Er hat es geschafft: Nach acht sieglosen Rennen konte Lewis Hamilton in Monaco endlich wieder auf das oberste Siegertreppchen steigen. Dabei profitierte er von einer genialen Strategie seines Teams sowie der tatkräftigen Mithilfe von Nico Rosberg!
Bervormundung durch das Safetycar!
Im verregneten Monaco wurde das Formel1-Rennen zur Sicherheit hinter dem Safetycar gestartet. Ein stehender Start bei diesen Bedingungen erschien den Verantwortlichen zu riskant. Das mag sicherlich nicht ganz unberechtigt sein, nimmt allerdings den Zuschauern und auch den Fahrern den spannendsten Moment des Wochenendes. Schließlich ist das hier die Königsklasse des Motorsportes mit den besten Fahrern der Welt. Schade, dass man die wie Anfänger ganze sieben (!) Runden hinter dem Safetycar hergondeln lässt, bis man sich endlich traute, das Rennen zu starten. NIcht nur Lewis Hamilton konnte am Funk seine Ungeduld kaum zügeln.
Rosberg erst Blockade, dann Schützenhelfer!
Nach der Freigabe konnte sich Polesitter Ricciardo im Red Bull schnell absetzen. Hamilton hing rundenlang hinter einem erstaunlich schwachen Rosberg fest, der mit Problemen an seinem Auto sichtlich zu kämpfen hatte. Schließlich beorderte man den Briten an Rosberg vorbei, was dieser auch klaglos hinnahm und Hamilton so noch die Chance auf den Sieg ermöglichte. Allerdings war Ricciardo mittlerweile schon deutlich enteilt.
Strategie diesmal absolut top!
Nachdem der Red Bull Pilot wie fast alle anderen auf Intermediats gewechselt hatte, lag er direkt hinter dem immer noch auf Regenreifen fahrenden Hamilton. Am Komandostand tüftelte man nun eine überraschende Strategie aus, um Hamilton vorn zu halten. Man ließ den Briten so lange auf seinen abgefahrenen Regenreifen weiter fahren, bis die Strecke trocken genug für Slicks war. Auf der engen Piste von Monte Carlo hatte Ricciardo trotz deutlich besserer Reifen keine Chance zu überholen. Zugute kam ihm noch ein krasser Fehler bei Ricciardos Wechsel auf Slicks, bei dem die Red Bull Mechaniker die passenden Reifen erst nach einer gefühlten Ewigkeit fanden. So war der Weg frei zum Sieg. Rosberg kämpfte hingegen mit stumpfen Waffen und musste sich am Ende mit Rang 7 begnügen.
Lewis Hamilton Monaco dürfte der beste Ort überhaupt sein, um meinen 44. Sieg einzufahren. Zum letzten Mal habe ich hier vor acht Jahren gewonnen! Das ist wahrlich ein besonderer Tag... Es war eines der härtesten Rennen, an die ich mich erinnern kann. Voll konzentriert zu bleiben, keine Fehler zu machen und dann ganz oben zu stehen, ist einfach unglaublich. Ich laufe hier jeden Tag entlang und denke an die Legenden, die dieses Rennen schon gewonnen haben. Fahrer wie Fangio, Moss, Hill und Senna. Es ist ein absolut fantastisches Gefühl, dass mein Name nun erneut in dieser Liste auftaucht. Es ist sehr ungewöhnlich, dass ich so einen Anteil an einer Strategieentscheidung habe wie heute. Aber als das Team mich bat, an die Box zu kommen, konnte ich erkennen, dass die Strecke abtrocknete. Meine Reifen fühlten sich aber noch ziemlich gut an. Das teilte ich ihnen mit und sie sagten dann, dass ich draußen bleiben sollte. Das ist super aufgegangen. Ich achtete nur weiter auf die Reifen. Als ich bemerkte, welche Zeiten die anderen Piloten auf abtrocknender Strecke mit den Intermediates fuhren, legte ich bei der Pace etwas zu. Meine Rundenzeiten waren zu diesem Zeitpunkt auf ihrem Niveau. Also dachte ich mir: "Das könnte ich tatsächlich halten, bis es trocken ist." Es war richtig knifflig, innerhalb dieses Fensters zu bleiben. Denn die ersten beiden Sektoren waren beinahe trocken. Als ich auf den Slicks auf die Strecke ging, fuhr ich wie auf Eis. Es war schwierig, zu wissen, wie hart ich attackieren konnte - und wir kamen sehr eng beieinander auf die Strecke zurück. Wenn er keinen schlechten Stopp gehabt hätte, wäre ich nicht vorne gewesen. Aber so etwas passiert stets aus einem Grund und dieser war heute mein 44. Sieg.
