Zehn Jahre weniger Verletzte bei Verkerhrsunfällen. 10 Jahre mehr Sicherheit. 10 Jahre PRE SAFE. PRE-SAFE: Das Auto mit Schutzreflexen feiert runden Geburtstag. Zehn Jahre nach der Weltpremiere des vorbeugenden Insassenschutzsystems PRE-SAFE® im Herbst 2002 in der S-Klasse (W 220) ist PRE-SAFE® in insgesamt 14 Baureihen quer durch das Modellprogramm von Mercedes-Benz Cars von der A- bis zur S-Klasse verfügbar und kann aktuell in bis zu elf unfallträchtigen Szenarien vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Fast 60 Prozent der in Europa 2012 ausgelieferten Mercedes-Benz Pkw sind mit PRE-SAFE® ausgestattet. In der nächsten S-Klasse erweitert Mercedes-Benz das PRE-SAFE® System abermals um etliche neue Funktionen.
Lebensretter PRE SAFE
Wie viele Leben PRE-SAFE® inzwischen gerettet und wie viele Verletzungen es verhindert oder gemildert hat, lässt sich statistisch nicht ermitteln. Aber
die Mercedes-Benz Unfallforschung hat analysiert, dass über zwei Dritteln aller Verkehrsunfälle kritische Fahrsituationen vorausgehen, die bereits Rückschlüsse auf eine Gefahr oder eine drohende Kollision erlauben. PRE‑SAFE® ist somit ein wesentliches Element der ganzheitlichen Sicherheitsphilosophie Real Life Safety von Mercedes-Benz.
Und wie wichtig und wirksam der präventive Insassenschutz ist, zeigen Untersuchungen bei Crashversuchen. Beispiel Gurtstraffung: Weil Fahrer und Beifahrer durch diese vorsorgliche Maßnahme bestmöglich in ihren Sitzen fixiert sind und sich zum Beispiel als Folge einer Notbremsung nicht schon vor dem Aufprall so weit nach vorne bewegen, verringern sich die Belastungen. Der Kopf des Dummys wird bei diesen Tests um rund 30 Prozent weniger belastet, und im Nacken haben die Mercedes-Benz Ingenieure eine rund 40 Prozent geringere Belastung festgestellt.
Kontinuierliche Weiterentwicklung
Zehn Jahre nach seiner Einführung im Herbst 2002 ist PRE-SAFE® in insgesamt 14 Baureihen verfügbar. 2012 waren fast 60 Prozent aller in Europa ausgelieferten Mercedes-Benz Pkw mit PRE-SAFE® ausgestattet. Die rasante Ausbreitung von PRE-SAFE® sowie von radarbasierten Fahrassistenzsystemen quer durch alle Baureihen bei Mercedes-Benz wird ebenso durch die Zahl der verbauten Sensoren deutlich: In den im Oktober 2012 ausgelieferten Fahrzeugen wurden 50.000 Radarsensoren montiert. Vor Einführung des serienmäßigen COLLISION PREVENTION ASSIST in der neuen A- und B-Klasse lag die Zahl deutlich darunter, im April 2011 wurde die 10.000er Marke erstmals überschritten. Insgesamt wurden bisher exakt 756.352 Radarsensoren in ausgelieferten Mercedes-Benz Fahrzeugen verbaut.
PRE SAFE reagiert bevor es passiert
PRE-SAFE® kann vorsorglich Schutzmaßnahmen für die Auto-Passagiere aktivieren. Ziel ist es, Insassen und Auto auf den drohenden Zusammenstoß vorzubereiten, sodass Gurte und Airbags beim Aufprall ihre volle Schutzwirkung entfalten können. Die PRE-SAFE® Schutzmaßnahmen sind reversibel: Wird der Unfall verhindert, lässt beispielsweise die präventive Straffung des Gurtbandes automatisch nach und die Passagiere können Sitze und Schiebedach in ihre Ausgangspositionen zurückstellen. Danach ist der präventive Insassenschutz sofort wieder einsatzbereit. Die Aktivierung von PRE-SAFE® erfolgt beispielsweise bei einer Not- oder Panikbremsung, starkem Über- oder Untersteuern, kritischen Lenkbewegungen oder starker Bremsunterstützung durch den adaptiven Bremsassistenten. Die Unfall-Früherkennung ist möglich, weil PRE-SAFE® mit dem Brems-Assistenten und ESP® vernetzt ist. Deren Sensoren erkennen potenziell fahrdynamisch kritische Situationen und senden millisekundenschnell entsprechende Informationen an die elektronischen Steuergeräte.
