hubraum und damals starken 95 Pferdestärken.

Sein Ende fand der Lo 2000 dann leider zu der Zeit der Nationalsozialisten, die die Autoindustrie kurzerhand unter Vormundschaft stellten. Demzufolge, durfte der Lo 2000 nur noch als Benziner gebaut werden, da er den Bedürfnissen der Wehrmacht entsprechen musste. Zudem durften Landwirte und Kleinunternehmer Leichtlastwagen nur noch erwerben wenn eine „wehrwirtschaftliche“ Dringlichkeit nachgewiesen werden konnte.

Der Lo 2000 darf gerne als Pionier gesehen werden, denn er hat maßgäblich die Anfänge wichtiger Entwicklungen in der Automobilindustrie mitgestaltet. Die Vielseitigkeit des Lo 2000 sorgte dafür, dass Polizei, Sanitäter oder Feuerwehr den Transporter als Sonderfahrzeug nutzten.

40 Bilder Fotostrecke | 3.200.000 Kilometer Laufleistung mit Originalmotor: Mercedes-Benz Lo 2000 mit unermüdlicher Ausdauer #01 #02

 

 

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Login via Facebook

Community