Retrorentals Kapstadt

Kap-Cruise mit dem Mercedes-Benz SL R107

Retrorentals Kapstadt: Kap-Cruise mit dem Mercedes-Benz SL R107
Erstellt am 28. Februar 2019

In der Stern-Warte von Marcus Hölper finden sich gut 30 Mercedes Youngtimer und Klassiker. Zum Mieten, für Chauffeur-Fahrten oder organisierte Reisen rund um Kapstadt. Dieter Losskarn lieh sich den nach oben offenen R 107 für eine Kaprunde aus.

Wie wäre es mit einer Chauffeur-Fahrt im 600 SEL V12 auf ein elegantes Weingut in Stellenbosch? Oder sie mieten sich einen /8 und fahren auf der Route 62 in die Karoo? Marcus hatte sich bereits zu Schulzeiten in die schönen Sterne aus Stuttgart verguckt. Das hat sich auch mit seiner Auswanderung nach Südafrika nicht geändert, eher intensiviert. Seit mehr als zehn Jahren vermietet der coole 45jährige seine Flotte aus schwäbischen Dickschiffen.

Im 350 SL am Kap der Guten Hoffnung

Ein sonniger Tag am Kap, was eher die Regel als die Ausnahme ist, läβt meine Wahl auf den grünen 1978er 350 SL fallen. Oben ohne um die Kaphalbinsel zu cruisen ist kaum zu toppen. Und dank des mediterranen Klimas bleibt der R 107 durchgehend geöffnet.
Vorbei an den viktorianischen Gebäuden mit schmiedeeisernen, verschnörkelten Balkongeländern gleite ich durch die Long Street, Kapstadts älteste Straβe. Die Wale Street führt von der City in die Oberstadt, nach Bo-Kaap, das moslemische Viertel mit seinen herrlich-bunten Häuschen, alten Moscheen und engen kopfsteingepflasterten Sträβchen. Da kommt die Smartphone-Kamera gar nicht mehr zur Ruhe.
Und obwohl ich spüre, dass der Mercedes nun endlich frische Seeluft durch seine Vergaser schnorcheln möchte, cruise ich noch ein biβchen durch das Trendviertel Woodstock, wo die Wände halb verfallener Gebäude von den schönsten Graffitis der Stadt geziert werden.

Traumstart in Kapstadt

Street Art passt prima zu Road Trip, der auch gleich darauf beginnt. Kapstadt ist praktischerweise eine der wenigen Millionen-Metropolen der Welt, die in einem Nationalpark liegt. Daher beginnt die erste Traumstraβe auch direkt in der City. Zunächst die steile Kloofnek Road nach oben, dann rechts ab und am Parkplatz zum Lion’s Head vorbei. Hier gibt es keine Häuser mehr, dafür wunderbare, einheimische Fynbos-Vegetation und eine fantastische Aussicht auf den gegenüberliegenden Tafelberg sowie die Stadt zu seinen Füβen.

Auf Hai-Jagd mit dem 1978er SL

Durch einige herrliche Kurven auf griffigem Asphalt, wo der Benz erstmals ein biβchen rollen darf, geht es zum Parkplatz auf der anderen Seite, mit weiteren Superausblicken, auf Hafen, Waterfront, das Cape Town Stadium, die Tafelbucht und Robben Island.
Dann geht es endlich ab ans Kap. Durch die südlichen Vororte Rondebosch und Wynberg cruist der SL souverän Richtung Süden. Im viktorianischen Strandbad Muizenberg, wo Agatha Christie um 1900 bereits im Ganzkörper-Outfit über die Wellen geritten ist, finden sich täglich Dutzende von Surfern ein. Nicht nur sie. Die False Bay, eine riesige Bucht auf der Ostseite der Kaphalbinsel, ist bevorzugtes Habitat der Weiβen Haie. Immer mal wieder verwechseln diese paddelnde, in schwarzes Neopren gepellte Surfer, mit verletzten Robben - ihrer Leibspeise. Deshalb sitzen in den umliegenden Bergen Shark Spotter mit Ferngläsern und suchen ständig das Meer nach Haien ab. Sehen sie einen, blasen sie in lautstarke Tröten und die Haiwarnflaggen werden augenblicklich am Strand gehisst, woraufhin alle aus dem Wasser stürmen. Ein recht witziger Anblick. Vom Beach aus.
Von Simonstown aus gibt es Bootstouren zur Robbeninsel in der False Bay, um die Haie zu beobachten. Von Deck aus, oder unter Wasser im Stahlkäfig. Wer einmal eines der oft bis zu sieben Meter langen, lebenden U-Boote live erlebt hat, surft nicht mehr in der False Bay. Garantiert.

