Mercedes sah sich als Erfinder des Automobils schon immer als die große deutsche Vorzeigemarke. Doch spätestens seit den späten 1970er Jahren wollten die Schwaben auch bei den Serienfahrzeugen so dynamisch sein wie Alfa Romeo oder besser noch BMW. Viele Sportversionen wurden zur Legende.
Auch wenn Mercedes auf eine grandiose Motorsporthistorie zurückblicken kann; bei den Volumenmodellen war es mit der Sportlichkeit lange Zeit nicht weit her. Das änderte sich so recht erst Mitte der 1980er Jahre, als der Mercedes 190 E 2.3-16 echte Dynamik in das normale Modellportfolio brachte. Doch dabei blieb es bei weitem nicht.
Mercedes 190 E 2.3-16
Der Mercedes 190 / 190 E der Baureihe W201 ist an sich ein Auto, wie es Anfang der 1980er zahmer kaum sein könnte. Besonders die Basisversionen des 190er Vergasers, der 190 E 1.8 oder ein 190 D sind Autos, die mit Dynamik nichts gemein haben. Ganz anders der erste Mercedes 190 E 2.3-16, mit dem die Stuttgarter 1984 ein neues Kapitel an Tatendrang aufstießen. Der sportlichste 190er mit seinem 16-Ventil-Vierzylinder hatte an sich nur einen Gegner: den BMW M3 der ersten Generation E30, der ebenfalls nur von einem Vierzylinder-Saugmotor angetrieben wurde.
Der Mercedes 190 E 2.3-16 ist schon optisch durch seine ungewöhnlichen Spoiler rundum als echte Sportversion zu erkennen. Für den Antrieb sorgte der 2,3 Liter große Vierzylinder aus der größeren Baureihe W123. Dieser wurde mit einem neuen Zylinderkopf mit zwei Ein- und zwei Auslassventilen auf Sportlichkeit getrimmt. So stieg die Leistung von 100 kW / 136 PS des 230 E auf immerhin 136 kW / 185 PS. Aus dem Stand geht es in 7,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und die Höchstgeschwindigkeit beträgt 230 km/h.
Mercedes 190 E 2.5-16
War der Mercedes 190 E 2.3-16 der erste wirklich sportliche Versuch der Stuttgarter, eine Limousine der unteren Mittelklasse auf Sportlichkeit zu trimmen, so legte der Nachfolger 190 E 2.5-16 eine deutlich Schippe nach. Der 2,3-Liter-Vierzylinder wurde weiterentwickelt und bekam unter anderem eine Hubraumerweiterung, dessen Plus an Kolbenhub die Leistung auch trotz Katalysator auf 143 kW / 195 PS steigen ließ.
Im Jahre 1990 war der 2,5 Liter große Vierzylinder mit seinen 16 Ventilen von 150 kW / 204 PS des Evo I auf 173 kW / 235 PS und ein maximales Drehmoment von 245 Nm erstarkt. Der Mercedes 190 E 2.5-16 war auch die Basis für die bei der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft eingesetzten Tourenwagen der Gruppe A. Als homologiertes Ausgangsmodell entstand der Mercedes 190 E 2.5-16 Evolution mit dem Motor M 102 E 25/2, der für die Renneinsätze nochmals modifiziert wird. Mit dem Typ 190 E 2.5-16 Evolution II kommt ein Jahr später die nächste Entwicklungsstufe.
Mercedes 300 E 6.0 AMG
Mercedes baute in den späten 80ern einen der wohl spektakulärsten Sportwagen der Welt. Im heimischen Deutschland fiel das so recht keinem auf, denn der Mercedes 300 CE 6.0 AMG sorgte insbesondere jenseits des Atlantiks als „The Hammer“ für Furore. Die drei eingestanzten Buchstaben AMG auf der linken Seite des Heckspoilers geben nur unzureichend Zeugnis von dem, was sich unter der Motorhaube abspielt und wer das schwarz getünchte Oberklassecoupé an sich ist. „The Hammer“ saugte seinerzeit aus dem Vollen und könnte seine üppige Leistung von 283 kW / 385 PS aus sechs Litern Brennraum schöpfen. Das maximale Drehmoment: unvorstellbare 566 Nm. AMG rief für sein umfangreich modifiziertes E-Klasse Coupé seinerzeit unfassbare 335.000 D-Mark auf. Damit war der Schwabe fast 100.000 D-Mark teurer als ein Rolls-Royce Corniche II.
