Formel 1 GP von Bahrain - Rennen

Den Doppelsieg auf dem Silbertablett präsentiert

Formel 1 GP von Bahrain - Rennen: Den Doppelsieg auf dem Silbertablett präsentiert
Erstellt am 1. April 2019

Die Silberpfeile feierten beim zweiten Lauf der F1-WM in Bahrain einen Doppelsieg. Lewis Hamilton siegte vor seinem Stallgefährten Valtteri Bottas. Was auf dem Papier wie eine klare Geschichte aussieht, war in Wirklichkeit unglaubliches Glück durch die tatkräftige Mithilfe der eigentlich deutlich überlegenen Ferrari, die beide durch unterschiedliche Probleme zurück fielen.

Wir hatten in unserem Vorbericht schon angedeutet, dass die Überlegenheit von Australien für die Silberpfeile eine trügerische Sicherheit darstellen könnten. Zu einzigartig ist die Strecke in Melbourne, um daraus ein wahres Kräfteverhältnis herauslesen zu können. Und zu stark wirkte das Ferrari-Team bei den Wintertests in Barcelona. Auch im Mercedes-AMG Petronas Motorsport Team war man sich sicher, dass man sich eben nicht sicher sein darf, was die Top-Position betrifft. 

Ferrari und Leclerc bärenstark

So war auch keiner verwundert, als Ferrari in den Trainings und auch im Qualifying alles in Grund und Boden fuhr. Vor allem der junge Neuzugang Charles Leclerc trumpfte groß auf und holte sich seine erste Pole Position, noch vor seinem Teamkollegen Sebastian Vettel, immerhin vierfacher Weltmeister. Erst dahinter sortierten sich die beiden Silberpfeile ein, allerdings mit deutlichem Rückstand. Dafür sah die Rennpace, die man am Freitag testete, bei den Silbernen etwas besser aus.

Leclerc am Start mit Nerven, dann aber unwiderstehlich

Am Start zollte der junge Monegasse Leclerc noch seinen Nerven Tribut und fiel hinter Vettel und Bottas zurück, der seinerseits Hamilton ausbeschleunigte. Allerdings vertat sich der Finne schon nach einer Runde beim Anbremsen und musste sowohl Leclerc und auch Hamilton wieder vorbei lassen. Leclerc seinerseits schloss sehr schnell auf den führenden Vettel auf und überholte ihn ohne Probleme. Leclerc scheint in dieser Saison mit dem Ferrari deutlich besser klarzukommen als der erfahrene Deutsche, denn in der Folge zog er unwiderstehlich davon, während Vettel sich mit Lewis Hamilton beschäftigen musste, der ihn auch in der Runde der ersten Boxenstops überholte.

Hamilton und Vettel im Infight

Während Leclerc vorn seinen Vorsprung weiter ausbaute, balgten sich Vettel und Hamilton, der auf den weichen Reifen sichtlich Probleme hatte, um den zweiten Platz. Vettel konnte den Briten zur Rennhalbzeit niederringen und blieb auch nach dem zweiten Stopp vorn. Nun allerdings machte Hamilton wieder Druck und trieb den Deutschen in einen groben Fahrfehler, als dem Ferrari-Piloten beim Zweikampf das Heck ausbrach und er sich spektakulär drehte. Danach flog ihm noch der Frontspoiler davon, so dass Vettel nunmehr mit dem Podium nichts mehr zu tun hatte.

Ferrari-Technik schenkt Silber den Doppelsieg

Ganz vorn schien alles auf den Premierensieg des jungen Chales Leclerc hinzudeuten, der die Sache locker im Griff hatte. Aber 10 Runden vor Schluss schlug das Schicksal zu. Leclerc verlor eine beträchtlichen Teil seiner Motorleistung und musste Hamilton, der eigentlich schon abgeschlagen zurück lag, in der Folge passieren lassen. Auch Bottas konnte seinen Rückstand von über 27 Sekunden innerhalb weniger Runden wettmachen und den Monegassen überholen. Selbst Max Verstappen, in seinem Red Bull mehr als 35 Sekunden zurück, hätte den Ferrari-Piloten noch vom Podium verdrängt, wenn nicht wenige Runden vor Schluss beide Renault unabhängig voneinander gleichzeitig in der selben Kurve (!) einen bizarren Doppelausfall hinlegten und das Safetycar auf die Strecke zwangen, hinter dem das Rennen dann beendet wurde. So rettete Leclerc den waidwunden Ferrari noch auf das Podium.

