Mögen Sie Unimog?

60 Jahre Unimog: Ein Arbeitstier wird zum Kultgerät

Mögen Sie Unimog?: 60 Jahre Unimog: Ein Arbeitstier wird zum Kultgerät
Erstellt am 24. Februar 2009

Klar mochten wir als Kinder Unimog! In der Spielzeugkiste flog entweder ein Exemplar von Wiking, Matchbox, Dinky oder Siku herum. Das Ding mit dem kurzen Radstand und der kleinen Ladefläche übte auf uns Bengel einen unwiderstehlichen Reiz aus. Und dann war da noch dieser merkwürdige Name. Unimog?! Gut, „Uni“ konnten wir uns als Knirpse noch zusammenreimen, da musste man hin, wenn man das Abitur bestanden hatte. Aber was zum Teufel war ein „Mog“?

Vielleicht „Mercedes ohne Getriebe?“ Quatsch, Schalter und Hebel hatte der Unimog eher für zwei Getriebe in der engen Kabine. „Mercedes (für) ordentliches Gelände?“ Hätte zumindest inhaltlich Sinn gemacht, der Unimog mit kurzem Radstand begeistert mit Klettertalenten, an denen auch ein hochalpiner Ziegenhirte nur wenig auszusetzen hätte. Zugegeben, meine Kumpels und ich, wir tappten im Dunkeln. Aber immer wenn in der Sandkiste anspruchsvolle Zug- oder Transportaufgaben zu erledigen waren, ich meine mich erinnern zu können….wir griffen instinktiv zum Unimog! Vielleicht hat es uns kleine Kerle auch nur beeindruckt, wie so ein Unimog - selbst nur ein kleiner Kerl - soviel ziehen konnte...

In einem aber waren wir uns sicher. Das Gefährt musste was mit Mercedes zu tun haben, schließlich trug jeder Unimog den Mercedes-Stern im Grill. Aber wer sagt schon Mercedes Unimog? Eigentlich niemand. Glücklicherweise ergab sich für den heranwachsenden Autofreak bald die Möglichkeit den Unimog etwas näher kennenzulernen. Ein Bekannter meiner Großmutter arbeitete als Waldarbeiter und zuckelte durch unser Dorf mit einem Unimog. Und jetzt das Schärfste: der Unimog hatte ein Faltdach!

Wie kann ein kleiner Kerl nur soviel ziehen?

Unglaublich, was der Unimog mit seinen 6 Gängen aus 25 PS herausholte!



Ein Lastwagen als Cabrio?! Wie cool war das denn! Wenn ich die Bilder in der Rückschau mit meinen Erinnerungen abgleiche, komme ich zu dem Ergebnis, dass es sich um ein ab 1951 gefertigtes Modell mit schräger Schnauze und umlegbarer Frontscheibe gehandelt haben muss. Die gleiche kantige Front, die schmalen hochbeinigen Räder. Ach, erwähnte ich schon, dass ich diverse Male im Unimog mitfahren durfte? Im Sommer sensationell. Und trotz kümmerlichen 25 PS im Gelände ein Alleskönner. Mein Entschluss über meine berufliche Zukunft stand damals auch schon fest: ich würde Waldarbeiter werden!“

Dass sich das dann doch nicht so ergab, hatte ganz sicher nichts mit dem 1963 vollzogenen Modellwechsel zu tun. Jetzt war die Schnauze rund, die Räder fett und grobstollig, die neuen kräftigeren Motoren klangen deutlich voluminöser und auch wenn sie bald nur noch eher selten meinen Weg kreuzte, die Variante mit dem Faltverdeck gab es immer noch.

Die Begeisterung für diese Sie Unimog-Variante führte später zu diversen Fahrzeugbesichtigungen, freilich ohne dass es zu einem Abschluß gekommen wäre. Entweder war das Auto zu schlecht erhalten, oder zu gut – was dann in einem Preis gipfelte, der außerhalb meiner Reichweite lag! Und auf die vergleichsweise günstig angebotenen Bundeswehr-Unimogs (Unimog S Baureihe 404) mit langem Radstand verspürte ich nur eine geringe Lust – trotz zweifelsfrei vorhandenem Faltverdecks.



