Update: 08.03.2022
Der Verbrenner ist tot? Die Wahrheit ist: Der Verbrenner ist totgesagt, aber er spielt in den Planungen deutscher Premiumhersteller noch eine große Rolle. Zum Beispiel bei BMW, wo CEO Zipse - anders als Mercedes-Chef Källenius, welcher erklärtermaßen eine strikte Electric-Only-Strategie fährt - den Münchner Mercedes-Rivalen mehrgleisig in Richtung Zukunft steuert.
Laut eines Berichts im Handelsblatt (Paywall) plane BMW für die SUV der X-Modellreihe die Entwicklung einer Plattform für Benzin- und Dieselaggregate. Das Handelsblatt will von BMW-Managers erfahren haben, dass die Münchner eine neue Fahrzeugplattform für die Zeit nach 2027 entwickelt wollen, welche alle Antriebsarten ermöglicht. Gleichzeitig wird der Münchner Mercedes-Konkurrent seine Verbenner-Motorenpalette der Vier-, Sechs- und Achtzylindertriebwerke (Benziner und Diesel) überarbeiten. Zwar will auch BMW zunehmend sein Portfolio elektrisieren, aber CEO Zipse rechnet damit, dass 2030 allenfalls die Hälfte aller neuen BMW-Fahrzeuge einen vollelektrischen Antrieb haben werden. Oder anders gerechnet: Wenn BMW weltweit zwei Millionen Fahrzeuge im Jahr verkauft, dann wird die Hälfte - also eine Million - noch mit meinem Verbrennungsmotor ausgestattet sein.
Das erklärte Ziel von Mercedes-Benz ist freilich ein anderes. 2030 sollen alle Neuwagen mit Stern elektrisch sein - insofern, und das betont der Stern wann immer es geht, die Marktbedingungen dies zulassen. Die neue E-Klasse W214, welche demnächst debütiert, werde der letzte Mercedes auf Verbrennerplattform sein, heißt es. Doch ein kleines Schlupfloch zur Belieferung der Märkte außerhalb der EU, die das Verbrenner-Neuwagen-Aus de facto für 2035 beschlossen hat, hat sich Mercedes-Benz gelassen. Die MMA-Plattform, auf welcher sukzessive ab 2024 die kompakten Mercedes und Fahrzeuge der C-Klasse ausgerollt werden, ist sowohl für batterieelektrische Automobile als auch Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor geeignet. Zudem wolle der Erfinder des Automobils seinen M176-V8 doch noch einmal modernisieren, schreibt das Handelsblatt.
Zwar trägt Mercedes-Benz seine Elektro-Begeisterung demonstrativ zur Schau, doch dürften die desaströs niedrigen Verkaufszahlen der Mercedes EQ-Modelle in Fernost die demonstrative Gewissheit dämpfen, dass die Zukunft von Mercedes-Benz all electric oder nichts ist. Verbrenner von Mercedes sind in China dagegen Topseller. Es fällt schwer zu glauben, dass die Stuttgarter sich dieses Geschäft im Reich der Mitte, wo Mercedes mehr als ein Drittel seiner Fahrzeugabsätze erzielt, verderben wollen.
Artikel vom 14.11.2022: BMW-Chef: „Es ist falsch, das untere Marktsegment zu verlassen."
Geht es um den Premiumautomobilbau und die Erfolgsstrategie von morgen, vertreten die Chefs von Mercedes-Benz, Ola Källenius, und Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender von BMW, völlig unterschiedliche Ansichten. Mercedes will Premium. BMW auch. Mercedes will Geld verdienen. BMW auch. Mercedes will vollelektrischen Automobilen den Vorrang geben, den Fokus auf die Produktion größerer Autos verlegen und seine Kompaktklasse erheblich eindampfen. BMW will das nicht und tut das nicht. BMW ist technologieoffener und verachtet auch nicht das Kleingemachte. Im Gegenteil: Wie die Nachrichtenagentur Reuters über die Zukunftsstrategie des ewigen Mercedes-Konkurrenten berichtet, werde BMW sein unteres Preissegment beim Übergang zur Elektrifizierung nicht aufgeben.
Laut Reuters äußerte sich BMW-Chef Zipse auf einer Veranstaltung des Automobilzulieferers Robert Bosch GmbH in Berlin wie folgt: „Wir werden das untere Marktsegment nicht verlassen. Auch wenn man sich als Premiumhersteller versteht, ist es falsch, das untere Marktsegment zu verlassen - das wird in Zukunft der Kern des Geschäfts sein." Dass man bei BMW Klein- und Kompaktwagen als das Kerngeschäft der Zukunft bezeichnet und diese Segmente mit dem Selbstverständnis eines Premiumautomobilbauers vereinbar seien, ist eine ganz andere Position, als die, welche man bei Mercedes-Benz vertritt.
Denkt man in Stuttgart ans Feingemachte, dann denkt man neuerdings nur noch groß und elektrisch. Mercedes-Cehf Ola Källenius sieht allein im margenstarken Luxussegment die Erfolg versprechende Zukunft des Sterns. Das Modellangebot wird dementsprechend nach einer neuen Strategie namens „The Economics of Desire“ umstrukturiert und das Portfolio auf drei Produktkategorien „Top-End Luxury“, „Core Luxury“ und „Entry Luxury“ ausgerichtet. Diese drei Segemente sind aber in der Bedeutung für den Stern höchst ungleich gewichtet. Der Blick und das Hauptaugenmerk richtet sich in Stuttgart nach oben: Mehr als 75 % der Investitionen sind bei Mercedes-Benz für die beiden oberen Segmente, wo der Luxus passiert, vorgesehen. Im Entry Luxury Bereich hingegen wird der Erfinder des Automobils die Anzahl der Karosserievarianten von sieben auf vier eindampfen.
4 Kommentare
Mercedes-Fans.de
14. März 2023 17:15 (vor einem Jahr)
W124-300E
11. März 2023 22:28 (vor einem Jahr)
R129Fan
17. November 2022 15:37 (vor einem Jahr)
Boogie_de
17. November 2022 10:14 (vor einem Jahr)
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