Lewis Hamilton 
Heute war es sehr knifflig und ich musste einfach alles geben. Wir hatten sehr viel Glück, diesen Doppelsieg einzufahren. Ferrari war das gesamte Wochenende über besser als wir. Letztlich wünschst du dir einen echten Kampf und möchtest jemanden überholen, weil du schneller bist. So fühlt es sich ein wenig komisch an und man kann sein Glück kaum glauben. Ich war schon in ähnlichen Situationen und weiß, wie es sich anfühlt. Aber Charles hat das ganze Wochenende über großartige Arbeit abgeliefert und es liegt eine wundervolle, große Zukunft vor ihm. Wir sind erst zwei Rennen gefahren, bei einem waren wir schnell und weit vorne, beim anderen hatte Ferrari die Oberhand. Es ist schwer zu sagen, wie die nächsten Rennen verlaufen werden. Aber ich erwarte, dass es ein harter Kampf wird und es zwischen den beiden Teams hin- und hergehen wird. Wir müssen weiter hart arbeiten, um zu verstehen, was an diesem Wochenende falsch gelaufen ist, und wie wir das Auto verbessern können. Aber wir haben heute gesehen, dass auch die Zuverlässigkeit eine entscheidende Rolle spielt. Deshalb müssen wir auf allen Ebenen weiterarbeiten. Wir nehmen die Punkte heute mit und dann geht es in China weiter.
 
Valtteri Bottas 
Das war kein einfaches Rennen. Das Auto war sehr schwierig zu fahren und die Bedingungen waren aufgrund der Windböen sehr knifflig. Dadurch verhielt sich das Auto sehr unvorhersehbar. Ich hatte einen guten Start und kam auf Platz zwei nach vorne. Aber auf der nächsten Runde hat mich eingangs Kurve eins der Wind erwischt. Dadurch habe ich die Position wieder verloren und bin letztlich nach einem Duell mit Lewis auf Rang vier zurückgefallen. Danach war es zeitweise ein relativ einsames Rennen für mich. Ich habe niemanden gesehen, aber als Zuschauer war es sicher sehr aufregend mit all den unerwarteten Ereignissen. Ferrari war im Rennen erneut sehr stark, wie schon das gesamte Wochenende über. Aber heute war das Glück auf unserer Seite, was für mich persönlich eine willkommene Abwechslung nach all dem Pech im vergangenen Jahr war. Auf der anderen Seite war unser Auto sehr zuverlässig, weshalb wir schlussendlich auch das Rennen gewonnen haben. Es war ein hartes Rennen für Charles, aber er hat das gesamte Wochenende über großartige Arbeit geleistet und ich bin sicher, dass seine Zeit noch kommen wird. Wir verlassen Bahrain jetzt mit vielen Punkten im Gepäck, aber uns erwartet vor China auch noch jede Menge Arbeit.
 
Toto Wolff 
Charles war heute der Pechvogel. Er war der schnellste Fahrer auf der Strecke und hätte das Rennen gewinnen müssen. Aber auf der anderen Seite gehört auch das zum Rennsport dazu. Manchmal hat man Glück und manchmal hat man eben Pech. In meiner Erfahrung gleicht sich das am Ende immer aus. Lewis ist heute ein starkes Rennen gefahren. Er hat mit einem Auto gekämpft, das vielleicht nicht auf dem Niveau seines Konkurrenten war, aber er blieb nah an Vettel dran und konnte dann das Duell mit ihm auf der Strecke für sich entscheiden. Das war einer der entscheidenden Momente für den Sieg. Valtteri erlebte einen schwierigeren Tag. Er hatte auf dem sehr rauen Asphalt hier in Bahrain mit den Reifen zu kämpfen. Wir reisen von diesem Wochenende mit 43 Punkten im Gepäck ab, aber es ist klar, dass wir heute sehr viel Glück gehabt haben. Am Ende hat unsere Zuverlässigkeit und nicht unsere Pace das Rennen für uns gewonnen. Uns fehlt es an Topspeed auf der Geraden, was in China sehr wichtig ist. Deshalb müssen wir unsere Köpfe zusammenstecken und herausfinden, warum wir sowohl im Qualifying als auch im Rennen mit unserer Pace zu kämpfen hatten. Es ist ein sehr enger Kampf und wenn wir in Schanghai konkurrenzfähig sein wollen, müssen wir sicherstellen, dass wir dort in Bestform antreten. 
 
Andrew Shovlin 
Wir freuen uns sehr über diesen Doppelsieg, aber uns ist bewusst, dass wir an diesem Wochenende nicht das schnellste Auto hatten. Es liegt also noch Arbeit vor uns, wenn wir Ferrari einholen möchten. Uns hat an diesem Wochenende etwas Haftung an der Hinterachse gefehlt und auch ein wenig Topspeed auf der Geraden. Das hat das Qualifying und das Rennen für uns erschwert. Wir haben einige Weiterentwicklungen, die wir hier beim Test ausprobieren werden, die unserem Speed in den Kurven entgegenkommen sollten. Es wäre schön, wenn wir in China auf unsere Pace und nicht auf Glück vertrauen könnten, um das Rennen zu gewinnen. Das Team hat heute unter sehr viel Druck richtig gute Arbeit abgeliefert und unser Auto war das ganze Wochenende über absolut zuverlässig. Das ist schön zu sehen. Charles hatte heute unheimlich viel Pech. Er hat alle mit seinem Speed und seiner Ruhe beeindruckt. Den Sieg ohne eigenes Verschulden auf diese Weise zu verlieren, muss sehr hart sein. Aber es scheint, als ob er nicht lange auf die nächste Gelegenheit wird warten müssen. 

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