Mercedes hat seiner gepanzerten G-Klasse abgeschworen und setzt zukünftig nur noch auf eine nahezu unbezwingbare S-Klasse. Die Staatsoberhäupter haben einen neuen Traumwagen.
Seit Jahrzehnten geben die deutschen Premiumhersteller bei den Panzerlimousinen weltweit den Ton an. Das Dreigestirn aus Audi A8, BMW 7er und Mercedes S-Klasse ist nicht nur bei den normalen Luxuslimousinen von der Stange das Maß der Dinge, sondern auch bei den hoch gesicherten Panzerversionen. BMW scherte bei der aktuellen Generation aus und hat erstmals seit dem BMW 733i der Generation E23 keinen Schwerpanzer mehr ab Werk im Programm. Audi blieb dagegen seiner Linie treu und stellt unter anderem nach wie vor die Staatslimousine von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Jetzt zieht Daimler nach und legt eine Panzerversion der noch jungen Mercedes S-Klasse nach. Eine Absage ist das erst einmal für die gepanzerte Mercedes G-Klasse, die auch weiterhin nur als Normalfahrzeug verfügbar ist. Vom Vorgänger der Generation Mercedes W 463 hatte es sehr erfolgreich lange Jahre Panzerversionen gegeben, die sich als Begleitfahrzeug von Personenschutzkolonnen und Schutzmodell für Armeen und Spezialeinsatzkommandos einen Namen machten.
Den Guard gibt es nur mit langem Radstand
Zukünftig setzt Daimler bei den Panzerfahrzeugen allein auf seine S-Klasse. Das neue Modell ist ausschließlich mit langem Radstand und dem 450 kW / 612 PS / 830 Nm starken V12-Turbotriebwerk des Maybach zu bekommen. Eine speziell verlängerte XXL-Version wie der Pullman Guard des Vorgängers soll es nicht mehr geben. Dafür bietet nun auch Mercedes seinen gepanzerte S-Klasse mit dem überfälligen Allradantrieb an, der ab Werk bisher nur beim Audi A8 und dem mittlerweile ausgelaufenen VW Phaeton verfügbar war und sich wegen der Dynamikvorteile große Beliebtheit bei den Personenschützern erfreute.
S-Klasse mit Schutzklasse VR10
„Der S 680 Guard 4MATIC ist eines der am stärksten kundenorientierten Produkte von Mercedes-Benz. Denn dieses Sonderschutzmodell stellt den Menschen und seine Sicherheit in den Fokus“, so Dirk Fetzer, Leiter Produktmanagement S-Klasse, „keine andere Serienlimousine erfüllt ebenso vollumfänglich die höchste Schutzklasse für Zivilfahrzeuge. Und gleichzeitig sind Qualität und Langlebigkeit dank umfangreicher Entwicklungs- und Erprobungsumfänge auf Serienniveau.“ Während die meisten Panzerfahrzeuge wegen Reifen mit entsprechenden Notlaufeigenschaften bei 210 km/h abgeregelt werden, ist bei der neuen Panzer-S-Klasse der Schutzstufe VR10 bereits bei 190 km/h Schluss mit dem Vortrieb. Achsen und Reifen des als Vier- und Fünfsitzer verfügbaren 4,2-Tonnen-Modells stammen dabei von der Vorgängerversion. Die maximale Zuladung liegt bei 660 Kilogramm. Die Schutzklasse VR10 erfüllt die höchste ballistische Prüfstufe für Zivilfahrzeuge und ist nicht nur gegen entsprechende Sprengladungen gesichert, sondern auch gegen den Beschuss mit Sturmgewehren mit entsprechender Stahlhartkern-Munition.
Optimaler Schutz in der Panzerlimousine mit Stern
Wurden bisher die entsprechenden Schutzmaterialien bei den Panzerlimousinen von Mercedes in die Serien-Rohbaustruktur integriert, wurde beim neuen S Guard erstmals ein spezifischer Panzerrohbau aus Schutzelementen entwickelt. Die Insassen sitzen dabei in einer maximal geschützten Zelle, was jedoch nur Experten auffallen dürfte, denn von außen sieht der Mercedes S 680 Guard beinahe aus wie eine ganz normale S-Klasse. Optische Unterschiede sind auf den zweiten Blick nur bei den zentimeterdicken Scheiben und den Reifen mit Pax-Notlaufsystem von Michelin zu erkennen.
Sicherheit ist teuer: Der Guard soll eine halbe Million Euro kosten
Neben den unsichtbaren Panzerelementen ist der transparente Bereich der Scheiben ein wesentlicher Bestandteil des Schutzkonzepts. Material und Dicke des mehrlagigen Scheiben-Sandwichs entsprechen ebenfalls den Anforderungen der Klassifizierung VR10. Auf der Innenseite sind die Scheiben mit einem Polycarbonat-Splitterschutz beschichtet. Auf Wunsch gibt es im 390 Liter großen Laderaum einen vom Innenraum nutzbaren Kühlschrank. Neben der Panzerzelle gibt es faustdicke Glasscheiben und Fensterheber mit einer hydraulischen Notfunktion. Zu den weiteren Sonderausstattungen zählen unter anderem eine Feuerlöschanlage, ein Notfall-Frischluftsystem, das Insassen vor eindringendem Rauch oder Reizgasen schützt und mit Frischluft versorgt. Da die meisten Fahrzeuge in den Dienst von Behörden, Regierungen oder Könighäusern gehen, sind die Guard-Modelle mit Flashern, Signalanlage oder Funk ausgestattet. So viel Sicherheit hat ihren Preis, denn die Produktionszeit der schwer gepanzerten Mercedes S-Klasse liegt bei 51 Tagen. Der genaue Kaufpreis steht noch nicht fest – er soll jedoch bei rund 500.000 Euro liegen.
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