Ja, das war der Formel 1-Krimi, den sich wohl die meisten Zuschauer erhofft hatten. Sebastian Vettel rettete sich bei rapide abbauenden Reifen in der letzten Runde ins Ziel. Eine Kurve und Gegengerade und der Silberpfeil-Pilot Valtteri Bottas wäre wohl an dessen Ferrari vorbeigezogen.
Ferrari-Pilot überrollt eigenen Mechaniker
Zwischen dem Start und der Zielankunft lagen zahlreiche Überholmanöver, Unfälle und peinliche Zwischenfälle, die nicht professionell sind. So wurde ein Ferrari-Mechaniker beim Reifenwechsel schwer verletzt, als Kimi Räikonen „Los“ angezeigt bekam, der Mechaniker aber noch am Reifen werkelte und von dem lossausenden Ferrari zumindest teilweise überrollt wurde.
Max Verstappen kickt sich erneut selbst raus
Max Verstappen machte wieder einmal deutlich, dass er im Rennen nicht gewillt ist, auch für den amtierenden Weltmeister keinen Platz zu machen. Hamiltons Mercedes überstand die Rempelei, Max Verstappen konnte seinen Red Bull erneut verfrüht abstellen. Als sich das Feld beruhigt hatte, begann Lewis mit seiner Aufholjagd.
Lewis kämpfte sich vom neunten Startplatz durch das Feld und beendete das Rennen auf Platz drei - es war sein 70. Podestplatz im 100. Rennen für Mercedes-AMG Petronas Motorsport sowie sein 27. Top-10-Ergebnis in Folge. Lewis fuhr wie Bottas zuletzt mit den „weißen“ Reifen, während Vettel mit den soften „Gelben“ unterwegs war. Doch deren Grip baute gegen Ende des Rennens immer stärker ab und Bottas rückte drei Runden vor Schluss dem wacker kämpfenden Vettel fast schon ins Getriebe. Kurz zuvor hatte Vettel noch den Funkspruch abgesetzt: „Alles okay, ich bin schnell genug!“ Das aber war eine Finte, um den aufrückenden Finnen zu irritieren. Der trumpfte wie entfesselt auf, musste sich aber dennoch hauchdünn geschlagen geben. Valtteri belegte nur 0,7 Sekunden hinter Sieger Sebastian Vettel Platz zwei.
Sebastian Vettel (50 Punkte) führt die Fahrer-Weltmeisterschaft mit 17 Punkten Vorsprung auf Lewis (33 Punkte) an, Valtteri (22 Punkte) belegt dahinter Platz drei Ferrari (65 Punkte) liegt mit 10 Punkten Vorsprung auf Mercedes-AMG Petronas Motorsport (55 Punkte) auf Platz eins der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft.
Ein spannendes Rennen. Das einzige, was an diesem Tag wohl nicht kribbelte, war der Siegersaft. In den Magnumflaschen befand sich statt Champagner lediglich Rosenwasser.
Die O-Töne:
Valtteri Bottas
Am Ende wurde es richtig knapp. Schade, dass es nicht ganz zum Sieg gereicht hat. Wenn es so eng zugeht, denkst du nach dem Rennen über jede Runde und jede Kurve nach und versuchst herauszufinden, ob du irgendetwas hättest besser machen können. Aber ich glaube, dass ich ein gutes Rennen gefahren bin. Ich habe keinen Fehler gemacht und mein Bestes gegeben. Ich bin vor dem Rennen nicht mit den Medium-Reifen gefahren, aber es ging gut und wir konnten einen richtig langen Stint fahren. Erst in den letzten drei Runden hatte ich mit den Reifen zu kämpfen und sobald ich nah an Sebastian herankam, wurde alles schwieriger. Die Pace war heute besser als erwartet, so dass wir Ferrari unter Druck setzen konnten. Es war sehr eng und wird ganz sicher eine interessante Saison. Es liegt noch Arbeit vor uns, besonders bei Bedingungen wie hier in Bahrain. Wir konnten etwas Positives mitnehmen, aber am wichtigsten ist es, die richtigen Lehren aus diesem Wochenende zu ziehen.
