Seit Herbst 2017 läuft der Mercedes X-Klasse in Barcelona vom Band - mit 2.3-l Vierzylinder-Diesel. Jetzt kommt im 350d ein modifiziertes V6 Sprinter-Aggregat zum Einsatz. Dieter Losskarn fuhr den gestärkten Pickup in Slowenien.

Ich nehme in dem bequemen Sitz Platz und glühe erstmal ein paar Sekunden lang vor. Mit Drehen des Zündschlüssels erwacht der Diesel nagelnd zum Leben. Mangels Klima-Anlage cruise ich mit offenem Fenster über die kleine, slowenische Landstraβe. Selbst kleinere Steigungen verlangsamen das Tempo des 45kW ‚starken‘ Diesel mit seinen 126Nm Durchzug deutlich. Und ohne Servolenkung arten die Kurven in Arbeit aus.

Wir fahren den X 350d 4MATIC in Slowenien

Ok, ok, ich bin natürlich nicht im neuen X 350d unterwegs. Noch nicht. Der in Argentinien zwischen 1972 und 1976 produzierte W115 /8 ‚La Pickup‘, der bei der Weltpräsentation in Chile einen noch etwas schrottigen Eindruck hinterlieβ, wurde rechtzeitig für den Fahr-Event des V6 in Slowenien aufwändig restauriert. Und wie schon beim Launch des neuen G-Klasse in Frankreich hatten Journalisten die Möglichkeit vorangegangene Generationen des jeweiligen neuen Modells selbst zu erleben. Beim G stand eine ganze Palette historischer Geländewagen bereit, bei der X 350d-Präsentation der rote Argentinier. Bei Mercedes wird das Erbe stolz gezeigt.

Modifizierte 3.0-Liter-V6 vom Sprinter

Doch jetzt rein in den Neuen. Schon beim Anfahren begeistert der Kraftzuwachs. Der modifizierte 3.0-l.-V6 vom Sprinter bringt den X 350d in 7.5 Sekunden von 0 auf 100km/h. Mit 190kW Power und einem Durchzug von 550Nm kann man nun auch auf kurvigen Landstraβen überholen. Auch an den Steigungen im bergigen Slowenien macht der bullige V6 nicht schlapp.
Er ist damit deutlich näher an den Mercedes SUVs, sprich G-Modellen, als sein kleinerer Bruder. Auβer dem stärkeren Motor wurde beim Top-X lediglich an der Vorderachse eine andere Abstimmung gewählt, um dem Mehrgewicht des V6-Aggregats gerecht zu werden. Ansonsten, wie gehabt, Mehrlenker-Konfiguration und Starrachse hinten sowie Doppelquerlenker-Achse vorne.

X-traklasse: Die Fotostrecke

160 Bilder Fotostrecke | Fahrbericht: Mercedes-Benz X 350d 4MATIC: X-tra Power: Sixpack für die Mercedes X-Klasse #01 #02

Von den gewohnten Mercedes-Assistenz-Systemen gibt es im X weniger als im A, aber mehr als in anderen Pickups. Zumindest 360-Grad-Kamera und Kollisionswarner sind dabei. Selbst schneller gefahrene Kurven bringen den Pickup nicht aus der Ruhe. Er ist kein Sportwagen, aber auch dank der direkteren Lenkung definitiv pkw-näher als Navara & Co..
Mehr Power erlaubt dem 350er auch mehr Gewicht zu stemmen. Eine Tonne Nutzlast und 3,5 Tonnen Nutzlast sind recht ordentlich. Da läβt sich schon mal ein Bötchen an den Gardasee ziehen oder ein Mercedes Gullwing auf dem Hänger stilecht und markentreu zur Mille Miglia. Und selbst vollschlanke Fahrer und Beifahrer können während der Fahrpausen schöne Landschaften auf der Heckklappe sitzend genieβen. Diese verträgt gut und gerne 300 Kilogramm. Damit sie beim Öffnen nicht einfach Mercedes-untypisch herunterkracht, gibt es auf Wunsch auch zwei kleine Stoβdämpfer links und rechts, die den Öffnungsprozess deutlich vornehmer gestalten.

Wie war das nochmal mit Nissan?

Mercedes-Benz X-Klasse Kommt der V8? Mercedes-Benz könnte seinen Pickup acht-bar ins Rollen bringen Die X-Klasse grows up! Der Mercedes-Benz Pickup kommt nach und nach respektabler motorisiert ins Rollen. Nach dem V6 könnte sogar ein V8 kommen Nochmal kurz zu den ‚Navara mit Mascara‘-Beleidigungen. Klar hat der X den Leiterahmen und ein paar andere Teile vom Nissan, aber der Unterschied liegt im Detail. Mercedes-Benz hat ihn daimlerisiert. Mit breiterer Spur und anderer Abstimmung. Auβerdem ist er dank besserer Geräuschdämmung deutlich ruhiger und komfortabler. Und das neue starke Mercedes-Herz setzt ihn noch weiter vom japanischen Kleinlastwagen ab.
Und wie schlägt sich der Mercedes unter den Mid-Size-Pickups im Gelände? Auch hier wie auf der Straβe macht der Lustwagen mit dem V6 deutlich mehr Spass. Vom Können her liegt er gefühlsmäβig zwischen dem G und den Mercedes SUVs mit G im Kürzel. Dank permanentem Allrad, Bergabfahrhilfe, Untersetzungsgetriebe und Differentialsperre gibt es kaum Hindernisse, die dem X zu schaffen machen.

Sind X 500 und X 43 AMG denkbar?

Und wie sieht es Flaniermeilen-technisch aus? In der Ausstattungsvariante ‚Progressive‘ ist der X aufgrund des üppig verbauten schwarzen Hartplastiks nicht lifestylig genug. Normal für Pickups, nicht so üblich für einen Mercedes. Mit der ‚Power‘-Version wird es dann im Innenraum schon deutlich wohnlicher. Alu- oder Holzoptik kosten etwas mehr.
Und wie geht es weiter? Da Mercedes-Benz schon immer auf Kundenwünsche reagiert hat, ist ein Benziner im Stern-Pickup durchaus wahrscheinlich. Nachdem Brabus kürzlich seine appetitliche X-Interpretation vorgestellt hat, ist sowohl ein X 500 als auch ein X 43 AMG denkbar.

Die technischen Daten zum X 350d 4MATIC

Motor: 3.0-Liter V6 Turbodiesel mit 4MATIC & 7G-tronic Automatikgetriebe
Top Speed: 205 km/h
0-100km/h: 7,5 Sekunden
Power: 190kW und 550Nm
Länge: 5,34m
Höhe: 1,82m
Gewicht: 2285kg
Preis: ab 47 490 Euro (Progressive), ab 53 360 Euro (Power)

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