Lange Schnauze, kurzes Heck. Das ist die klassische Rezeptur für einen Sportwagen seit es GTs gibt. Vor uns steht lauernd mit breiter Spur die neuste Kreation aus dem Hause AMG bzw. Mercedes-AMG. Lautstark befeuert von einem Bi-Turbo V8, dessen Sound Respekt einflößt. Aber der GT hat auch eine sanfte Seite. Mercedes-Fans.de cruiste mit dem GT-S relaxt durch Kalifornien und scheuchte den AMG GT Edition 1 über die Kultrennstrecke Laguna Seca. Was ist sein wahres Naturell?
Was ist da los bei den Schwaben? Neue A-Klasse! Autonomes Fahren! Formel 1 Weltmeister! Sicherstes Auto der Welt! Beste S-Klasse aller Zeiten. Mercedes-Benz stellt einen Verkaufsrekord nach dem anderen auf. Diese Liste ließe sich noch weiter führen. So was nennt man wohl einen Lauf! In einem solchen Klima des Erfolgs stellen sie dann den SLS AMG ein, der als GT3 bis auf Le Mans alle wichtigen Langstreckenklassiker gewinnen konnte und präsentieren einen AMG GT, von dem sie beteuern, er sei ganz sicher nicht der Nachfolger des Flügeltürer.
Klassisches GT-Konzept: lange Schnauze - kurzes Heck!
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Fotostrecke | Geiles Teil!: Fahrbericht Mercedes-AMG GT
Kann man das so glauben? Im Grunde schon, denn der GT ist nicht die Fortführung des SLS-Konzepts. Er ist ein Neuanfang. Und wird doch in dessen Fußstapfen treten, z.B. beim Kundensportprogramm, das wie der AMG GT3 dann 2016 starten wird. Hier liegt die Latte hoch und hinter dem Steuer kann sich auch der Tester schnell vorstellen, , dass der GT das Zeug dazu hat. Der Titel Sportler des Jahres 2014 könnte gut und gerne sofort an den neuen Mercedes-Benz AMG GT gehen. Und der Angriff in der Königsklasse wird mit vehementer Wucht vorgetragen:
Das Triebwerk des AMG GT-S, ein 4-Liter, V8-Biturbo, bringt stolze 510 Pferdchen auf die Straße. Das sind 48 PS mehr als im 462 PS starken Basis GT. Preislich startet der AMG GT bei 115.430,00 . Der AMG GT-S sind es mindestens 134.351,00 und die stärkste Variante, der AMG GT-S Edition 1, kostet 148.512,00 plus X. Damit liegt das Auto je nach Version und Ausstattung nicht nur immer noch rund 50.000 unter dem SLS, sondern in der Preisiste natürlich auch in Schlagdistanz zum Porsche. Und anderen Konkurrenten. So eine Granate für 50.000 weniger, das legt den Schluss nahe, dass der AMG GT deutlich höhere Stückzahlen machen wird als der Flügeltürer.
Video: Mercedes-AMG GT - die Fahrdynamikprogramme
Der GT bietet 5 Fahrprogramme von kommod bis rennstreckentauglich! Der Modus "Individual" kann frei konfiguriert werden.
Auf den ersten Blick gefiel der AMG GT-S sehr gut wie er da in der kalifornischen Sonne stand. Das Brilliantblau Metallic und der Diamant-Grill glitzerten in der kalifornischen Sonne. Keine Frage, der AMG GT-S steht nicht nur extrem sportlich, sondern auch angenehm elegant da. Die langgezogene Motorhaube verheißt, dass der AMG durchaus in der Lage sein dürfte, seine Muskeln spielen zu lassen. Das Coupé-förmige Heck dagegen wirkt schnittig. Die Luftauslässe an der Seite des GT-S betonen die Tiefe und Breite des Sportlers und lassen den AMG noch kraftvoller und emotionaler wirken.
Der kleine, ausfahrbare Spoiler am Heck des Autos wirkt auffällig, aber nicht überzogen. Der Begriff Pommestheke trifft hier also nicht zu.
Auch den Amerikanischen Cops scheint der Mercedes-Benz AMG GT-S sehr gut zu gefallen. Während unserer Fahrt entlang der Golden Gate Bridge und durch die Berge an den Küsten bleibt der Journalist natürlich an den schönsten Stellen stehen, um das Auto vor der beeindruckenden Kulisse zu fotografieren. Zweimal wurden die Cops auf uns aufmerksam und verwiesen uns des Feldes, fragten aber dennoch mit einem Grinsen im Gesicht, was das denn für ein Auto sei
Der AMG GT verfehlt also seine Wirkung nicht.
Zwischen hochemotional und technikverliebt: das GT-Interieur ist einzigartig!