Der Unimog S (Baureihe 404) der bei der Bundeswehr Karriere macht, wird ein Vierteljahrhundert lang bis 1980 gebaut

Wer braucht eigentlich einen Unimog?

Immerhin wusste ich zu diesem Zeitpunkt mittlerweile, dass der Begriff Unimog nichts mit dem bürgerlichen Bildungsbetrieb zu tun hatte. Unimog stand für Universal-Motor-Gerät. Verglichen damit klang „Unimog“ geradezu großartig! Das Namensrätsel also war gelöst, offen blieb die Frage: „Warum hat jemand den Unimog erfunden, wo es doch schon Trecker gab?“ Ich gebe zu, dass ich mich mit dieser Frage nicht mit der gleichenerkenntnistheoretischen Tiefe auseinandergesetzt habe wie mit der Problematik, warum die Bayern am Ende einer Saison immer automatisch Meister werden. Aber irgendwann habe ich im Rahmen der Nutzfahrzeugmesse einen Unimog-Fachberater gefragt, der dann ein wenig Licht ins universelle Dunkel brachte.

Seitdem weiß ich, dass der Unimog den Mercedes-Stern erst seit 1953 trägt. Die Serienfertigung aber bereits 1948 bei dem Göppinger Maschinenbauunternehmen Gebrüder Boehringer ihren Anfang genommen hatte. Daimler-Benz übernimmt im Herbst 1950 das Projekt; die Fertigung im Werk Gaggenau startet 1951. Und im gleichen Jahr als der Unimog den Mercedes-Stern erhielt, kam auch erstmals eine Blechdach-Variante ins Unimog-Programm, das sich bald enorm auffächert.

Der Fun-Mog - für Individualisten mit Hochdach-Garage

Für nahezu jeden Einsatzzweck kann Mercedes einen Unimog liefern, mit Diesel oder Benzinmotoren, mit drei unterschiedlichen Radständen und diversen Kabinenkonfigurationen. 1966 produziert Daimler den 100.000 Unimog. Weitere 100.000 kommen in den nächsten 11 Jahren hinzu. 1994 sind’s dann bereits 300.000 und einer davon ist der sogenannte Fun-Mog. Ein Spaßauto auf Unimog-Basis aufgerüstet mit kiloweise Chrom-Putz!

Der Unimog von heute - ein hochspezialisiertes Arbeitsgerät

Ich gebe zu, heute schaue ich immer noch interessiert hin, wenn ich einen Unimog sehe. Wobei der moderne Unimog ein Hi-tech-Universal-Gerät ist, das für den Hausgebrauch eher "overdressed" ist. Folglich hat das Bedürfnis, ein solches Gefährt zu besitzen, zugegebenermaßen eher etwas abgenommen. Kann aber auch sein, dass es am nicht mehr vorhandenen Faltdach liegt. Kann sein…

35 Bilder Fotostrecke | Mögen Sie Unimog?: Ein Arbeitstier wird zum Kultgerät #01 #02

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5 Kommentare

  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    Ja bitte unbedingt!
  • OM366

    OM366

    Wir haben Heu von Breitenhagen geholt und wo wir schon mit dem Unimog auf der Fähre standen. Da ist der Mann den die Fähre gehört los gefahren und die zwei Anhänger haben uns dann zurück gezogen. Wenn ich noch ein paar Bilder davon finde, dann stell ich sie hier mit rein. mfg Stefan
  • Mercedes-Fans.de

    Mercedes-Fans.de

    @Stefan: Wieso ist euer Unimog in der Elbe untergegangen?
  • OM366

    OM366

    Früher habe ich immer nicht geglaubt, was ich da gesehen habe. Aber seit dem wir ihn in der Landwirtschaft eingesetzt haben bin ich sehr überzeug. Wir hatten vorher einen U90 aber der ist leider in der Elbe untergegangen, und seit dem haben wir einen U1600. Ich finde das es das beste Fahrzeug ist das es gibt.
  • HerrLehmann

    HerrLehmann

    Toll, dass Sie auch solche Fahrzeuge berücksichtigen! Da habe ich nicht mit gerechnet. Bin zwar selbst kein Unimog-Fan, aber war immer von diesem Auto fasziniert. Eine sehr schöne Geschichte und auch lustig zu lesen! Bitte weiter so!

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