Das sind die von PRE-SAFE® ausgelösten Vorsorgemaßnahmen:
PRE-SAFE® bei längsdynamisch kritischen Situationen | PRE-SAFE® bei querdynamisch kritischen Situationen** |
Die Gurte von Fahrer und Beifahrer werden gestrafft. | Die Seitenscheiben werden bis auf einen Restspalt geschlossen. |
Längs- und Höheneinstellung, Kissen- und Lehnenneigung des Beifahrersitzes* werden in unter Unfallbedingungen günstigere Positionen gebracht. | Das Schiebedach* wird bis auf einen Restspalt geschlossen. |
Stützpolster in den Sitzkissen und Rückenlehnen der Multikontur-Vordersitze* werden aufgeblasen. |
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* je nach Ausstattung, **zusätzlich zu den Maßnahmen bei Notbremsungen
Noch mehr Sicherheit: Die neuen Funktionen von PRE SAFE
In der nächsten S-Klasse Generation erweitert Mercedes-Benz das PRE-SAFE® System abermals um etliche neue Funktionen. Diese können dazu beitragen, Fußgänger- und Auffahrunfälle im Stadtverkehr zu vermeiden, Gefahrensituationen durch Folgeverkehr zu entschärfen und erweitern die Schutzfunktion des Sicherheitsgurts.
Hier Klicken - und Sie lesen mehr zu den neuen PRE-SAFE® Funktionen in der S-Klasse.
Die Entwicklung und Zukunft von PRE-SAFE - Interview mit Prof. Dr. Ing. Rodolfo Schöneburg, Leiter Passive Sicherheit und Fahrzeugfunktionen Mercedes-Benz Cars.
Prof. Dr. Ing. Rodolfo Schöneburg wurde am 30. Oktober 1959 in Ciudad Bolivar in Venezuela geboren, studierte Luft- und Raumfahrttechnik und promovierte an der Technischen Universität Berlin. Er ist Inhaber einer Honorarprofessur an der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Dresden. Seit April 1999 ist er bei Mercedes-Benz als Centerleiter Sicherheit/Fahrzeugfunktionen tätig. Unter seiner Leitung ging 2002 das präventive Insassenschutzsystem PRE-SAFE® in Serie, mit dem Mercedes-Benz in eine neue Ära der Fahrzeugsicherheit startete. Im Gespräch äußert sich Prof. Schöneburg zur Vergangenheit und Zukunft von PRE-SAFE®.
Herr Professor Schöneburg, wie begann die Geschichte präventiver Sicherheitssysteme, die 2002 mit der Vorstellung von PRE-SAFE® in der
damaligen S-Klasse erstmals in Serie gingen?
Schöneburg: Der Gedanke des PRE-SAFE®, also der präventiven Sicherheit, kam schon in den 90er Jahren auf. Wie könnte ein Sicherheitssystem der Zukunft funktionieren? Müssen wir denn mit unseren Rückhaltesystemen immer warten, bis ein Unfall tatsächlich stattfindet? Oder können wir
die Systeme schon präventiv aktivieren, d. h. vor dem Unfall, wenn die Gefahrensituation erkannt wird? Kann man nicht bereits vorher bestimmte Dinge im Fahrzeug verbessern, so dass man dann anschließend beim Unfall in einer besseren Situation ist? Das waren die ersten Ideen. Man kann das mit menschlichen Reflexen vergleichen: In einer Gefahrensituation versucht man z. B. die Hände vor den Kopf zu halten. Ähnliches wollten wir beim Fahrzeug erreichen.
