Mercedes will zur Luxusmarke werden. Die Frage ist, wie das in Zukunft aussehen soll. Das simple Kopieren der Modemarken bringt bei Autos keinen Erfolg. Die Lösung sind fälschungssichere digitale Kunstwerke, eine Individualisierung der Infotainment-Anmutung und hochwertige Details aus der hauseigenenManufaktur.
Gorden Wagener mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. „Wir haben das größte Potenzial“, trommelt der oberste Mercedes-Formgeber und meint damit die Entwicklungsfähigkeit der Autos sowie (natürlich) des Designs. Angesichts der langen Historie der Sternenmarke bieten sich tatsächlich etliche Anknüpfungspunkte, um die glorreiche Vergangenheit als Blaupause für die Vehikel der Zukunft zu nutzen. Seien es klassische Mercedes-Modelle oder die Maybach-Klassiker. Weil der laut Mercedes-Verlautbarung „einer der einflussreichsten Automobildesigner unserer Zeit“ gerade so gut gelaunt war, kündigte er an, dass auf der kommenden IAA in München das elektrische Mercedes-Luxus-Einstiegsmodell vorgestellt wird.
Nachdem es keine A-Klasse mit Stern aufgrund der geringen Gewinnmarge mehr geben wird, bleibt nur noch der CLA als kleiner Nobel-Stromer übrig. Dass das Coupé mit allerlei Insignien und Materialien ausgestattet ist, liegt auf der Hand, doch die echte Revolution spielt sich demnächst unter dem Blech, beim Infotainment ab. Ganz im Apple-Stil stellt Mercedes sein Infotainment-Betriebssystem von MBUX auf MB.OS (Mercedes-Benz Operating System). Wie rasant sich die neue schöne Bits-and-Bytes-Welt ändert, erfahren Mercedes-Fahrer derzeit in den USA. Denn dort heißt das Motto bereits: „Ich denke also bin ich“. Denn die US-Sternen-Fahrer können sich bereits ChatGPT ins Auto holen und damit das aktuell heißeste Software-Eisen der künstlichen Intelligenz.
Sobald man die Tür zum digitalen Luxus à la Mercedes ein Stück weit öffnet, erspäht man spannende Vorhaben. Dass in Zukunft die Software individualisiert wird, dürfte niemanden überraschen. Also werden die Besitzer der Autos wie beim Smartphone ihr eigenes Hintergrundbild beziehungsweise Grafik auf die Monitore bringen können. Allerdings gibt es bei einem Auto, dass der Mensch steuern muss, Einschränkungen. Die offensichtlichste ist die Fahrerablenkung. Ein farbenprächtiges Foto ist nur bedingt als Bildschirmhintergrund geeignet, wenn sich der Pilot auf den Verkehr konzentrieren muss. Also kommt wohl nur der Beifahrer während der Fahrt in den Genuss dieses Fotos. Steht das Fahrzeug, darf natürlich auch der Mensch hinter dem Steuer sich an den eigenen Grafiken erfreuen. Damit nicht genug: Irgendwann soll es möglich sein, dass das Auto die Kleidung des Fahrers oder die Farbe der Tasche erkennt und den Infotainment-Hintergrund in diesem Stil darstellt.
Die Visionen des Autobauers gehen noch weiter. Schließlich betreibt Mercedes unter dem Namen NXT eine Abteilung, die sich mit den Evolutionsstufen des Internets beschäftigt (Web3). Eines der Projekte besteht darin, digitale Kunstwerke mithilfe von künstlicher Intelligenz zu erschaffen und dann ins Auto zu bringen. Dazu arbeitet Mercedes mit dem bekannten Künstler, Harm van den Dorpel, und Fingerprints DAO (einem Zusammenschluss von Kunstsammlern) zusammen, um digitale Kunstwerke in Form von codegenerierten Ein Non-Fungible Token (dt.: nicht austauschbare Token / kurz NFT) zu erschaffen. Damit diese Kreationen einzigartig bleiben, kommen bei diesen Kunstwerken wie bei den Bitcoins fälschungssichere Blockchain-Datenbanken zum Einsatz. Dieses Projekt ist noch ein paar Jahre entfernt und wird erst im Super-Luxus-Segment umgesetzt. Schließlich dürften diese individuellen Kunstwerke auch ein paar Euro kosten.
Wenn es um Luxus und Mercedes geht, spielt bei der Sternen-Marke natürlich alles um Maybach und die Frage, wie man das verwöhnte Klientel in die Fahrzeuge des schwäbischen Autobauers lockt. Eine S-Klasse mit etwas mehr Chrom und viel Leder im Innenraum lockt keinen schwerreichen Auto-Fan aus seinem Privatjet. Da muss schon mehr her. Das weiß man auch bei Maybach. Bisher kamen die Luxusableger der Sternen-Marke eher luxuriös-prunkvoll daher. Doch jetzt zeigen sie auch ihre sinistre Seite.
Die Maybach Night Series ist so etwas wie der Dark Knight unter den veredelten S-Klassen. Zumindest, wenn man sie in Schwarz bestellt. Dann ist die Karosserie entweder in mattschwarz oder schwarzem Metallic-Lack in den funkelnde Partikel eingearbeitet sind. Die Felgen sowie der Kühlergrill sind ebenso schwarz genauso wie das Leder des Innenraums. Der Name des Bezugs: „Black Pearl“. Wie Captain Jack Sparrows aus dem Film „Fluch der Karibik“. Belinda Günther hat einen anderen Kassenschlager im Sinn, wenn sie an das dunkle Gefährt denkt. „Das Auto könnte auch aus einem Batman-Film stammen“, lächelt die Interieur Designerin. Vielleicht sehen wir demnächst Gotham Citys Mafia-Boss Salvatore Maroni in diesem Fahrzeug thronend über die Leinwand flimmern. Außerdem spielt Maybach das Luxus-Thema vollumfänglich. Es wird limitierte Serien der Fahrzeuge für Sammler oder sogar Einzelstücke geben. Dazu passen auch die exklusiven, farblich abgestimmten Kollektionen bestehend aus Taschen, Brillen und allerlei weiteren Accessoires.
Night Series: neuer Look für Mercedes-Maybach Modelle Gute Nacht, Maybach!
Keine Kommentare
Schreibe einen Kommentar