Schon am 1. Juli 2025 soll die verschärfte Abgasnorm Euro 7 in Kraft treten, doch noch immer sind die Bedingungen unklar, unter denen die neuen Abgaswerte gemessen werden sollen. Das ist keine Kleinigkeit, weil beispielsweise die Pläne, dass Autos schon kurz nach einem Kaltstart besonders niedrige Abgaswerte einhalten müssen, dazu führen, dass die Hersteller neue Techniken entwickeln und einbauen müssten. Dabei würde diese Technik nur in den ersten Minuten nach dem Start gebraucht, verteuert aber den Preis, ganz besonders von Kleinwagen. Die Zeitschrift AUTO Straßenverkehr gibt einen Überblick, worauf sich Autofahrer einstellen müssen.
Emissionen: Die Bedingungen für die Testfahrten im echten Straßenverkehr (Real Driving Emissions, RDE) sind derzeit noch offen, die EU hält sich bedeckt. Klar ist immerhin, dass für 10 km Fahrt ein Emissionsbudget von 600 mg NOX zur Verfügung steht. Der Kaltstart, mit dem der Test beginnt, frisst einen großen Teil davon gleich auf, bevor nach etwa 1 km Fahrt das Abgas heiß genug für die Stickoxid-Umwandlung ist. Beim Ottomotor liegt die dafür benötigte Temperatur mit 350 °C Grad höher als beim Diesel mit 220 °C. Deshalb gibt es Überlegungen, die Katalysatoren vor dem Start zu beheizen – was zusätzlich Energie kostet und das Auto weiter verteuert.
Testbedingungen: Ohne festgelegte Bedingungen für die Emissionsmessungen können Tester allein durch den Fahrstil – Vollgas direkt nach dem Start – leicht die Emissionswerte überschreiten. Auch das Ziehen eines Anhängers mit kaltem Motor lässt die Emissionen stark ansteigen. Professor Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), kritisiert in AUTO Straßenverkehr: „Bei der nicht spezifizierten RDE-Definition kann jedes Fahrzeug trotz niedrigster Emissionen durchfallen. Die Testerfüllung und der Umweltschutz sind hier leider zweierlei Dinge.“
Zeitdruck: Erst im Sommer 2024 wird die EU die Testbedingungen wohl im Detail festlegen, dann hat die Autoindustrie nur noch knapp ein Jahr Zeit, um die Autotechnik zu entwickeln und anzupassen. Dabei müssen nicht nur neue Modelle angepasst werden, sondern auch bereits typzugelassene Neuwagen. Jeder Neuwagen muss die neuen Werte einhalten. Der Aufwand dafür ist riesig.
Kostensteigerungen: Autos werden in jedem Fall teurer. Die EU-Kommission rechnet mit etwa 180 Euro, Renault-Boss Luca de Meo und Bosch-Experte Dirk Naber erwarten bei kleinen Autos bis zu 1000 Euro Mehrkosten. Naber, Leiter Diesel und Abgas bei Bosch, sagte AUTO Straßenverkehr: „Im Best Case, der eher auf Autos der Mittel- und Premium-Klasse zutrifft, können die 200 Euro genügen, von denen die EU-Kommission spricht. Im Worst Case, also bei den Kleinwagen, können wir nahe an die 1000-Euro-Marke herankommen – und dabei haben wir nur die reinen Bauteilkosten betrachtet. Welchen Integrationsaufwand die einzelnen Hersteller leisten müssen, etwa für Änderungen am Bodenblech oder beim Motorraum-Package, ist natürlich unterschiedlich.“
Kleinwagen unter Druck: Besonders die Kostensteigerungen bei Kleinwagen könnten dazu führen, dass die Zahl angebotener Kleinwagenmodelle weiter sinkt. VW erwägt bereits, den Polo mit Verbrennungsmotor einzustellen. Ford will den Fiesta einstellen, Renault den Twingo. Opel-Chef Florian Huettl hat im Interview mit auto motor und sport angekündigt, dass Opel die Basis- und Einstiegsmotoren in Kleinwagen wie Astra und Corsa aus Kostengründen nicht an Euro 7 anpassen will.
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