Und was war der entscheidende Durchbruch?Schöneburg: Ende der 1990er sind Brems-Assistent und ESP® (Elektronisches Stabilitäts-Programm) serienmäßig in alle Fahrzeuge verbaut worden. Dadurch konnten wir nun gewisse Gefahrensituationen erfassen. Das heißt, im Falle einer Notbremsung und im Falle von starkem Über- oder Untersteuern wussten wir, dass die Gefahr eines Unfalls besteht, und hatten damit die Informationen, erstmals präventiv eingreifen zu können. Der andere entscheidende Schritt war die Entwicklung reversibler Schutzsysteme, insbesondere des reversiblen Gurtstraffers.
Beides zusammen bedeutete einen Paradigmenwechsel für die automobile Sicherheit?Schöneburg: Der Kern der Innovation war das Zusammenwachsen von Aktiver und Passiver Sicherheit. Die Passive Sicherheit hat sich immer damit beschäftigt, die Unfallfolgen zu mindern, und zwar ab dem Moment, wo eine Berührung mit dem Unfallgegner da war. Die Aktive Sicherheit hat sich der Fahrsicherheit angenommen, hat versucht, Unfälle zu vermeiden, das Fahrzeug fahrstabil zu halten. Seit der Entwicklung von PRE-SAFE® bewegen wir uns in einem Grenzgebiet, dem unfallnahen Bereich, wo wir über Unfallwahrscheinlichkeiten diskutieren. Dass wir uns dieses Terrain erschlossen haben, war wirklich ein Sprung; eine ganz neue Qualität der Diskussion zum Thema Sicherheit ist damit möglich geworden. Wie innovativ dieser Schritt war, kann man daran sehen, dass die Prüfinstitute wie Euro NCAP Jahre gebraucht haben, um präventive Sicherheitssysteme mit in ihre Bewertung einzubeziehen. Auch andere Fahrzeughersteller sind unserem Weg inzwischen gefolgt und beginnen, präventive Schutzsysteme in ihre Modelle zu integrieren. Aber das zeichnet eine echte Innovation aus, es ist kein Einzelthema, sondern beeinflusst maßgeblich die Entwicklung künftiger Systeme. Neuerdings kommen jetzt auch noch Komfortaspekte hinzu, weil wir den Fahrer im Verkehrsgeschehen zunehmend unterstützen. Diese Vernetzung zum Intelligent Drive nahm ihren Ausgangspunkt mit der Entwicklung von PRE-SAFE®.
Um kritische Situationen zu erkennen, standen am Anfang ja nur wenige Signale zur Verfügung, ESP® und Brems-Assistent. Wo stehen Sie heute?Schöneburg: Ja, richtig. Bildlich gesprochen haben wir anfangs nur Gefahr gespürt, also Bremsungen oder Schleudersituationen erkannt. Heute kann das Fahrzeug auch sehen. Auf dem Gebiet der Sensorik hat sich in den vergangenen zehn Jahren unheimlich viel getan. Heute stehen uns eine Reihe von Radarsensoren und Kameras zur Verfügung, und wir haben auch Informationen über das Verhalten des Fahrers, etwa, ob er die Hände am Lenkrad hat oder wie schnell er lenkt. So können wir immer komplexere Situationen analysieren und wir erkennen dank verbesserter Umfeldsensorik Gefahrenpotenzial im Straßenverkehr noch besser als damals. Entscheidend für die neuen Funktionen ist auch die Kombination der Algorithmen, die ihre Daten von den weiterentwickelten Radarsensoren und der neuen Stereokamera beziehen. Sensor-Fusion nennen wir das. So kann der neue Brems-Assistent BAS PLUS mit Kreuzungs-Assistent erstmals auch Querverkehr und Fußgänger erkennen. Und PRE-SAFE® PLUS kann präventive Maßnahmen ergreifen, wenn ein Heckaufprall droht. Bildlich gesprochen: Die nächste S-Klasse hat nicht mehr nur vorne Augen, sondern einen 360-Grad-Rundumblick.
Und wie geht es weiter? Mit dem Forschungsfahrzeug ESF 2009 haben Sie ja vor drei Jahren schon einen weitreichenden Ausblick auf künftige Entwicklungen in der Sicherheitstechnik gegeben.
Schöneburg: Durch die immer weiter verbesserte Sensortechnik erleben wir in den kommenden Jahren einen weiteren Paradigmenwechsel. Bislang war es so, dass wir einen unmittelbar bevorstehenden Unfall immer besser prognostizieren konnten. Aber es bestand immer auch die Möglichkeit, dass es doch nicht zu einem Aufprall kommt, daher mussten alle PRE-SAFE® Maßnahmen reversibel sein.