Die auf der Konsole platzierten Knöpfe und Drehschalter formieren sich zu einem V8, oder?
Die volle Ladung Emotionen dann auch im Interieur. Die Sitzposition ist sportlich und zudem für längere Fahrten durchaus bequem. Ist der GT enger geschnitten als der SLS? Nein, das würden wir nicht sagen. Aber das subjektive Gefühl ist dennoch ein anderes. Und das könnte an dem Szenario liegen, was sich rund um den Betrachter ausbreitet. Der Tachometer zeigt stolze 360 km/h und deutet sachte an, wozu der AMG GT-S im Stande ist. Absolutes Highlight im Innenraum de GT-S ist zweifelsfrei die breite Mittelkonsole. Je vier Knöpfe liegen sich paarweise gegenüber und formieren sich zu einem V. Spielt hier das Design augenzwinkernd mit dem Begriff V8? Zusammen mit dem auf der Konsole platzierten Raumschiff Enterprise wirkt das schon sehr technisch oder verspielt. Je nach persönlicher Sichtweise. Die Summe der vorgefundenen Eindrücke, die tiefe Sitzposition und der Blick über die endlos lange Motorhaube produzieren Gänsehautfeeling. Uns gefällt das.
Heißes V auch auf der Konsole
Einer dieser Knöpfe weckt den V8 Bi-Turbo. Zwei andere Knöpfe sind für die Einstellung des ESP und AMG Ride Control Sportfahrwerk. Außerdem lassen sich die Abgasanlage und der Getriebemodus einstellen. Dazu kommen zwei Basics: Die Eco Start-Stopp Funktion und der Schalter für das Multimediasystem. Der spannendste Knopf befindet sich ganz oben links: Mit einem Drehknopf lassen sich die AMG DYNAMIC SELECT Fahrprogramme einstellen. Hierbei gibt es 5 Stufen. Comfort, Sport, Sport +, Race und Individual. Im Comfortmodus ist die Gasannahme etwas ruhiger, das Fahrwerk liegt komfortabel auf der Straße und der Sound des V8 ist ruhig und voluminös. Im Sport-Modus dagegen krallt sich der GT-S schon etwas sportlicher in die Piste und der Treibsatz wird eine Spur nervöser. Sport+ lässt den AMG ziemlich straff auf dem Asphalt liegen. Jetzt sind auch die Auspuff-Klappen geöffnet und der V8 röhrt brutal und aggressiv. Das ambitionierteste Fahrprogramm ist Race. Hier wird das ESP in den Sport-Handling Mode geschaltet, die Gasannahme ist spitz wie Meiers Lumpi. Jetzt wird der Heckflügel nicht wie bei den anderen Programmen erst bei 120 km/h aus- und bei 80 km/h wieder eingefahren, sondern der GT ist nun schon ab 70 km/h beflügelt und erst bei 30 km/h zieht sich die Spoiler dann zurück. Der Race-Mode ist allerdings nur etwas für die Rennstrecke. Die Abstimmung von Motor und Getriebe ist nun für das Fahren auf der Rennstrecke ausgelegt. Die Schaltzeiten sind extrem kurz. Gut so.
Video: Mercedes-AMG GT - V8 Bi-Turbo Sound (GT-S)
Dank einer "Front-Mittelmotor"-Einbaulage gute Balance, krasser Sound dank guten Genen!
Großes Kompliment an AMG für diesen Motor! Der 4-Liter, V8-Biturbo bietet in der Variante des AMG GT-S 510 Pferdestärken. Die 650 Nm zerren den Mercedes in 3,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit des Sportlers liegt bei 310 km/h. Angegeben wird der Mercedes AMG GT-S mit einem Durchschnittsverbrauch von 9,4 Litern. Auch ohne Rennstrecke ist uns das nicht ganz gelungen. Aber ist der AMG GT-S wirklich ein Auto bei dem über den Verbrauch gesprochen wird? Wir denken eher nicht!
Spannender vielleicht, wie vielseitig dieser Motor sein kann. Gerade noch cruisten wir mit leisem Blubbern über den Highway entlang der schönen Strände, 2 Stunden später knallt der AMG mit lautem Gebrüll über die Rennstrecke Laguna Seca.