Nicht nur der SL ist ein Leckerbissen!

In Kalk Bay geht es wieder beschaulicher zu. Ein Fischerhafen wie aus dem Bilderbuch, wo sich mit ‚Live Bait‘ (nomen est omen = Lebend-Köder), eines von mehreren prima Seafood-Restaurants befindet. Im Ort selber gibt es etliche Antik- und Trödelläden zum Shoppen und Stöbern. Und einen Eisladen, der herrliches selbstgemachtes Icecream verkauft.
Simonstown wirkt mit seinen historischen Häusern wie ein englisches Seebad im Süden der britischen Insel, einschlieβlich authentischer Fish & Chips. Der Ort ist Südafrikas gröβte Marinebasis. Hier liegen auf nach wie vor fragwürdige Art und Weise in Deutschland erworbene Fregatten und U-Boote.

Ohne Dach heißt es PIB - Pavian In Benz

Am Boulders Beach haben Pinguine vor ein paar Jahren eine Kolonie gegründet, die nun Teil des Table Mountain Nationalparks ist. Besucher können die watschelnden, flugunfähigen Halbmeter von Holzstegen aus beobachten und fotografieren.
Noch interessanter als die Pinguine sind die Paviane. Einige Clans leben frei auf der Kaphalbinsel. Sie sind intelligent und lernfähig, geben ihre Fertigkeiten auch an ihre Kids weiter. Sie haben mittlerweile keine Probleme damit eine Autotüre zu öffnen, um dann das Innere bei der Nahrungssuche zu verwüsten. Also Türen verschlieβen und Fenster zu. Im Falle des nach oben offenen R 107 hilft nur kräftiges Gasgeben. Dank Automatik-Getriebe bin ich mir fast sicher, dass die Primaten mittlerweile sogar in der Lage wären, selbst Mercedes zu fahren. PIB – Pavian in Benz. Ihre Brustbehaarung stellt selbst den frühen Sean Connery in den Schatten. Dazu ein von Touristen gemopstes Goldkettchen und eine Schildkappe, verkehrt herum aufgesetzt, und sie würden garnicht weiter auffallen. Affengeil.

Die schönsten Küstenstraβen der Welt

Hinter Simonstown wird die Strecke enger und kurviger – ideale Cabrio-Bedingungen. Links das Meer, vorne der brummelnde 350er und darüber ein endlos blauer Himmel – Cabriolen vom Feinsten. Im Cape of Good Hope Nature Reserve darf dann das berühmte Bild mit dem Kap der Guten Hoffnung-Schild nicht fehlen. Obwohl der Andrang immer groβ ist. Mehr Ruhe versprechen die Seitenstraβen, zum Beispiel die nach Bordjiesdrift zu dem herrlichen Gezeitenpool, in dem es sich geschützt baden läβt.
Zurück geht es auf der wilderen Atlantikseite der Cape Peninsula. Weniger Häuser und heftigere Brandung. Auch die Straβe ist hier deutlich schmaler.
Höhepunkt des Trips ist eine der schönsten Küstenstraβen der Welt, der berühmte Chapman’s Peak Drive, spektakulär in den nackten Fels gesprengt und mit über hundert Kurven. Und durch das fehlende Dach wir die Chappies-Fahrt noch so viel spektakulärer. Im Halbtunnel kommt so richtig Freude auf, während die letzten Sonnenstrahlen die roten Sandsteinwände aufglühen lassen.

SL-Sundowner: Was will man mehr?

Hout Bay bietet sich für einen Sundowner an, den obligatorischen, landestypischen Sonnenuntergangsdrink, am besten direkt am Beach im nomen est omen Dunes Restaurant.
Vorbei an der Bergkette der 12 Apostel, die sich bis zum ikonischen Tafelberg ziehen, gleitet der Mercedes im letzten Licht des Tages nach Camps Bay und dort die Flaniermeile entlang. Hier macht der alte Benz selbst zwischen Lambos, Bentleys und Ferraris eine gute Figur. Das perfekte Finale zu diesem herrlichen Cabriotrip.

Offen heraus: Die Fotostrecke zum Kap-Cruise

53 Bilder Fotostrecke | Retrorentals Kapstadt: Kap-Cruise mit dem Mercedes-Benz SL R107 #01 #02

Retrorentals
Seit 2007 unterhält Marcus Hölper eine Flotte von klassischen Mercedes-Benz-Modellen am Kap. Er veranstaltet organisierte Touren, Chauffeurfahrten und vermietet die attraktiven Sterne auch individuell.
www.retrorentals.co.za
Telefon: 0027-72-662 0704
Facebook: Retro Rentals – Cape Town

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