Klar mochten wir als Kinder Unimog! In der Spielzeugkiste flog entweder ein Exemplar von Wiking, Matchbox, Dinky oder Siku herum. Das Ding mit dem kurzen Radstand und der kleinen Ladefläche übte auf uns Bengel einen unwiderstehlichen Reiz aus. Und dann war da noch dieser merkwürdige Name. Unimog?! Gut, Uni konnten wir uns als Knirpse noch zusammenreimen, da musste man hin, wenn man das Abitur bestanden hatte. Aber was zum Teufel war ein Mog?
Vielleicht Mercedes ohne Getriebe? Quatsch, Schalter und Hebel hatte der Unimog eher für zwei Getriebe in der engen Kabine. Mercedes (für) ordentliches Gelände? Hätte zumindest inhaltlich Sinn gemacht, der Unimog mit kurzem Radstand begeistert mit Klettertalenten, an denen auch ein hochalpiner Ziegenhirte nur wenig auszusetzen hätte. Zugegeben, meine Kumpels und ich, wir tappten im Dunkeln. Aber immer wenn in der Sandkiste anspruchsvolle Zug- oder Transportaufgaben zu erledigen waren, ich meine mich erinnern zu können .wir griffen instinktiv zum Unimog! Vielleicht hat es uns kleine Kerle auch nur beeindruckt, wie so ein Unimog - selbst nur ein kleiner Kerl - soviel ziehen konnte...
In einem aber waren wir uns sicher. Das Gefährt musste was mit Mercedes zu tun haben, schließlich trug jeder Unimog den Mercedes-Stern im Grill. Aber wer sagt schon Mercedes Unimog? Eigentlich niemand. Glücklicherweise ergab sich für den heranwachsenden Autofreak bald die Möglichkeit den Unimog etwas näher kennenzulernen. Ein Bekannter meiner Großmutter arbeitete als Waldarbeiter und zuckelte durch unser Dorf mit einem Unimog. Und jetzt das Schärfste: der Unimog hatte ein Faltdach!
Wie kann ein kleiner Kerl nur soviel ziehen?
Unglaublich, was der Unimog mit seinen 6 Gängen aus 25 PS herausholte!
Ein Lastwagen als Cabrio?! Wie cool war das denn! Wenn ich die Bilder in der Rückschau mit meinen Erinnerungen abgleiche, komme ich zu dem Ergebnis, dass es sich um ein ab 1951 gefertigtes Modell mit schräger Schnauze und umlegbarer Frontscheibe gehandelt haben muss. Die gleiche kantige Front, die schmalen hochbeinigen Räder. Ach, erwähnte ich schon, dass ich diverse Male im Unimog mitfahren durfte? Im Sommer sensationell. Und trotz kümmerlichen 25 PS im Gelände ein Alleskönner. Mein Entschluss über meine berufliche Zukunft stand damals auch schon fest: ich würde Waldarbeiter werden!
Dass sich das dann doch nicht so ergab, hatte ganz sicher nichts mit dem 1963 vollzogenen Modellwechsel zu tun. Jetzt war die Schnauze rund, die Räder fett und grobstollig, die neuen kräftigeren Motoren klangen deutlich voluminöser und auch wenn sie bald nur noch eher selten meinen Weg kreuzte, die Variante mit dem Faltverdeck gab es immer noch.
Die Begeisterung für diese Sie Unimog-Variante führte später zu diversen Fahrzeugbesichtigungen, freilich ohne dass es zu einem Abschluß gekommen wäre. Entweder war das Auto zu schlecht erhalten, oder zu gut was dann in einem Preis gipfelte, der außerhalb meiner Reichweite lag! Und auf die vergleichsweise günstig angebotenen Bundeswehr-Unimogs (Unimog S Baureihe 404) mit langem Radstand verspürte ich nur eine geringe Lust trotz zweifelsfrei vorhandenem Faltverdecks.
Der Unimog S (Baureihe 404) der bei der Bundeswehr Karriere macht, wird ein Vierteljahrhundert lang bis 1980 gebaut
Wer braucht eigentlich einen Unimog?
Immerhin wusste ich zu diesem Zeitpunkt mittlerweile, dass der Begriff Unimog nichts mit dem bürgerlichen Bildungsbetrieb zu tun hatte. Unimog stand für Universal-Motor-Gerät. Verglichen damit klang Unimog geradezu großartig! Das Namensrätsel also war gelöst, offen blieb die Frage: Warum hat jemand den Unimog erfunden, wo es doch schon Trecker gab? Ich gebe zu, dass ich mich mit dieser Frage nicht mit der gleichenerkenntnistheoretischen Tiefe auseinandergesetzt habe wie mit der Problematik, warum die Bayern am Ende einer Saison immer automatisch Meister werden. Aber irgendwann habe ich im Rahmen der Nutzfahrzeugmesse einen Unimog-Fachberater gefragt, der dann ein wenig Licht ins universelle Dunkel brachte.
Seitdem weiß ich, dass der Unimog den Mercedes-Stern erst seit 1953 trägt. Die Serienfertigung aber bereits 1948 bei dem Göppinger Maschinenbauunternehmen Gebrüder Boehringer ihren Anfang genommen hatte. Daimler-Benz übernimmt im Herbst 1950 das Projekt; die Fertigung im Werk Gaggenau startet 1951. Und im gleichen Jahr als der Unimog den Mercedes-Stern erhielt, kam auch erstmals eine Blechdach-Variante ins Unimog-Programm, das sich bald enorm auffächert.
Der Fun-Mog - für Individualisten mit Hochdach-Garage
Für nahezu jeden Einsatzzweck kann Mercedes einen Unimog liefern, mit Diesel oder Benzinmotoren, mit drei unterschiedlichen Radständen und diversen Kabinenkonfigurationen. 1966 produziert Daimler den 100.000 Unimog. Weitere 100.000 kommen in den nächsten 11 Jahren hinzu. 1994 sinds dann bereits 300.000 und einer davon ist der sogenannte Fun-Mog. Ein Spaßauto auf Unimog-Basis aufgerüstet mit kiloweise Chrom-Putz!
Der Unimog von heute - ein hochspezialisiertes Arbeitsgerät
Ich gebe zu, heute schaue ich immer noch interessiert hin, wenn ich einen Unimog sehe. Wobei der moderne Unimog ein Hi-tech-Universal-Gerät ist, das für den Hausgebrauch eher "overdressed" ist. Folglich hat das Bedürfnis, ein solches Gefährt zu besitzen, zugegebenermaßen eher etwas abgenommen. Kann aber auch sein, dass es am nicht mehr vorhandenen Faltdach liegt. Kann sein
35 Bilder Fotostrecke | Mögen Sie Unimog?: Ein Arbeitstier wird zum Kultgerät
5 Kommentare
Mercedes-Fans.de
26. Februar 2010 09:48 (vor über 14 Jahren)
OM366
26. Februar 2010 08:10 (vor über 14 Jahren)
Mercedes-Fans.de
25. Februar 2010 19:28 (vor über 14 Jahren)
OM366
25. Februar 2010 18:24 (vor über 14 Jahren)
HerrLehmann
26. Februar 2009 20:02 (vor über 15 Jahren)
Schreibe einen Kommentar