Lewis Hamilton holte nach der Pole Position am Samstag beim sonntäglichen Rennen der Formel 1 in Spa den Sieg vor Sebastian Vettel im Ferrari und verkürzte damit den Abstand zum WM-Leader auf nur noch sieben Punkte. Valtteri Bottas kam nach einem schwierigen Wochenende nur auf Rang 5 ins Ziel.

Mit Michael Schumacher gleich gezogen!

Auf der erklärten Fahrerstrecke von Spa Francochamps ließ Mercedes-Speerspitze Lewis Hamilton im Qualifying nichts anbrennen und hämmerte die Pole Position auf die Strecke. Und seine 68. Pole war eine ganz besondere: Damit zog er mit Legende Michael Schumacher gleich, der bis dato diesen Rekord alleine inne hatte. Als Dank erwartete ihn nach dem Qualifying eine Botschaft der Familie Schumacher, die dem Briten herzlich zu dieser Leistung gratulierte. Hamilton war sichtlich gerührt und musste sich auch ein paar Tränchen aus den Augenwinkeln wischen. "Bis ich über die Linie gefahren war und die Pole sicher hatte, merkte ich gar nicht, dass ich Michaels Rekord egalisiert hatte. Es ist verrückt, wenn ich daran denke, dass ich 1996, als ich elf Jahre alt war, hierher kam, um Michael zuzusehen - und jetzt habe ich seinen Rekord eingestellt. Es ist für mich eine Ehre, mit ihm gemeinsam da oben zu stehen und es ist ein unglaubliches Gefühl, so stark in die zweite Saisonhälfte zu starten."

Führung am Start mit Mercedes-Power verteidigt!

Stark war vor alle sein Start in das Rennen, bei dem er Verfolger Sebastian Vettel nicht den Hauch einer Chance ließ. Allerdings konnte Vettel bei der ersten Durchfahrt durch die berühmte Eau Rouge Kurve dicht aufschließen und auf der folgenden Kemmel-Geraden sogar neben den Mercedes von Hamilton ziehen. Dieser rettete sich nur durch die überlegene Mercedes-Power, denn sobald Vettel aus dem Sog des Windschattens heraus war, ging dem Ferrari die Luft aus. Danach kam Vettel zunächst nicht wieder in Schlagdistanz.

Teaminterner Force India Crash sorgt für Safety Car Phase!

Das änderte sich erst nach dem Einsatz des Safetycars, nachdem sich die beiden Force India Piloten Perez und Ocon - mal wieder - heftig in die Quere gekommen waren und die Zufahrt von Eau Rouge mit Trümmerteilen übersät war. Bei Force India - ebenfalls mit Mercedes-Aggregaten unterwegs - rauchten die Köpfe ob dieser wiederholten Kollisionen, denn die beiden Piloten waren sich in der Vergangenheit und sogar an diesem Tag beim Start mehrfach in die Autos gefahren. So eine Situation ist teamintern untragbar. Da wird wohl für den derzeitigen Mercedes-AMG DTM-Piloten Lucas Auer ein F1-Plätzchen im nächsten Jahr frei. Getestet hat der Österreicher den Force India Boliden bereits, der den gleichen Sponsor trägt wie sein DTM-Auto.

Motor-Power und ein kleiner Trick retten den Sieg!

Ebenfalls unglücklich mit diesem Rennverlauf war Lewis Hamilton, der am Funk über den aus seiner Sicht unnötigen Einsatz des Safety Cars schimpfte und der Rennleitung später unterstellte, dies nur für die Erhöhung der Spannung einzusetzen. Schließlich hatte der Brite zuvor seinen Vorsprung souverän verwaltet und Verfolger Vettel niemals in die Nähe des DRS-Fensters von einer Sekunde kommen lassen. Allerdings sind Trümmerteile gerade so kurz vor de Eau Rouge extrem gefährlich, weil ein Überfahren der scharfkantigen Teile einen Reifenplatzer genau in der gefährlichsten Kurve der Welt zur Folgen haben könnte. Daher hat die Rennleitung alles richtig gemacht! Hamilton lag aber mit seinem Ärger ebenfalls nicht ganz falsch, denn beim folgenden Restart geriet er wieder in eine brenzlige Situation, bei der Verfolger Vettel wie schon beim Start auf der Kemmel-Geraden neben den Briten ziehen konnte. Und wieder rettete sich Hamilton mit der überlegenen Mercedes-Power gegen den Ferrari. Dabei nutzte der clevere Brite einen kleinen Trick. Als Hamilton merkte, wie dicht Vettel vor Eau Rouge aufschloss, nahm er gezielt ein wenig Gas weg und zwang Vettel so, sehr früh aus dem Windschatten heraus zu fahren. Dadurch verhungerte der Ferrari auf der Geraden im Gegenwind und Hamilton behielt die Führung, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Teamkollege Valtteri Bottas hingegen wurde beim selben Restart von gleich zwei Gegnern überholt und wurde nur Fünfter, anstatt auf dem Podium zu stehen. Damit verlor er auch in der WM-Wertung den direkten Kontakt zu den beiden Spitzenreitern.