Der Motor des AMG GT-S liegt wie beim SLS hinter der Vorderachse, was auch die lange Haube erklärt. Und wie beim SLS ist die Kraftübertragung nach dem Transaxle-Prinzip an der Hinterachse angeflanscht. Das ist gut für die Balance. Tatsächlich verteilt sich beim AMG GT das Gewicht im Verhältnis 47:53 auf Vorder- und Hinterachse und fährt sich auch so. Du spürst eine gewisse Schwere, 1,6 Tonnen sind schließlich kein Pappenstil, aber die Präzision ist fantastisch. Die Vorderachse hat viel Gripp. Produziert manchmal gar ein bisschen Untersteuern, aber mit beherztem Tritt aufs Gas kommt dann auch der Hintern des GT. Wie schon der SLS ist der V8 mit einer Trockensumpfschmierung ausgestattet, was eine optimale Schmierung auch bei hoher Querbeschleunigung bedeutet. Übrigens, die Bi-Turboaufladung sitzt nicht außen an den Zylinderbänken, sondern dazwischen im Zylinder-V. Das nennt sich Heißes Innen-V lernen wir in Laguna Seca. Diese Bauweise macht den Motor kompakter, es soll sich auch positiv auf das Ansprechverhalten der Turbolader auswirken und sogar eine geringere Abgasemission bewirken.
Die Trockensumpfschmierung sorgt für eine optimale Ölversorgung auch bei starken Querkräften. Natürlich entsteht auch der 4.0-Liter GT-/GT-S-Treibsatz nach der AMG-Manufakturfaustregel One man - one engine. Unser Mann XY hat seinen Job perfekt erledigt.
Zu guter Letzt sattelten wir für den Ritt über die Rennstrecke auf einem Mercedes AMG GT-S Edition 1 um. Unter der Führung von DTM-Legende Bernd Schneider gings über den legendären Racetrack. Die bekannteste Kurve von Laguna Seca ist eine nach außen abfallende Kurvenkombination: Corkscrew - die Korkenzieherkurve! Tricky!
AMG-Chef Tobias Moers: Die Präzision des Autos ist unglaublich gut
Der GT-S Edition 1 deutete in der kurzen Zeit an, was bei AMG ganz sicher schon unter dem Brennglas ist. Die Kiste hat das Zeug zum Rennwagen. Die Strecke mit ihren langgezogenen schnellen Kurven schien wie für den Edition 1 geschaffen zu sein. AMG-Chef Tobias Moers versprach, bevor wir auf die Strecke rollten: Die Präzision des Autos ist unglaublich gut. Das finden wir auch und wir haben das auch nicht anders erwartet. Das Feedback am Lenkrad ist spitze und jedes Wort, was ich hier noch schreiben könnte, wäre nur eine Wiederholung dessen, was bereits gesagt worden ist.
Mercedes-Fans.de ist begeistert vom Mercedes-Benz AMG GT-S und es tut in der Seele weh, so ein Auto wieder hergeben zu müssen.
Schwächen? Nicht wirklich. Das expressive Cockpit wird vielleicht die Diskussion anregen. Aber unter dem Strich wird der GT Menschen für Mercedes-AMG gewinnen. Man sehe es uns nach, aber GT steht hier nicht nur für Gran Turismo, sondern vor allem auch für Geiles Teil!
Text: Luca Felshart
Fotos: Dieter Rebmann, Luca Felshart
Mercedes-Fans Facts:
Mercedes-AMG GT-S
(abweichende Daten GT in Klammern)
Antrieb: 8 Zylinder-Biturbomotor, Leistung: 510 PS/375 kW (462 PS/340 kW) bei 6.250 U/min (6.000 U7min),
max. Drehmoment: 650 (600) Nm bei 1.750 - 4.750 (1.600 - 5.000) U/min.
Kraftübertragung: AMG SPEEDSHIFT DCT-7 Gang Sportgetriebe, Transaxle-Bauweise
Vorderachse: Aluminum-Doppelquerlenkerachse
Hinterachse: Aluminum-Doppelquerlenkerachse
Bremsen: Verbundscheibenbremsen vorn und hinten belüftet und perforiert
Lenkung: Hydraulische Zahnstangen-Servolenkung
Räder: 265/35 R 19 (255/35 R 19) (v) und 295/35 R 20 (295/35 R 19) (h)
Radstand: 2630 mm
Spurweite v/h: 1.680 (v) und 1.651 (h)
Länge: 5.546 mm
Breite: 2.075 mm
Höhe: 1.288 mm
Wendekreis: 11,50 m
Kofferraum: 350 l
Gewicht, fahrfertig: 1.645 (1.615) kg
Zuladung: 245 (275) kg
zul. Gesamtgewicht: 1.890 kg
Tankinhalt: 65 l
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,8 (4,0) s
Höchstgeschwindigkeit: 310 (304) km/h
Verbrauch kombiniert*: 9,4- 9,6 (9,3) l
CO2-Ausstoß: 219 - 224 (216) g/km
Preis: ab 134.351,00 (115.430,00) Euro
*Herstellerangaben
2 Kommentare
-aca-
13. Februar 2015 19:39 (vor über 9 Jahren)
Pano
21. November 2014 15:28 (vor über 9 Jahren)
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