Was fällt Ihnen beim Thema Trucker ein? Natürlich große Trucks. Endlose Highways. Vermutlich auch Country- und Western-Musik. Und wer sich ein kleines bisschen mit dem Trucker-Lifestyle befasst, der weiß, dass ein echter Trucker seinen Truck nicht nur wie den eigenen Augapfel hütet, sondern diesen auch ganz individuell gestaltet. Und ein echter Trucker spricht dann auch nicht von aufmotzen, sondern vom customizing. Und wenn es besonders cool sein soll, gern mit K. Und immer häufiger auch mit Stern.
Erklärend müssen wir aber gleich vorausschicken, dass heute nicht jeder Daimler-Truck automatisch einen Stern auf der Haube trägt. Zum Truck-Imperium der Schwaben gehören auch Marken wie Freightliner und Western Star. Letztere trägt den Stern zumindest im Namen. Kids kennen die Marke aus dem Kino-Kracher Transformers. Dort hört ein Western Star-Truck auf den schönen Namen Optimus Prime und rettet nichts Geringeres als die Welt. Das muss auf Trinkstärke verdünnt ein Trucker täglich auch. Denn ohne Güterverkehr bleibt der Kühlschrank leer.
Chrom & Flammen im King-Size Format: Optimus Prime aus dem Movie Transformers
Dicke Menschentrauben vor großen Motorhauben: Keine Frage, Optimus Prime war einer der Hingucker auf der IAA in Hannover. Und das nicht nur aufgrund seiner schieren Größe und unbestreitbaren Popularität, sondern auch aufgrund seines fantastischen Flame-Jobs. So nennt man die Flammenlackierung, die heute selbst schon ein Klassiker ist. Vorausgesetzt sie ist professionell und richtig gemacht. Denn die Gestaltung eines Flame-Jobs bietet zwar unzählige Variationsmöglichkeiten, folgt in der Ausführung dennoch einem ungeschriebenen Regelbuch. Ein echter Flame-Job sieht nicht aus wie ein Sägezahnblatt, sondern die Flammen haben einen eleganten Schwung wie ihn der Künstler auf dem Western Star meisterhaft demonstriert. Und ein gekonntes Outlining so nennt man die die Flammen umgebende Linie in einer möglichst kontrastierender Farbe - zählt ebenfalls dazu.
Erfunden wurde der Flame-Job übrigens auf dem Dragstrip. Als einem namenlosen Hot-Rodder der Motor seines 32er Fords platzte und der Rod mit brennendem Motor den Strip runter raste, züngelten die Flammen an der Karosserie entlang. Ein cooles Bild, das dann seit den 50er Jahren in vieltausendfacher Ausfertigung auf Custom-Cars und Hot-Rods wieder zu finden ist. Auch auf dem Daimler Truck der Western Star Division.
Blickfang: Actros "Angry Bird" gewinnt Nordic Trophy
Einem anderen Stil des Customizings folgt der Mercedes-Benz Show-Truck des Finnen Mika Auvinen. Sein Truck hört auf den Namen Angry Bird und das erklärt auch gleich den bösen Blick seiner Kreation. Wer sich immer schon gefragt hat, was man in den langen skandinavischen Wintern außer Nachtwanderungen und saunieren noch machen kann, findet in Mikas Actros 2551 6x2 eine beeindruckende Antwort. Und die lautet: Autos umbauen, airbrushen und in einen einzigartigen Showzustand versetzen. In der Tat zählen die Skandinavier, was den Aufbau von Showfahrzeugen angeht, in Europa zur Spitzengruppe. Allein 1.200 Stunden stecken in der aufwändigen Lackierung, die mit mehreren Schichten Klarlack versiegelt ist. Von den zahlreichen Umbauten an der Front und im Fahrerhaus einmal gar nicht zu sprechen.
So schaltet der 35-jährige mit einem Schaltstock, an dessen Ende nicht ein Knauf, sondern klassisches anmutendes Chrom-Mikrofon angebracht ist, wie man es heute bei authentischen Rock n Roll Bands oder Harp-Playern immer noch sieht. Wer sich nun fragt, wie lange mag Mika wohl an seinem Truck putzen, bis der Actros in diesem wahnsinnigen Show-Glanz erstrahlt, dem sei gesagt, der Actros ist nur die halbe Wahrheit. Mika hat für diesen Truck noch einen Anhänger in der gleichen Optik. Nur durfte er diesen aus zulassungsrechtlichen Gründen nicht mit nach Deutschland zur IAA bringen.
Und das ist der nächste Knüller: Natürlich fährt das Geschoss auf eigener Achse. Eingebracht hat die fantastische Show-Optik den 1. Platz bei der Nordic Trophy, die so etwas Ähnliches wie der HELLA SHOW & SHINE AWARD für skandinavische Trucks ist. Und zum ersten Mal in der 32-jährigen Geschichte dieses Wettbewerbs hat nun ein Mercedes-Benz bei dieser Trophy gewinnen können.
Warum hat sich Mika Auvinen (links im Bild) ausgerechnet einen Silo-Aufbau ausgesucht? Die Antwort ist einfach. Seine Spedition ist im Zement-, Sand-, Asche-, Schotter- und Kies-Transport tätig. Ein bisschen Asche, Schotter oder Kies ist für ein solches Hobby nicht unbedingt von Nachteil.
Text: Timo Beil
Fotos: Daimler AG, Timo Beil
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