Rückblick auf ein Interview mit Daimler CEO Ola Källenius im Juni 2020

Ola Källenius: "Wir bei Mercedes geben unser Bestes, um weiterhin mit schönen Sternen zu begeistern!"

Rückblick auf ein Interview mit Daimler CEO Ola Källenius im Juni 2020: Ola Källenius: "Wir bei Mercedes geben unser Bestes, um weiterhin mit schönen Sternen zu begeistern!"
Erstellt am 2. Juni 2020

Wer ist dieser Ola Källenius, der sich derzeit soviel Unmut bei Kunden und Internen zuzieht wie vielleicht kein Daimler-CEO zuvor? Läuft alles in die falsche Richtung, oder wird die Erneuerung der Marke nur falsch kommuniziert? Ist es symphatisch nach einer Zeit harter Einschnitte den CEO mit Kettensäge zu präsentieren, oder einfach nur instinktlos? Wen auch immer man nun fragt, wie die Lage in Stuttgart momentan ist, bekommt zur Antwort, "es ist Feuer unter dem Dach!". Kritik an EQS und EQE, Unzufriedenheit dem dem neuen Vertriebsmodell, Unverständnis über die ausgegebene Luxusstrategie und schlagartig folgenden Rabatten und Klagen der Kunden über die sukzessive Einstellung der V8-Motoren sind nur die offensichtlichsten Baustellen, die der Vorstandsvorsitzende zusammen mit seinem Team bewältigen muss. Zu spät, das Ruder ist nicht mehr rumzureißen. Das spekulieren, diejenigen, die ganz nah dran sind. Das Manager Magazin zitierte ein unbenanntes Aufsichtsratsmitglied mit "der Strick liegt schon um den Hals!"

Kommt das alles überraschend? Oder war es vorhersehbar. Wer ist dieser Mann an der Spitze der Mercedes-Benz AG.Was steht in seiner Garage? Für welchen Klassiker schlägt sein Herz? Hier unser Interview vom Juni 2020:

 

Interview Ola Källenius Juni, 2020: "In der langen Geschichte von Mercedes haben wir immer wieder strahlkräftige Leuchttürme gebaut. Und daran wird sich auch nichts ändern."

 

Mittlerweile ist der neue Daimler CEO, Ola Källenius, ein Jahr im Amt. Ein Jahr, das es wirklich in sich hatte. Dieselskandal, Corona, mehrere Gewinnwarnungen und ein Aktienkurs auf Talfahrt. Kaum ein Tag verging, ohne dass neue dunkle Wolken am Horizont aufzogen. Die Wellen schlugen hoch, auch in der Öffentlichkeit. Da braucht man Steherqualitäten. Wir fragten den Daimler-Boss, wie er das Jahr gesehen hat und wie es mit dem Erfinder des Automobils in Zukunft weitergehen wird.

 

Herr Källenius, in diesen Tagen komplettiert sich Ihr erstes Jahr als Vorstandsvorsitzender der Daimler AG. Wie würden Sie rückblickend dieses Jahr in einem Satz beschreiben?

Mein erstes Jahr als Vorstandsvorsitzender war herausfordernd, ereignisreich und gleichzeitig sehr motivierend, weiter mit unserer engagierten Mannschaft an der Zukunft des Unternehmens zu arbeiten.


Diesel-Krise, Corona, Gewinnwarnungen und Mobilitätswende, wünschen Sie sich nicht manchmal, Sie hätten den Job erst 2021 angetreten?
Nein, definitiv nicht. Denn je früher man Dinge anpackt, umso eher kann man sie gestalten. Wir haben im vergangenen Jahr bereits viel angestoßen und bewegt. Und das setzen wir trotz der Pandemie entschlossen fort. Hinzu kommt, dass diese Themen ja nicht einfach nach einem Jahr verschwinden. Wir befinden uns mitten in einer tiefgreifenden Transformation, die uns noch lange beschäftigen wird.


Was kann den Mercedes-Fans Mut machen? Müssen sich Kunden und Enthusiasten um die Zukunft ihrer Lieblingsmarke Sorgen machen?
Im Laufe unserer mehr als 130-jährigen Geschichte gab es immer wieder tiefgreifende Veränderungen. Und Mercedes ist jedes Mal stärker und besser daraus hervorgegangen. Das wird auch diesmal so sein. Ich kann unseren Fans und Kunden zwei Dinge versprechen. Erstens: Wir haben fantastische Autos in der Pipeline, die in den nächsten Monaten auf den Markt kommen und unseren Stern noch heller strahlen lassen werden. Und zweitens: Ein Mercedes wird immer ein Mercedes bleiben. Wir sind uns der einzigartigen Geschichte und der großen Bedeutung dieser Marke bewusst und werden sie für die Zukunft weiterentwickeln.