Lewis Hamilton
Das war kein einfaches Rennen, aber mit etwas Abstand bin ich damit ziemlich zufrieden. Heute ging es allen voran um Schadensbegrenzung und ich glaube, ein Platz in den Top-3 ist ein großartiges Ergebnis für das Team und mich. Natürlich hätten wir es vorgezogen, wenn wir das Getriebe nicht hätten wechseln müssen, aber ich war mit meiner Rennpace wirklich happy. Ich hatte einen richtig guten Start, konnte aber kein Kapital daraus schlagen. Ich konnte am Start ein paar Autos überholen und wechselte dann auf die Innenseite. Aber der Fahrer vor mir entschied sich, nach rechts zu ziehen, weshalb ich ausweichen musste, wodurch mich links wieder Autos überholten. Dadurch fiel ich auf der ersten Runde zurück. Mir war klar, dass ich diese Gruppe an Fahrzeugen sehr früh passieren musste. Aber bis ich vorbei war, waren die Jungs vorne 15 Sekunden vor mir. Ich habe das Rennen also in den ersten Runden verloren. Ferrari hat in den letzten beiden Rennen gezeigt, dass sie momentan die Oberhand haben. Aber es geht eng zu und wir müssen einfach bessere Arbeit abliefern. Schanghai war schon immer ein gutes Pflaster für mich, entsprechend hoffe ich, dass wir dort stark sein können.
Toto Wolff
Es ist wahnsinnig frustrierend, so nah am Sieg dran zu sein und ihn dann ganz am Schluss doch zu verpassen. Bei diesem Rennen haben wir bis zur letzten Kurve mitgefiebert. Wenn uns gestern jemand die Plätze zwei und drei angeboten hätte, hätte ich sofort zugeschlagen. Aber wenn man bedenkt, dass beide Red Bull und ein Ferrari ausgeschieden sind, dann ist das auch das Minimum, das wir von uns in diesem Rennen erwarten. Rückblickend ist es einfach, auf das Rennen zu schauen und Siegchancen auszumachen. Als wir nach den ersten Stopps herauskamen und auf den Medium-Reifen fuhren, lag Valtteri möglicherweise in einer aussichtsreichen Position für den Sieg. Aber Ferrari und Sebastian hatten das Rennen extrem gut im Griff und verdienen den Sieg. Unser Auto war heute auf den Soft- und Medium-Reifen richtig gut. Das ist möglicherweise ein Anzeichen dafür, dass sich das Kräfteverhältnis in dieser Saison von Strecke zu Strecke verschieben wird. Für Lewis ist ein Podestplatz von Startrang neun besser als es unsere Prognosen vorhergesagt haben. Sein Überholmanöver gegen drei Autos war ein echter Höhepunkt des Rennens. Insgesamt war es eine gute Schadensbegrenzung, nachdem wir uns mit der Strafe selbst ins Hintertreffen manövriert hatten. Jetzt müssen wir uns auf die Details konzentrieren, die in so hart umkämpften Rennen den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen.
James Allison
Dieser Grand Prix gehört für uns in die Kategorie der „ verpassten Chancen“. Nach einem schwierigen Qualifying war es jedoch ermutigend, dass unsere Long Run-Pace extrem konkurrenzfähig war, besonders, weil uns diese vor einem Jahr auf dieser Strecke schwer im Stich gelassen hat. Entsprechend kommen wir nicht umhin, uns zu fragen, was wohl gewesen wäre, wenn Valtteri noch eine weitere Runde hinter Sebastian gehabt hätte – oder wenn Lewis ohne das Handicap seiner Getriebestrafe ins Rennen gegangen wäre. Diese Gedankenspiele müssen wir nun hinter uns lassen und fest entschlossen nach China reisen, um dort unseren ersten Saisonsieg 2018 einzufahren.
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