Am 4. Und 5. November fand in der Messe Essen die Euro Taxi Messe statt. Wer denkt, dass sich hier Europas Taxiunternehmer gegenseitig gezeigt haben, dass man Taxis auch in blau, gelb, oder rot, anstatt in hellelfenbein fahren kann, täuscht sich gewaltig. Die Branche ist sehr lebendig und angesichts sich verschärfender Emissionsauflagen und Bestrebungen, möglichst viel CO2 im Betrieb zu reduzieren ausgesprochen innovativ. Neben den Herstellern Toyota und Volkswagen, waren u.a. auch Ford und natürlich Mercedes-Benz vor Ort - vertreten durch den Lokalmatador Lueg.
Selbstverständlich wurden auch Taxameter und die obligatorische, schwarz-gelbe Dachleuchte in allen denkbaren Ausführungen, Sonderumbauten für Behindertentransporte, Dienstleistungen und Versicherungen angeboten, aber ein Großteil der Aussteller, wie auch verschiedene Podiumsdiskussionen beschäftigten sich mit der Frage „Was und wie werden wir in Zukunft fahren?“
Mercedes setzt im Taxigewerbe auf die T-Klasse
VW beantwortete die Frage weitestgehend mit „elektrisch!“ durch eine alles am VW-Stand dominierende Armada an ID-Bussen, die sich – zugegeben – wirklich stylisch und top verarbeitet, aber auch extrem teuer präsentierten. Lueg zeigte unter anderem die T-Klasse, die, so hofft man in Untertürkheim, einen Großteil der Stückzahl abfangen soll, die durch den Wegfall des werksseitigen Taxi-Pakets bei der E-Klasse in der Taxi- und Mietwagenbranche wegzubrechen droht. Die Premiumstrategie duldet zukünftig keine Fahrgäste, die es sich auf dem MB-Tex der Rückbank gemütlich machen, sondern lieber Champagner im Maybach schlürfen. Wenigstens war aber hier ein wenig Technologieoffenheit zu erkennen, denn die ausgestellte T-Klasse war ein Diesel.
Besonders bemerkenswert war der Stand der Firma Obrist aus Österreich, die ihren Hyperhybrid Mark ll - mal stark vereinfacht dargestellt – auf Basis eines Teslas mit Range-Extender zeigten. Die Idee dahinter ist ein mit alternativem Kraftstoff betriebener Verbrennungsmotor, der die Reichweite erhöht, Fahrzeuggewicht und Preis aber senken soll und sogar mit einer negativen CO2-Bilanz antritt.
Wie können Emissionen in der Taxi-Branche eingespart werden?
Da aber langfristig noch viele Diesel-Taxis allein aus wirtschaftlichen Erwägungen länger, als früher üblich unterwegs sein werden und so der Bestand auch in der Taxi-Branche altert, stellt sich die Frage, wie hier Emissionen eingespart werden können.
Wie das funktioniert, zeigte die Wirtz Energie & Mineralöl GmbH, die – zum Thema passend – mit ihrem 1957er Berna zwischen den Old- und Youngtimer Taxis auf einem eigenen Messestand vertreten war. Es war mir persönlich eine Freude, zusammen mit Alfred Diamant dort FuelMotion vorstellen zu dürfen. Das von uns präsentierte FuelMotion Diesel H ist ein palmölfreier HVO100, der sofort in jedem Dieselmotor die CO2-Emissionen um bis zu 90% reduziert und auch bei allen anderen Schadstoffemissionen deutlich besser dasteht, als fossiler Diesel. Das Interesse war wie gewohnt groß.
Alte Autos sollen länger leben...