Mercedes 560 SEC
Die Mercedes S-Klasse der Baureihe W126 ist bis heute nicht nur die meistverkaufte, sondern auch die eleganteste S-Klasse aller Zeiten. Das gilt auch für den Coupéableger des C126, dessen Topmodell der 560 SEC war. Der Zweitürer vom damaligen Mercedes-Chefdesigner Bruno Sacco ersonnen, leistete je nach Baujahr und Länderversion zwischen 242 und 300 PS, was ihn fast 250 km/h schnell machte. Im Innern bot auch der Zweitürer in den 1980ern jeden nur vorstellbaren Luxus mit elektrischen Ledersitzen, Heckrollo, Reiserechner oder dem charismatischen Gurtbringer. Sportlich fahren mit Komfort-Fahrwerk – bei Mercedes war das in den späten 1980ern allemal möglich.
Mercedes SL 73
Der Mercedes SL der Baureihe R129 hatte einen ungekrönten Kaiser, den viele Sternen-Fans nicht auf dem Radar haben. Das war nicht der seidig säuselnde SL 600 (394 oder 408 PS) oder der 1993 gemeinsam mit AMG entwickelte SL 60 AMG mit seiner Leistung von 280 kW / 381 PS. Zwischen 1994 und 2001 entstehen insgesamt 20 Sonderserien in unterschiedlichen Auflagen, die sich zwischen zehn und 1.515 Fahrzeugen bewegen bevor letztlich der SL 73 als absolutes Topmodell der R129-Baureihe entstand.
Nach der Modellpflege in den späten 1990ern erhält die Baureihe R129 zum großen Finale zwei neue AMG-Varianten. Der SL 55 AMG bekam den in anderen Baureihen bekannten 5,5-Liter-V8-Motor mit 260 kW / 354 PS implantiert. In einer völlig anderen Liga der Supersportwagen bewegt sich der Mercedes SL 73 AMG, dessen V12-Treibwerk mit opulente 7,3 Litern Hubraum 386 kW / 525 PS leistete. Auch für viele schwächere Versionen setzte sich eine Besonderheit des dynamischen AMG-Doppelpacks durch: es gab eine sportliche Optik und mehr Grip durch die Mischbereifung mit breiteren Aluminiumrädern an der Hinterachse.
Mercedes C 36 AMG
Der Mercedes C 36 AMG war Mitte der 1990er das erste offizielle Kooperationsprojekt zwischen Mercedes und AMG. Die C-Klasse-Baureihe (W202) löste 1993 den W 201 inoffiziell als Baby-Benz ab. Von 1993 bis 2001 liefen von Limousine und T-Modell nahezu 1,9 Millionen Fahrzeuge vom Band – vom müden C180 bis zum sportlichen Topmodell C 36 AMG, der 206 kW / 280 PS leistete und erst später vom C 43 abgelöst wurde. Seine Basis bildete der 2,8 Liter große Einspritzer des Mercedes C 280. Den Reihensechszylindermotor bringt AMG durch die Vergrößerung von Bohrung und Hub auf 3,6 Liter Hubraum. Für die rechte Optik sorgten bei der Sportversion seinerzeit ein tiefer gelegtes Fahrwerk sowie die modifizierte Front- und Heckschürze, Seitenschweller sowie größere Räder.
Der Mercedes C 43 AMG ist der Nachfolger des mehr als 5.200mal verkauften C 36 AMG und legte mit seinem Achtzylinder nochmals spürbar nach. Mit dem C 43 AMG hält im September 1997 erstmals ein Achtzylindermotor Einzug in die C-Klasse. Der C 43 AMG leistete bullig tönende 225 kW / 306 PS. Beim 1998 vorgestellten Schwestermodell des C 55 AMG sind es sogar 255 kW / 347 PS.
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