Die Digitalisierung gehört neben der China und der Electric-Only-Strategie zu den drei großen Themen bei Mercedes-Benz. Alle drei sollen von elementarer Bedeutung für die Zukunft des Sterns sein. Noch vor wenigen Monaten gab sich Mercedes-Benz selbstbewusst, wenn es um das Thema Software geht. Man werde es allein schaffen. Die Idee war gut. Und die Überlegung, das Thema Software inhouse in den Griff zu kriegen, war richtig, wenn man Abhängigkeiten von Tech-Konzernen vermeiden wollte. Wie nun das Handelsblatt berichtet, waren die Software-Träume von Mercedes-Benz offenbar viel zu groß. Der Stern habe zu viel gewollt, aber zu wenig selbst gekonnt - und sich verkalkuliert. Es drohten die Kosten aus dem Ruder zu laufen. Und also denkt man bei Mercedes-Benz notgedrungen um und geht mit Apple, Google & Co. Kooperationen ein. Das freilich ist nicht ohne Risiko für den Stern. Neue Abhängigkeiten von den Know-how-Gebern, die - Stand heute - unkalkulierbar sind, tun sich womöglich auf.
Software ist ein entscheidender Faktor für die Zukunft eines Automobilunternehmens. Das hat man bei BMW, Audi, Volkswagen, Porsche und auch Mercedes-Benz verstanden. Um Entwicklung und Daten kontrollieren zu können, ist Mercedes-Benz das Software-Thema steil angegangen. So viel wie möglich wollte man allein machen.
Kleinlaut war man in Stuttgart in dieser Sache nicht. „Mercedes-Benz strebt (...) bei der Fahrzeug-Software eine Führungsrolle an“, lautete eine vollmundige Ankündigung, welcher Mercedes-Benz getreu dem Motto „klotzen nicht kleckern“ in 2022 aber auch große Taten folgen ließ. Mehr als 200 Mio. Euro investierte die Mercedes-Benz Group AG in den Electric Software Hub im Mercedes Technology Center (MTC) in Sindelfingen. Diese Institution, welche zahlreiche Funktionen zu Software, Hardware, System-Integration und Testing unter einem Dach bündelte, sollte zum Beschleuniger der Transformation von Mercedes-Benz werden. „Lead in electric drive and car software“ war Anspruch und Auftrag.
Nun aber muss man sich bei Mercedes-Benz eingestehen, dass der Traum zu groß war. Man hat sich offenbar gehörig verrechnet, schreibt das Handelsblatt. Die Entwicklungskosten sind immens. Deswegen zog man die Reißleine und deckelte die Investitionen in die Entwicklung des eigenen Mercedes-Betriebssystems MB.OS auf zwei Milliarden Euro. Apple bleibt bei der Mercedes-Software nicht mehr außen vor. Jüngst gab Mercedes-Benz die Kooperation mit Google in Sachen Navigation bekannt. Vertiefende Kooperationen mit Google werden derzeit schon geprüft. Um Kosten zu sparen, überlässt Mercedes-Benz ein Gutteil der Entwicklungsarbeit Google & Co. Das erhöht für die Mercedes-Pkw-Kunden ohne Zweifel die Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit ihrer Wagen, bringt den Stern aber auch in eine gefährliche Nähe zu den Tech-Giganten. Wer nicht Herr über Entwicklung und Daten ist, der begibt sich notgedrungen in ein Abhängigkeitsverhältnis zum Hüter und Verwalter von Ki, Codes, Bits und Bytes und Cloudspeicher.
Mercedes-Benz gibt Ausblick auf sein Betriebssystem MB.OS Architekten der eigenen Software
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