Wenn Sie jetzt an Ihre Zeit beim Daimler zurück denken, woran erinnern Sie sich besonders gern, oder auch, was macht Sie ein bisschen stolz?
Die Autos mit dem Stern faszinieren mich schon seit Kindestagen. Insofern macht es mich stolz, seit 27 Jahren für dieses Unternehmen zu arbeiten. Hier habe ich nicht nur einen Job, sondern meine Berufung gefunden. Ich hatte die Möglichkeit in ganz verschiedenen Bereichen des Unternehmens zu arbeiten. Jede Station hatte ihre ganz eigenen Herausforderungen und Highlights. Persönlich war sicherlich die Zeit in den USA sehr prägend.

 

In wie weit ist es (emotional) etwas Besonderes an der Spitze eines Unternehmens zu stehen, dessen Gründerväter als die Erfinder des Automobils gelten?
Zwei solch herausragende Gründerväter wie Carl Benz und Gottlieb Daimler zu haben, ist ein Glücksfall. Mit ihren Erfindungen haben die beiden gezeigt, dass der Weg des Fortschritts über herausragende Technologie führt. Dieses Streben nach Fortschritt hat uns in den vergangenen mehr als 130 Jahren angetrieben und ist auch heute noch unser Leitbild, bei jedem neuen Mercedes-Benz, den wir entwickeln.

 

Tut es dann nicht doppelt weh, technische und designerische Meisterleistungen wie das S-Klasse Cabriolet und S-Klasse Coupé einzustellen? Sind nicht gerade solche Leuchttürme wichtig für eine Marke wie Mercedes-Benz?
Ich will nicht über einzelne Baureihen spekulieren. In der langen Geschichte von Mercedes haben wir immer wieder strahlkräftige Leuchttürme gebaut. Und daran wird sich auch nichts ändern. Die neue S-Klasse und der EQS sind nur zwei unserer künftigen Leuchttürme. Gleichzeitig gilt allerdings auch: Wir werden nicht länger sämtliche Optionen in jedem Segment anbieten.

 

Was wird denn der neue SL besser machen, damit ihm das gleiche Schicksal erspart bleibt?
Die nächste Generation SL besinnt sich wieder mehr auf die ursprünglichen Gene dieser Sportwagen-Ikone zurück, denn der SL wurde auf der Rennstrecke geboren. Somit war es strategisch nur konsequent, die Gesamtentwicklung des nächsten SL an unsere Sportwagenspezialisten von Mercedes-AMG zu übertragen. Ich kann Ihnen versichern: Der Mythos SL ist in Affalterbach in den besten Händen.


Was können Sie uns über den aktuellen Status des AMG One verraten?
Wir machen mit dem Project One sehr gute Fortschritte und haben bei der Entwicklung die wichtigsten Hürden genommen. Die Teams in Affalterbach und Brixworth arbeiten trotz der momentan schwierigen Situation sehr gut zusammen und treiben dieses spektakuläre Projekt engagiert voran.


Die Zukunft fährt elektrisch, digital und auch autonom. Inwieweit ist Mercedes-Benz auf diesen Gebieten offen für Kooperationen mit anderen Autobauern wie z.B. BMW, um die hohen Investitionen stemmen zu können?
Die derzeitige Transformation werden wir nicht alleine schaffen, dazu ist sie zu kapitalintensiv. Deshalb macht es Sinn, Partner zu suchen. Da wo es Win-Wins geben kann, sind wir offen für Kooperationen. Dadurch können wir Entwicklungszyklen und die Markteinführung neuer Technologien beschleunigen, Skaleneffekte erzielen und Kosten senken.


Hat sich die Rolle des Automobils durch Corona verändert? Werden wir weniger mobil sein? Werden wir "privacy" - also unseren Raum im eigenen Auto -  mehr schätzen als vorher?
Ja, ich glaube, die Bedeutung des Autos als geschützter Raum in den vergangenen Wochen ist größer geworden. Und ja, in Folge der Corona-Krise werden künftig sicherlich mehr Menschen digital von zuhause arbeiten. Ich glaube aber nicht, dass Menschen ihre Bewegungsfreiheit grundsätzlich einschränken werden. Individuelle Mobilität ist und bleibt ein hohes Gut. Die Nachfrage nach einem eigenen Auto, das uns jederzeit selbstbestimmt von A nach B bringt, wird also weiterhin bestehen.