Flankiert wurde unser Berna von André Kuhlos W210 Taxi, das mit dem Aufkleber der Facebookgruppe „Langzeitauto“ beklebt ist. Die Idee, alte Autos länger auf der Straße zu halten, sie zu pflegen, zu warten und wenn nötig zu reparieren findet immer mehr Freunde. Vor allem Fahrzeuge mit Stern eignen sich hier besonders aufgrund ihrer Qualität und der Verfügbarkeit von Ersatzteilen. Mit alternativen Kraftstoffen, wie HVO und demnächst efuels sind diese Autos unschlagbar in der CO2-Bilanz, denn was bereits schon fährt, muss nicht verschrottet und neu gebaut werden.
Dass HVO auch in der Flotte und so im Taxi-Alltag funktioniert, beweist Randolf Stephany mit seinem Taxi Unternehmen aus Mülheim an der Ruhr. Randolf ist allen neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen. So war er einer der ersten Taxiunternehmer bundesweit, der drei sog. „London Taxis“ in seine Flotte integrierte, die im Normalbetrieb elektrisch angetrieben sind, aber – ähnlich dem Obrist Konzept - über einen Range Extender verfügen, der mit Flüssigkraftstoff betrieben wird und nicht mit dem Antriebsstrang verbunden ist. Einer davon kann sogar induktiv geladen werden. Sein E-Vito ist der einzige BEV in der Flotte und wird mit Strom aus der eigenen PV-Anlage geladen.
Ein Taxi-Unternehmen aus Mülheim als Vorreiter?
Stets auf der Suche nach Möglichkeiten, wirtschaftlich zu arbeiten, aber gleichzeitig das Klima zu schützen, ist Taxi Stephany seit mehreren Monaten FuelMotion Kunde. Seine 22 Diesel werden nun ausschließlich mit FuelMotion Diesel H, statt fossilem Diesel betankt. 25.000 Liter sind bereits durch die Einspritzdüsen der Stephany Flotte geflossen und das mit 10% der CO2-Emissionen gegenüber der vorherigen CO2-Bilanz. Wie den meisten Nutzern von HVO, ist auch den Stephany-Fahrern der ruhigere Motorlauf und das Ausbleiben von Abgasgeruch sofort aufgefallen.
Der Verkauf bleibt in Deutschland vorerst untersagt
So engagiert und erfolgreich beim Klimaschutz die Taxi-Branche, wie viele andere Diesel-lastige Branchen auch ist: Der Verkauf von HVO100 an Endkunden bleibt in Deutschland leider weiterhin untersagt, da auf Betreiben des Bundesumweltamtes die Bundesrepublik Deutschland derzeit nach wie vor Europäisches Recht bricht und den freien Verkauf alternativer Kraftstoffe der Norm EN15940 (zu denen HVO100 gehört) nicht freigibt, obwohl ihr CO2-Minderungspotential bekannt ist.
Dem Fass den Boden ausgeschlagen hat die aktuelle Nachricht, dass das von Bundesumweltministerin Steffi Lemke geführte Ministerium inzwischen die Tankstellenkarte von efuelsnow dazu benutzt, Tankstellen in Deutschland ausfindig zu machen, die HVO anbieten und zu einer Stellungnahme zu zwingen, bzw. den Verkauf unter Strafandrohung zu verbieten. Ziel ist es offensichtlich, den Durchbruch dieser Kraftstoffe nach Kräften zugunsten einer reinen Elektro-Strategie zu verhindern und so funktionierenden Klimaschutz zu boykottieren.
Es bleibt zu hoffen, dass Brüssel endlich ein Machtwort spricht und Deutschland nötigenfalls unter Androhung von Strafzahlungen dazu verpflichtet, die entsprechende EU-Richtlinie 2014/94/EU endlich vollumfänglich umzusetzen.
Da die meisten Taxiunternehmen über eigene Tankanlagen verfügen, sind sie gottseidank derzeit hiervon ausgenommen und können mit ihren Dieseln und dem HVO-Kraftstoff erfolgreich das Klima schützen. Ich glaube, ich fahre heute mal aus reiner Dankbarkeit mit dem Taxi zum Supermarkt!
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