Bei PRE-SAFE® Impuls, das im kommenden Jahr Premiere haben wird, überschreiten wir erstmals diese Grenze: Hier bewegt der Sicherheitsgurt Fahrer und Beifahrer in einer frühen Crashphase noch vor dem Anstieg der aufprallbedingten Insassenverzögerung entgegen der Aufprallrichtung. Dadurch können das Verletzungsrisiko und die Verletzungsschwere bei Frontalcrashs erheblich reduziert werden. Auf diesem Pfad des sicher erkannten Unfalls rücken weitere Innovationen in den Bereich der Realisierung. Dazu gehören auch die im ESF 2009 vorgestellten Ideen
wie PRE-SAFE® Impuls und PRE-SAFE® Structure.
PRE-SAFE® Impuls ist nicht auf den Frontalcrash beschränkt. Bei einem Seitenaufprall können durch PRE-SAFE® Impuls die Oberkörperbelastungen der Insassen um rund ein Drittel reduziert werden, indem diese vorher präventiv um bis zu 50 Millimeter zur Fahrzeugmitte bewegt werden.
Das voranstoßende Rückhaltesystem nutzt dazu Luftkammern in den Seitenwangen der Rückenlehnen der Sitze. Und bei PRE-SAFE® Structure sparen aufblasbare Metallstrukturen Gewicht oder erhöhen die Stabilität von Strukturbauteilen. Im Ruhezustand ist das Metallprofil platzsparend gefaltet. Wird seine schützende Wirkung benötigt, sorgt ein Gasgenerator in Sekundenbruchteilen für einen Innendruck von 10 bis 20 bar, das Profil
wird entfaltet und erhält deutlich mehr Stabilität.
Innovationen haben immer auch eine wirtschaftliche Relevanz und PRE-SAFE® hat wesentlich dazu beigetragen, die Position von Mercedes-Benz als Sicherheitspionier zu untermauern.
Wie schützen Sie diesen Wettbewerbsvorteil vor Nachahmern?
Schöneburg: Unser Ziel ist es, unsere Trendsetter-Funktion auf dem Gebiet der Sicherheit zu erhalten. Wir wollen einfach den Weg bereiten, und wenn uns die anderen auf unserem Weg folgen, dann denke ich, ist das eine große Bestätigung für unsere Arbeit. Ich denke, es ist Sinn der Sache, Innovationen auf dem Gebiet der Fahrzeugsicherheit möglichst auch anderen zugänglich zu machen. Es ist unser Interesse, die Sicherheit im Straßenverkehr zu erhöhen. Und das ist traditionell so: In unserem Haus war der Erfinder Béla Barényi tätig, der sehr viele Patente für dieses Unternehmen angemeldet hat. Er
hat einen großen Beitrag zum Thema Fahrzeugsicherheit geleistet, die Knautschzone erfunden, den Pralltopf im Lenkrad entwickelt. Und alle diese Patente hat man in unserem Hause nie genutzt, um den Wettbewerb zu blockieren. Und, ganz wichtig: Wir versuchen nach der Einführung in unserer Oberklasse neue Sicherheitstechnologien möglichst schnell auch in die ganze Palette unserer Fahrzeuge zu bringen. So sind die neue A- und B-Klasse ebenfalls Vorreiter in Sachen Sicherheit, mit COLLISION PREVENTION ASSIST und PRE-SAFE®.
Wie funktioniert die Weitergabe an den Wettbewerb? Entwickeln die anderen jetzt nach oder könnten die Ihr System übernehmen, indem sie das als Lizenz von Ihnen erwerben?
Schöneburg: Das läuft im Wesentlichen über die Zulieferindustrie. Sie entwickeln für uns einzelne Systeme, und dann gibt es für uns die Möglichkeit, diese eine gewisse Zeit exklusiv zu nutzen. Oder wir geben es gleich von Anfang an frei. Das hilft normalerweise auch uns, weil die Stückzahl dann steigt und das System damit insgesamt günstiger wird.
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