Zur Zeit seines Erscheinens mit eher altbewährter Technik aufwartend, startete die eigentlich auf Solidität ausgerichtete Baureihe W10 in Gestalt der sportliche Varianten Roadster und Cabriolet (370S und 380S) kraftvoll durch. Schade, dass vom prachtvollen Roadster 370S nicht einmal 200 Fahrzeuge das Sindelfinger Werk verließen. Heute sind daher nur noch wenige Exemplare dieser racigen Rarität erhalten.
Der Roadster 370S verleiht der braven Baureihe sportives Temperament
Seine Wurzeln hat der Mercedes Mannheim in dem noch von Ferdinand Porsche entwickelten Mercedes-Benz 300. Hiervon leitete Konstrukteur Hans Nibel den kleineren Mercedes Mannheim ab. Nibel schuf ein durchweg solide konstruiertes Auto mit bewährter Technik. Die Karosserien wurden in Sindelfingen in verschiedenen Versionen als Limousinen, Cabriolets und Roadster – letztere mit nochmals verkürztem Radstand - gefertigt. Als Mercedes die Produktion des Mannheim 1933 einstellte, hatte er insgesamt 1.896 Käufer – davon entschieden sich 195 für den Roadster 370S - gefunden.
Der Sechszylinder beschleunigt den Roadster auf 130 km/h
Gemeinsam mit dem Cabriolet repräsentiert der Roadster 370S die Krönung der Modellreihe W10. Der Mercedes verfügt über einen Reihensechszylinder mit zwei Vergasern, ein Getriebe mit Overdrive, einen V-förmigen Kühler sowie Speichenräder. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 130 km/h.
Der Mercedes Mannheim geht zum Film
Dieser Mercedes Mannheim 370S wurde 1931 an die Union Automobil Gmbh in Berlin ausgeliefert. Danach ging der Wagen in den Besitz eines Stuttgarter Architekten über. Später kutschierte der mondän anmutende Roadster einen – wen wundert’s? – Filmproduzenten zu diversen Drehorten. Irgendwann muss jedoch der Medienmogul das Interesse an dem Auto verloren haben. Findige Oldtimer-Sammler entdeckten den Roadster nämlich abgestellt in der Garage eines Filmstudios.
Was lange währt… Die Restauration dauerte von 1985 bis 2000
13 lange Jahre verhandelten die Mercedes-Fans mit dem damaligen Besitzer über den Verkauf, der schließlich 1978 zustande kam. Die Restaurierung begann 1985. Im Zuge dessen wurde das Fahrgestell komplett überarbeitet, ein neuer Benzintank aus rostfreiem Stahl angefertigt, die Beleuchtungsanlage und die Innenausstattung instandgesetzt sowie das Holz-Interieur und die elektrische Anlage erneuert.
Mut zur Farbe
Die Karosserie befand sich in einem insgesamt sehr guten Zustand. Schweißarbeiten waren daher nicht erforderlich. Hingegen erhielten die Bleche des Mercedes Mannheim eine neue Lackierung. Ursprünglich in Schwarz ausgeliefert, erstrahlt der Roadster nunmehr in einem sportiven Zweifarb-Finish. Außerdem ließen die neuen Eigner das Interieur mit roten Lederbezügen passend aufmöbeln.
Der Mercedes wird zum Standmodell verdammt
Als weitere Besonderheit verfügt der 370S über eine Windschutzscheibe, die 11 cm niedriger ist. Dadurch wirkt der Mercedes Mannheim 370S noch sportlicher. Die Restaurierungsarbeiten endeten im Jahr 2000. Seitdem legte der Wagen nicht mehr als 500 Kilometer zurück. Kürzlich stand der Mannheim zum Verkauf an. Bleibt zu hoffen, dass der Roadster ein gutes Zuhause findet – und dass seine neuen Besitzer dem 370S ein bisschen mehr „Auslauf“ gönnen. Denn so ein prächtiger Sportwagen gehört einfach auf die Straße.
Text: Frank Ebeling
Fotos: Bonhams
10 Bilder Fotostrecke | Top of the Line: Der 1931er Mercedes 370S / 380 S als Krönung der Baureihe W10
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