Jubel bei Ferrari, Kummer bei den Silberpfeilen. Hamilton wäre an diesem Rennwochenende gern mit seinem Idol Ayrton Senna gleichgezogen und hatte den 80. Podiumsplatz angepeilt. Doch der Brite verpasste wie Teamkollege Rosberg den Sprung auf das Treppchen. Dort standen neben Ferrari Pilot Sebastian Vettel, die Red Bull-Piloten Daniil Kvjat und Daniel Ricciardo. Mercedes-Benz Motorsportchef Toto Wolff hatte offensichtlich eine Vorahnung, hatte er doch am Samstag noch zu Protokoll gegeben. „Unser Vorsprung ist anfällig und wir müssen immer arbeiten, um jedes Detail auf den Punkt zu bringen. Ferrari und Red Bull sind uns auf den Fersen und bereit, jeden Fehler auszunutzen.“
Wolff sollte Recht behalten. Nachdem das Startprozedere beim ersten Mal abgebrochen werden musste, waren die Ferrari-Piloten Vettel und Räikkonen hellwach. Die Roten Renner schoben sich beim Start schnell an den Silberpfeilen vorbei und nach einem Ausflug im Kiesbett kam Lewis Hamilton sogar nur als Elfter aus der ersten Runde zurück.
Die dann folgenden Positionskämpfe präsentierten den Zuschauern ein spannendes Rennen, auffälligstes Manöver dabei, dass sich Hülkenberg und Massa bei einem Überholmanöver berührten. Vielleicht ging dabei an Hülkenbergs Force India etwas zu Bruch, denn in der 43. Runde verlor sein Rennwagen auf der Start-und-Zielgeraden den Frontflügel und Hülkenberg krachte in die Reifenstapel. Der Unfall verlief glimpflich. Die Rennleitung entschied sich, das Pacecar auf die Piste zu lassen, um die Strecke von den Resten des geborstenen Karosserieteils zu säubern.
Nach dem Re-Start konnten die Silberpfeile die zweite Chance nicht nutzen
Vettels Vorsprung war damit dahin. Nico Rosberg und Lewis Hamilton lagen hinter Räikkonen auf den Plätzen drei und vier. Während Rosberg nach dem Re-Start in der 49. Runde den angeschlagenen Ferrari von Räikkonen kassieren konnte, musste Hamilton nach einer Berührung mit Ricciardo an die Box, um eine neue Front zu fassen. Damit war Hamilton wenige Runden vor Schluss nur noch Elfter.
Doch seinem Teamkollegen Rosberg sollte das Podium ebenfalls noch entschwinden. Daniel Ricciardo presste sich an Rosberg vorbei, dessen Silberpfeil durch die Berührung einen Plattfuß erlitt. Rosberg musste daraufhin an die Box, der Traum vom Treppchen war damit ausgeträumt. Für beide Silberpfeil-Piloten.
MERCEDES AMG PETRONAS führt in der Konstrukteursmeisterschaft mit 147 Punkten vor
Ferrari. Lewis Hamilton führt die Fahrermeisterschaft jetzt mit 21 Punkten vor Nico Rosberg an.
Rennergebnis 10. Lauf der Formel 1 - Grand Prix von Ungarn 2015
Pos. Nr. Fahrer Team Rd/Abstand
1 5 S. Vettel Ferrari 69
2 26 D. Kwjat Red Bull +0:15.748
3 3 D. Ricciardo Red Bull +0:25.084
4 33 M. Verstappen Toro Rosso +0:44.251
5 14 F. Alonso McLaren +0:49.079
6 44 L. Hamilton Mercedes +0:52.025
7 8 R. Grosjean Lotus +0:58.578
8 6 N. Rosberg Mercedes +0:58.876
9 22 J. Button McLaren +1:07.028
10 9 M. Ericsson Sauber +1:09.130
11 12 F. Nasr Sauber +1:13.458
12 19 F. Massa Williams +1:14.278
13 77 V. Bottas Williams +1:20.228
14 13 P. Maldonado Lotus +1:25.142
15 98 R. Merhi Manor-Marussia +2 Rnd.
16 28 W. Stevens Manor-Marussia +4 Rnd.
Stimmen nach de Rennen
Lewis Hamilton
Das war ein sehr harter Nachmittag. Das Team hat alles richtig gemacht und das Auto
hatte die Pace - aber ich hatte einfach einen sehr schlechten Tag im Büro. Das war
denke ich eines der schlechtesten Rennen und im Moment habe ich keine Erklärung
dafür. Ich kann mich nur beim Team entschuldigen und hart arbeiten, um das beim
nächsten Rennen zu ändern. Mein Start war nicht ideal und die Ferrari kamen schnell
vom Fleck weg. Plötzlich wurde ich also von beiden Seiten attackiert. Später in der
Runde wurde es mit Nico eng, als meine Reifen blockierten und ich von der Linie
abkam. Dann war da natürlich noch der Zwischenfall mit Daniel. Es war keine Absicht,
aber meine Schuld. Er fuhr außen herum eine enge Linie und ich verlor einfach Grip,
die Fahrbahn ging mir aus und ich rutschte mit Untersteuern in ihn herein. Das
führte zu einer Durchfahrtsstrafe, die mich wieder zurückwarf nach all der Arbeit,
um nach vorne zu kommen. Von da an musste ich mir einfach selber sagen, die Ruhe zu
bewahren und nicht aufzugeben, um für Punkte zu kämpfen. Während dieser Phase konnte
man sehen, dass die Pace des Autos sehr stark war, wie am gesamten Wochenende. Ich
habe heute einfach zu viele Fehler gemacht. Am Ende war es Schadensbegrenzung in
Sachen Meisterschaftspunkte. Ich muss jetzt das Positive mit in den Sommer nehmen
und in Spa zurückschlagen.
