Der Mercedes Benz SL der Baureihe R107 gelangte durch TV-Serien wie Hart aber Herzlich oder Dallas in die Herzen der Mercedes-Fans. Der Roadster war seinerzeit mit diversen Motoren im Angebot. Mitte bis Ende der 80er Jahre standen 300 SL, 420 SL sowie ein 500 SL in den Showrooms der Mercedes-Benz Händler hierzulande! Das eigentliche Top-Modell, der 560 SL, blieb nur den Märkten in Nordamerika, Japan und Australien vorbehalten.
Dabei war der 560er DIE Neuheit Mitte der 80er Jahre! Der Roadster wurde von einem 5,6-Liter großen V8-Motor angetrieben, der eine Nennleistung von 230 PS und ein Drehmoment von 380 Nm auf die Kurbelwelle stemmte. Der 5.547 ccm große OHC-V8 basiert auf dem 5-Liter Aggregat und entstand durch die die Verlängerung des Hubs.
Motorisierungen mit technischen Neuerungen
In den ausgewählten Export-Märkten ersetzte der 560 SL den bis dato erhältlichen 380er und brachte einen Leistungszuwachs von 157 PS auf 230 PS mit sich. Aber auch im Heimatland des heutigen Mercedes-Klassikers gab es einige Neuerungen:
Der 300er löste damals den 280 SL ab und kam mit einem neu konstruierten 3,0-Liter Sechszylinder, der schon in der300 E-Klasse Verwendung fand. Der 420er entstand durch das Aufbohren des bekannten 3,8-Liter V8 Motors aus dem 380er SL und auch im 500er werkelte ein überholter Motor, denn der Achtzylinder hatte eine elektronische Zündanlage und eine elektronisch-mechanisch gesteuerte Einspritzanlage KE-Jetronic und Drei-Wege-Katalysatoren erhalten.
Die größte Neuheit war aber der 560 SL.
Exklusiv für die Export-Märkte hatte Mercedes-Benz den hubraumgrößten Motor aus der S-Klasse (W126) in den sportlich leichten Roadster implantiert. Gerade für die leistungsverwöhnten Amerikaner war der 560er die Motorisierung zumal der V8er auch mit einer samtweichen Vierstufen-Automatik gekoppelt wurde perfekt für den American Way of Drive. Und wer nicht nur cruisen wollte, der Roadster war gut für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h was natürlich für die damalige 55 mph Speed-Limit Nation unerreichbar war!
Typisch USA:
Das US-Modell, wie wir es hier auf Mercedes-Fans.de zeigen, fällt erwartungsgemäß mit einigen Änderungen für die in Amerika geltenden Zulassungsbestimmungen. Bereits seit 1968 sind so in den USA die Sidemarkers genannten Seitenmarkierungsleuchten Pflicht, was dem SL eine geänderte Front mit doppelten Rundscheinwerfern mit Sealed Beam-Leuchten und anderem Blinker daneben mit integrierter Seitenleuchte bescherte.
Am Heck bekamen die heutigen Mercedes Youngtimer geänderte Rückleuchten mit kleinem roten Element seitlich. Ebenfalls Pflicht war seinerzeit schon die mittig montierte, dritte Bremsleuchte, die erst Ende der Neunziger Jahre hierzulande als bedeutendes Sicherheitsmerkmal der Beleuchtungseinrichtung erkannt wurde.
Bumper-Law: Stoßfänger wurden ihrem Namen gerecht
Eine weitere Auffälligkeit der amerikanischen Autos gegenüber den europäischen sind zweifelsohne die wuchtigen Stoßstangen, die Auffahrrempler bis zu einer bestimmten Geschwindigkeit dank Stoßdämpferelementen auffingen seinerzeit wurden die Stoßfänger also noch ihrem Namen gerecht.
Das Interieur in den Export-Modellen mit einer serienmäßigen Vollausstattung mit Ledersitzen, Servolenkung, elektr. Fensterheber, Tempomat und Soundsystem mit Kassettenspieler, Fahrer- und Beifahrer-Airbag, polierten Alufelgen Nebelscheinwerfern und trotz eines Roadsters vorhandenen - Klimaautomatik ließ den verwöhnten amerikanischen Kunden kaum Wünsche offen. Optisch auffällig war die Farbauswahl der Bezugsstoffe wie Champagner oder Braun. Neben dem blauen Hardtop natürlich mit Heckscheibenheizung hatte der Roadster auch ein blaues Stoffverdeck.
Der Mercedes-Benz SL wurde in der Baureihe R107 am längsten gebaut, was die Ersatzteilversorgung einigermaßen sichert, will man aber was besonderes haben, der Export Roadster wurde nur knapp 50000 mal gefertigt. Einer davon wurde bei der RM Auction im Januar in Phoenix, Arizona (USA) für satte [b]38.500[b] Dollar versteigert. Kein Wunder, das gezeigte Modell hat gerade einmal 9.000 Meilen auf dem Tacho, umgerechnet nicht einmal 15.000 km und nur zwei Vorbesitzer, wenn es Jennifer Hart oder J.R. gewesen wären, hätte der 107er sicher noch mehr erzielt...
Text: Thomas Frankenstein
Fotos: Sean Smith / RM Auctions
Mercedes-Fans-Facts
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Fotostrecke | Export Only: Mercedes-Benz 560 SL: Nur 15.000 km und zwei Vorbesitzer: Rares US-Modell aus Kalifornien
1986 Mercedes Benz 560 SL Roadster (R107)
Antrieb: OHC-V8, 5.547 ccm, 230 PS bei 4.750 U/min, 380 Nm bei 3.250 U/min, Saugrohreinspritzung, mechanisch-elektronisch geregelt, Bosch KE-Jetronic, 3-Wege-Kat; Vierstufen-Automatikgetriebe, Hinterradantrieb
Fahrwerk: Vorne Einzelradaufhängung mit Doppel-Querlenkern, Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, hydraulische Teleskopstoßdämpfer, Scheibenbremsen; hinten Koppelachse mit Schraubenfedern, Drehstab-Stabilisator, hydraulische Teleskopstoßdämpfer, Scheibenbremsen
Räder: Leichtmetallfelgen in 7x15 mit 205/65 R15
Sonstiges: Exportmodell nur für Nordamerika, Japan und Australien
Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
Beschleunigung 0 - 100 km/h: 7,5 sec
1 Kommentar
Mercedes-Fans.de
18. Oktober 2013 20:10 (vor über 11 Jahren)
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