Nico Rosberg Im Rennsport gibt es gute und schlechte Tage. Heute erlebte ich einen schlechten. Ich hatte nicht die Pace, um vorne mit um den Sieg zu kämpfen. Jetzt müssen wir herausfinden, warum das so war. Möglicherweise war es ein Bremsproblem. Aber ich weiß es noch nicht genau. Zu Beginn des Rennens hatte ich nicht das Gefühl, dass ich auf den Regenreifen ans Limit gehen konnte. Es war einfach, dem Wunsch des Teams nachzukommen und Lewis vorbeizulassen. Obwohl es in diesem Moment natürlich sehr wehgetan hat. Ich war weit weg von der Pace und Lewis hatte eindeutig den Speed, um das Rennen für das Team zu gewinnen. Diese Regel pflegen wir schon immer: Wenn du vorne liegst und dein Teamkollege hinter dir eine Siegchance hat, ermöglichst du ihm diese Chance. Danach lief es einfach nicht für mich. Mein Boxenstopp war knifflig: Das Team hielt mich in der Box, weil in der Boxengasse viel Verkehr war. Die Autos fuhren einfach alle an mir vorbei und plötzlich war ich nur noch Sechster. Wenn man in Monaco einmal hinten ist, war es das - dann steckst du fest. Gegen Rennende hatte Nico (Hülkenberg) viel mehr Gummi auf seinen weichen Reifen übrig. Meine ultraweichen Reifen waren hingegen am Ende. Da es nieselte, sanken meine Reifentemperaturen und ich verlor an Grip. So rutschte er auch noch durch. Das fasst meinen Tag ziemlich gut zusammen. Ich bin extrem enttäuscht, wie es gelaufen ist. Ich wollte unbedingt wieder mein Heimrennen gewinnen, aber das hat nicht geklappt. Das ist hart und ich werde wahrscheinlich einen Tag brauchen, um es zu verarbeiten. Aber dann gilt meine volle Konzentration Kanada. Das ist meine Chance, um zurückzuschlagen.
Toto Wolff, Mercedes-Benz Motorsportchef Lewis ist ein unglaubliches Rennen gefahren - er hat keinen einzigen Fehler gemacht. Wir sind als Team gemeinsam einige Risiken eingegangen und diesmal war das Glück auf unserer Seite. Es war ein unglaubliches Rennen und genau die richtige Medizin, die wir nach den schwierigen Wochen in der jüngeren Vergangenheit gebraucht haben. Gleichzeitig tut es mir für Nico sehr leid. Er hatte ein schwieriges Rennen. Seinem Auto fehlte heute die Pace. Zudem kostete ihn ein zu langer zweiter Boxenstopp einige Positionen und danach steckte er für den Rest des Rennens hinter Alonso fest. Es schien fast so, als ob er alles Pech auf einmal gehabt hätte. Das Ergebnis war Platz sieben. Im ersten Stint wiesen wir ihn an, Lewis vorbeizulassen. Zu diesem Zeitpunkt war das unsere beste Chance, das Rennen zu gewinnen. Die Tatsache, dass er dem nachgekommen ist, zeigt, was für ein großartiger Teamplayer Nico ist. Wir reisen jedoch keinesfalls selbstgefällig aus Monaco ab: Red Bull hatte an diesem Wochenende die Performance und Montreal sowie Baku werden uns vor ganz andere Herausforderungen stellen. Wir müssen die Performance weiter vorantreiben und die Ursachen für unsere Probleme finden. Heute Abend können wir jedoch einen ganz besonderen Erfolg von Lewis feiern, der heute ganz klar in Bestform war.
Paddy Lowe, Executive Director (Technical) Wie erwartet begrüßte uns heute Morgen Regen zum Frühstück. Da wir nicht auf der Pole Position standen, stellte dies eine willkommene Gelegenheit für uns dar, vielleicht doch das Rennen zu gewinnen. Der Rennstart fand hinter dem Safety Car statt. Dadurch verloren wir eine Möglichkeit. Nachdem das Rennen freigegeben war, wurde schnell offensichtlich, dass Nico ein Problem hatte. Wir sind noch immer dabei, es zu analysieren. Aber die ersten Anzeichen deuten darauf hin, dass es mit den Bremstemperaturen zusammenhing. Wir erreichten den Punkt, an dem wir Nico sagten: Entweder du erhöhst deine Pace oder du musst Lewis vorbeilassen. Eine Runde später hatte er die zusätzliche Pace noch nicht gefunden. Also baten wir ihn, zur Seite zu fahren - was er sofort machte. Hut ab vor Nico für diesen Mannschaftsgeist. Er hat sich klar in den Dienst des Teams gestellt. Leider wurde seine Pace für den Rest des Rennens nicht besser. Am Ende verlor er sogar noch den sechsten Platz in der letzten Kurve, als es erneut anfing leicht zu regnen. Das müssen wir uns noch genau ansehen. Sobald Lewis an Nico vorbei war, setzte er sich von diesem ab. Seine Pace war auf dem Niveau des Führenden. Nachdem Daniel sich Intermediates geholt hatte, befanden wir uns in einer sehr interessanten Situation. Lewis führte das Rennen an und wir hatten aus strategischer Sicht nichts zu verlieren. Denn er hatte sich einen Vorsprung auf Nico auf Platz drei herausgefahren. Also gingen wir das Risiko ein und weiteten den Stint soweit aus, bis die Strecke genügend abgetrocknet war, um direkt auf Slicks zu wechseln. Zu unserem Glück war mit den Regenreifen eine ordentliche Pace möglich, bis wir auf die ultraweiche Mischung wechseln konnten. Der Rest ist Geschichte! Das war eine fantastische Leistung von Lewis. Er verteidigte die Führung unter schwierigen Umständen bei wechselhaften Bedingungen, im Verkehr, bei verschiedenen VSC-Zwischenfällen und vielem mehr. Zudem noch einmal Hut ab vor Nico und wie er mit dieser harten Situation umgegangen ist. Noch ein Wort zur Strategie: Unsere Strategiemannschaft hat heute fantastische Arbeit geleistet. Das war eine mutige, aber brillante Entscheidung, die einen großen Anteil am Sieg von Lewis hatte.
1 Kommentar
Egide aus belgien
30. Mai 2016 21:20 (vor über 8 Jahren)
Schreibe einen Kommentar