Am 8. September 1953 wird der Mercedes-Benz 180 (W 120) in Sindelfingen der Presse vorgestellt. Es ist der erste Mercedes-Benz Pkw mit selbsttragender Karosserie in Pontonform. Mit der Abkehr von der klassischen Rahmenbauweise und seinem modernen Design markiert der Typ 180 bei Daimler-Benz den Beginn einer neuen Ära im Pkw-Bau. Der W 120 war die erste echte Neukonstruktion von Mercedes nach dem Krieg. Dementsprechend modern präsentierte sich seine Konzeption.
Aus der "Three-Box" wird der Ponton
Die Karosserie des Mercedes Oldtimers war in der sogenannten Ponton-Form gestaltet, was bedeutete: integrierte Kotflügel sowie ein rechteckiger Grundriss, der sich in drei annähernd quadratische Bereiche, nämlich Vorderwagen, Fahrgastraum und Heck, aufteilte. Dieses Konstruktionsprinzip war allerdings keine Mercedes-Erfindung. Sie tauchte bereits 1946 bei einigen US-Herstellern unter dem Begriff "Three-Box-Design" auf. Typische Vorteile der Ponton-Karosserie waren ein geringerer Luftwiderstand, was sich positiv auf Windgeräusche und Verbrauch auswirkte, sowie ein geräumiges Passagierabteil.
Premiere der selbsttragenden Karosserie
Die Ponton-Modelle, deren offizielle Typbezeichnungen Mercedes Typ 180 (für den W 120) und Typ 190 (für den W 121) lauteten, verfügten erstmals in der Mercedes-Geschichte über eine selbsttragende Karosserie. Sie besaßen also nicht mehr einen Rahmen, auf den die Karosserie aufgesetzt wurde. Stattdessen bildeten Karosserieaufbau und -Boden des Mercedes Oldtimers eine verschweißte, statische Einheit, die sich selbst trug. Die Vorteile: hohe Verwindungssteifigkeit bei niedrigem Gewicht.
Fahrwerk mit "Fahrschemel"
Die modernen Konstruktionsvorgaben der Karosserie fanden eine entsprechend moderne Fortsetzung beim Fahrwerk. Die Doppelquerlenker-Vorderachse wurde an einem sogenannten Fahrschemel aufgehängt, der auch die Aufnahme von Motor, Getriebe und Lenkung übernahm. Hinten rollte der Wagen auf der bewährten Pendelachse, die mit weit auseinander liegenden Längslenkern optimiert wurde.
Es dieselt im 180er und drückt im 190er
1954 kam mit dem Typ 180 D das Modell auf den Markt, das sich als erfolgreichster Vierzylinder-Ponton herausstellen sollte. Fast 150.000 Einheiten konnten von dem bei Taxi-Fahrern heißgeliebten Diesel verkauft werden. Der Selbstzünder hörte auf den Namen OM 636 VII und leistete unverwüstliche 40 PS. Der parallel angebotene, seitengesteuerte Ottomotor namens M 136 VII brachte es auf 52 PS. Noch kräftiger ging es ab 1956 im Typ 190 zur Sache: Sein aus dem Mercedes 190 SL entlehnter 1,9-Liter-Motor stellte 75 PS bereit, was zu entsprechend zügigen, für die damalige Zeit sogar sehr zügigen Fahrleistungen führte. Folglich passte Mercedes die Bremsanlage der gesteigerten Dynamik an. Verrippte Bremstrommeln und breitere Bremsbacken fingen den Mercedes Oldtimer zuverlässig ein.
Typisch Mercedes: kontinuierliche Modellpflege
Neben optischen Änderungen an Karosserie und Innenraum, legte Mercedes großen Wert auf die technische Aktualität von 180er und 190er. So erhielt der 180er 1957 als 180 a einen modernen Vierzylinder mit obenliegender Nockenwelle und 65 PS. Ein Jahr später debütierte ein weiteres Diesel-Modell, der Typ 190 D. Die Leistung immerhin 50 PS und die Laufruhe seines 1,9-Liter-Dieselmotors machten den Wagen von Beginn an zum Verkaufsschlager. 1959 bekamen beide Typen nochmals eine leistungsfähigere Bremsanlage und passend dazu mehr PS: Durch eine erhöhte Verdichtung stieg die Leistung der Benziner auf 68 PS beim 180er bzw. auf 80 PS beim 190er.
Im August 1961 lösten die Heckflossen-Vierzylindermodelle 190 c und 190 Dc die Ponton-Limousinen des gleichen Typs ab. Ausnahmen: Der 180 und der 180 D, die noch bis 1962 weiter gebaut wurden. Insgesamt entstanden 442 963 Exemplare der Typen 180 bis 190 D, darunter 437 310 Limousinen und 5653 Fahrgestelle mit Teilkarosserie.
Der W 120 ist der erste Erlkönig der Welt
13 Bilder Fotostrecke | 60 Jahre: Happy Birthday Mercedes-Benz Ponton: Rückblick: (Selbst-)tragende Rolle: Die Mercedes "Ponton"-Baureihen W 120 und W 121 Die Baureihe W 120/121 setzte aber nicht nur technisch, sondern auch sprachlich Zeichen: In einem 1952 veröffentlichen Bericht über den noch nicht offiziell vorgestellten Mercedes-Benz 180 benutzte auto motor und sport erstmalig den Begriff "Erlkönig". Angespielt wurde damit auf Goethes Erlkönig-Ballade sogar den Text zur Sichtung des Mercedes Erlkönigs verfasste der Redakteur in Reimform. Seit dieser Veröffentlichung werden enttarnte Versuchsfahrzeuge bis heute als Erlkönige bezeichnet.
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