Stimmen zum Rennen:

Lewis Hamilton  Es ist unglaublich, die Saison wieder aufzunehmen und gleich auf dem richtigen Fuß zu starten. Ferrari war heute sehr stark und sie haben uns einen fantastischen Kampf geliefert. Wir haben beide auf jeder Runde gepusht und es gab keinen Spielraum für Fehler. Das Safety Car fuhr so langsam, dass es sehr schwierig war, die Reifen auf Temperatur zu halten. Beim Re-Start hatte Sebastian einen guten Windschatten, es war sehr eng. Es macht Spaß, gegen ein anderes Team zu kämpfen; Sebastian und das Auto sind in Bestform. Darum geht es im Motorsport. Ich möchte mich beim Team bedanken, ohne sie hätte ich heute nicht gewinnen können.

Valtteri Bottas  Das heutige Rennen und Ergebnis waren eine große Enttäuschung. Es war ein rundum schwieriges Wochenende für mich. Es wäre schön gewesen, zumindest auf dem Podium zu stehen und ein paar gute Punkte für das Team einzufahren. Nach dem Safety Car Re-Start war ich auf den weichen Reifen, aber die Jungs, die mich überholten, fuhren auf den ultraweichen Reifen. Ich war im Hintertreffen, kämpfte mit dem Grip und konnte nicht dagegenhalten. Im Rennen funktionieren die weichen Reifen gut für uns, aber während des Safety Car Re-Starts besteht immer ein Risiko, dass andere Fahrer weichere Mischungen haben könnten. In einem normalen Rennen hätten wir eine optimale Reifenstrategie gehabt. Dies war das schwierigste Wochenende für mich. Jetzt muss ich daraus meine Lehren ziehen, denn ich war nicht schnell genug. Ich muss meine Fehler rasch analysieren und dann hoffentlich in Monza am nächsten Wochenende gestärkt zurückschlagen.

Toto Wolff  Das war eine fantastische Leistung von Lewis, mit der er ein perfektes Wochenende für sich abrundete. Es war ein großartiges Ergebnis für die Weltmeisterschaft und eine fehlerlose Vorstellung. Er verteidigte sich gut auf der Startrunde und danach entwickelte sich ein Kampf Runde für Runde, um den Vorsprung auf Sebastian auszubauen. Nach dem Boxenstopp sahen wir leichte Blasenbildung an einem seiner Hinterreifen und es gab einige Fragezeichen, ob sie bis ins Ziel halten würden. Dann kam das Safety Car heraus und traf die Entscheidung für uns. Wir diskutierten darüber, welche Reifen wir aufziehen sollten. Wir hatten keinen frischen Satz UltraSoft-Reifen mehr übrig und das Team am Kommandostand wusste, dass die weichen Reifen die bessere Wahl für den Stint sein würden - wenn wir die Position in den ersten Runden nach dem Re-Start verteidigen können. Wie Lewis gezeigt hat, war es die richtige Entscheidung und er fuhr einen großartigen Sieg ein. Bei Valtteri hatten wir an diesem Wochenende Schwierigkeiten mit seinem Auto, ganz besonders mit der Traktion, wie man auf den TV-Aufnahmen beim Re-Start erkennen konnte. Jetzt müssen wir herausfinden, woran das gelegen hat. Gleichzeitig wird er der Erste sein, der sich selbstkritisch zum Verlust der Positionen nach dem Re-Start äußert. Nun geht es nach Monza. Ferrari war hier sehr stark und wir können genau das gleiche bei ihrem Heimrennen erwarten. Unsere Aufgabe ist es, weiter anzugreifen, mehr Performance am Auto nachzulegen und sicherzustellen, dass wir bis zum Saisonende bei jedem Rennen unser gesamtes Potential ausschöpfen.