Nico Rosberg
Ich hatte einen ordentlichen Start, wenn auch nicht den besten. Allerdings hatte ich
auf den Option-Reifen keine tolle Balance. So konnten sich die Ferrari zu Beginn
recht schnell absetzen. Auf den Primes ging es besser und bis zur 64. Runde lief das
Rennen gut für mich. Racing ist manchmal sehr hart. Es fühlt sich schrecklich an, es
am Ende zu verlieren. Für mich war der Zwischenfall mit Daniel ziemlich eindeutig.
Ich fuhr auf der Ideallinie, er bremste zu spät und wurde weit nach außen getragen.
Ich blieb dann auf der Rennlinie, es war also meine Kurve. Er hatte aber immer noch
seinen Frontflügel dort, traf mich und ich zog mir einen Reifenschaden zu. Das
zerstörte mein Rennen. Das ist wirklich schade, weil ich viele Punkte auf Lewis
hätte gutmachen können. Im Moment freue ich mich nicht auf die Sommerpause. Ich
möchte einfach wieder ins Auto steigen und morgen wieder Rennen fahren.
Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef
Im heutigen Rennen hatten wir mehr Zwischenfälle als in der gesamten bisherigen
Saison. Heute Nachmittag habe ich wieder ein paar mehr graue Haare bekommen!
Zunächst aber möchte ich Ferrari herzlich gratulieren. Nicht nur zu diesem
verdienten Sieg, sondern auch, weil es nach dem Verlust von Jules für das gesamte
Team eine schwierige Woche gewesen ist. Ich bin mir sicher, dass dieser Sieg für
jeden in Maranello eine ganz besondere Bedeutung besitzt. Wir hatten zwei schlechte
Starts und danach wurde es immer schlimmer. Lewis kam auf der ersten Runde von der
Strecke ab und hatte dann den Zwischenfall mit Ricciardo, den Nasenwechsel und die
Durchfahrtsstrafe. Trotzdem hat er es irgendwie geschafft, noch auf Platz sechs zu
fahren. Nico hatte im ersten Stint nicht die Pace, um mit den Ferraris mitzuhalten.
Trotzdem fuhr er stark und lag auf Podestkurs. Als das virtuelle Safety Car
herauskam, war es für ihn eng, um noch an die Box zu fahren. Aber es ist ihm
gelungen. Der Standardreifensatz war der Prime-Reifen, da wir noch rund 30 Runden
unter normalen Bedingungen zu fahren hatten. Dies war der einzige Satz, den wir
aufziehen konnten. Rückblickend wäre der Option-Reifen ideal gewesen, um Sebastian
anzugreifen, der auf den Prime-Reifen fahren musste. Aber hinterher ist man
bekanntlich immer schlauer. Er hat dennoch eine großartige Leistung gezeigt, Platz
acht gerettet und damit weitere Punkte geholt. Für uns war das ein wirklich
frustrierender Tag. Unsere Erfolge in diesem Jahr basierten auf fantastischer
Konzentration auf die Details und Teamarbeit. Wir haben alles richtig hinbekommen,
um diese Ergebnisse zu erzielen. Jetzt müssen wir das Rennen analysieren und unsere
Lehren daraus ziehen. Danach werden wir unsere Akkus aufladen, um in Spa
zurückzuschlagen.
Paddy Lowe, Executive Director (Technical)
Das war offensichtlich kein großartiger Tag. Alles begann mit zwei relativ
mittelmäßigen Starts. Bei Lewis glauben wir, dass die Kupplung nach der zweiten
Einführungsrunde überhitzt hat. Nico schien auf seiner Seite der Startaufstellung
einfach sehr wenig Grip zu haben. Wir entschuldigen uns bei beiden Fahrern dafür,
dass wir ihnen nicht die Basis gegeben haben, um so zu starten, wie sie es hätten
sollen. Danach lagen beide Fahrer hinter den Ferrari und Lewis verlor weitere
Positionen, als er versuchte, Nico im Verlauf der ersten Runde zu überholen. Bereits
zu diesem Zeitpunkt sah es nach einem schwierigen Nachmittag aus. Einer unserer
Fahrer war Dritter und der andere lag auf Platz zehn. Wir versuchten mit unserer
Rennstrategie beide Autos auf das Podium zu bringen, vielleicht sogar auf die
oberste Stufe. Aber es wurde schon bald klar, dass Ferrari hier heute sehr schnell
war und wir keinen ausreichenden Pace-Vorteil hatten, um das zu schaffen. Danach gab
es einige Zwischenfälle, darunter kleinere Kollisionen und Strafen, die uns auf die
Plätze sechs und acht brachten. Das war ohne Zweifel ein schlechter Tag, aber wie
sagt man so schön? Man kann nicht immer gewinnen. Immerhin haben wir trotzdem noch
gepunktet.
1 Kommentar
Egide aus belgien
27. Juli 2015 20:54 (vor über 9 Jahren)
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