Gibt es Momente, die ein Ola Källenius in der heimatlichen Garage verbringt, um vielleicht beim eigenen Klassiker oder Youngtimer Hand anzulegen?
Bisher nicht, da kein Klassiker bei uns in der Garage steht. Jedenfalls noch nicht. Zurzeit schraube ich eher an der Zukunft. Aber die generelle Faszination für unsere Young- und Oldtimer teile ich mit vielen Fans unserer Marke.

 

Was schätzen Sie persönlich an Ihrem eigenen Mercedes am meisten?
Unsere Autos sind in vielen einzelnen Kategorien wie Sicherheit, Design, Komfort, Technologie und Fahrspaß spitze. Aber was einen Mercedes wirklich zum Mercedes macht, ist das Gesamtpaket, ist die Seele des Fahrzeugs. Das lässt sich nur schwer rational erklären, aber umso besser emotional „er-fahren“.


Wenn Corona will, werden wir am 20.9. das große europäische Mercedes-Festival SCHÖNE STERNE® feiern. Zuletzt kamen rund 12.000 Fans Ihrer Marke zu diesem Event, haben Sie für die Fans und Freunde Ihrer Marke eine Botschaft?

Ich danke den Fans, Freunden und Kunden unserer Marke für ihre Treue, ihren Support und ihre Begeisterung. Sie glücklich zu machen, ist ein wichtiger Antrieb für unsere Arbeit. Wir bei Mercedes geben unser Bestes, um sie weiterhin von und mit schönen Sternen zu begeistern.

3 Kommentare

  • nadeschda

    Nadeschda

    Also die Antworten auf die offenen Fragen sind bekannt: S-Klasse später? Naja, stellt euch vor ein Auto wird voller Software gesteckt und man versteht eigentlich nix von Softwareentwicklung. Was kommt dabei raus? Chaos. Wie viele um den Job bangen müssen? Einfach mal alles streichen, was mit Verbrennungsmotoren zu tun hat. Elektromotoren etc. wird da fast nix kompensieren, das sind viel zu wenig Teile. Batteriefertigung? Die ist entweder komplett automatisiert oder nicht in Deutschland. Fahrzeugfertigung? Weniger Teile bedeutet auch weniger Menschen. Die Zahlen an Mitarbeitern sind bekannt, wenn das noch keiner ausgerechnet hat beim Daimler, wird es peinlich. Mit 50.000 weniger alleine in Deutschland ist mit Sicherheit zu rechnen und das bis 2025. Wie man auf so eine Zahl kommt? Motor 20.000, alle Fahrzeugbaureihen in allen Werken 30.000. Eigentlich ist die Zahl noch nicht mal besonders hoch, der Ausbau der Werke in China ist dabei noch nicht einmal berücksichtig. Strafen für zu hohen Flottenverbrauch, Diesel: Kosten für verlorene Gerichtsverfahren sind in der Abschätzung noch nicht einmal drin. Ich kann nur hoffen, das der Betriebsrat endlich mal anfängt, sich für Technik zu interessieren, dann würden die auch drauf kommen, was in der Zukunft zu erwarten ist. Und abschließend, das alles hat nix mit Corona nix zu tun. Das ist nur eine wirklich schlechte Ausrede für Unterlassungen des Konzerns in der Vergangenheit.
  • Pano

    Pano

    Interessantes Interview. Schade nur, daß OK bei den meisten Themen über allgemeine Aussagen nicht hinauskommt. Dabei wäre es spannend zu erfahren warum die S-Klasse verspätet auf den Markt kommt, was an Renaults Ankündigung in Sachen Kooperation dran ist, welche Modelle vor dem Exitus stehen, wieviele Mitarbeitende um ihren Job fürchten müssen undundund. Also mehr als genug Fragen für künftige Interviews. Grüße Pano
  • Sascha Kellert

    Sascha Kellert

    Leider liest man doch nicht wirklich viel heraus. Klingt fast eher nach Durchhalteparolen... Welche Modelle vor dem Aus stehen, da kann man nur spekulieren, aber wenn selbst Ikonen wie S-Coupé sterben, dürften CLA, B-Klasse, CLS, GT4, E-All-Terrain auf der "Beobachtungsliste" stehen. Wie will man weiter mit den Überkapazitäten und Personalüberhängen durch Corona umgehen, gerade im Bezug auf Leiharbeiter... Kooperationen, da hört man nur verschiedene Gerüchte im Bezug auf Aston Martin, BMW, Renault (die ja eh schon mit Nissan und Mitsubishi liiert sind).

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