Der Mercedes G ist noch ein Automobil mit Ecken und Kanten. Und hart im Nehmen ist der zum Klassiker gereifte Allrounder sowieso. Denn der Geländewagen trotzt erfolgreich nahezu allen Widrigkeiten, die ein Terrain bereithalten könnte. Gegen den Zahn der Zeit aber ist selbst ein schier unverwüstlich wirkendes Arbeitstier wie der Mercedes G nicht komplett gefeit. Wie gut, dass es Mercedes-Fans wie Michael Benz gibt, die sich dann eines altgedienten G-Modells annehmen, um es in seiner alter Schönheit wiederherzustellen! Denn nach einer aufwändigen Komplett-Restauration kann sich sein Mercedes 240GD der Baureihe W460 heute im Bestzustand präsentieren.

Gutes bleibt

Seit 1979 wühlt sich der Mercedes G unaufhaltsam durchs Gelände – und hat sich auf allen Kontinenten bestens bewährt. Der weltweite Erfolg beruht nicht zuletzt auf einer durchdachten Konstruktion und kompromisslosen Qualität sowohl bei Materialien als auch in der Fertigung. Wen wundert es da, dass der Mercedes G sich in all den Jahrzehnten selbst treu geblieben und im Wesentlichen scheinbar stets der Alte geblieben ist?

Das Original: Baureihe W460

Gleichwohl hielten natürlich im Laufe der Jahre etliche technische Veränderungen Einzug. Und so verkörpert die erste G-Baureihe W460 die Idee der kultigen Geländewagen-Serie in ihrer ursprünglichsten Form. Dies um so mehr, da die Baureihe 460 noch ganz auf Funktionalität ausgelegt war.

Beispielsweise werden die Allrad-Funktion und die Untersetzung hier noch manuell geschaltet. Die vergleichsweise spartanische Ausstattung und das Nicht-Vorhandensein von elektronischen Steuermodulen wird von der G-Gemeinde zur puristischen Tugend umgedeutet: „Wo nichts ist, kann nichts kaputtgehen.“

Erst die Arbeit…!

Tatsächlich war die allererste G-Baureihe vornehmlich als robustes Nutzfahrzeug konzipiert. Entsprechend aufreibend gestalteten sich die Arbeitsfelder, Einsatzgebiete und Dienstjahre. Ergebnis: Gut erhaltene Exemplare der Baureihe W460 sind vergleichsweise rar. Häufig setzt Rost an Karosserie und Rahmen dem vielgenutzten Geländewagen zu.

Zurück zu alter Schönheit

Nicht anders ist es dem Mercedes 240GD widerfahren, der 2012 mit sichtbaren Blessuren in Michaels Besitz überging. „Die Baureihe W460 ist in meinen Augen der heilige Gral unter den G-Reihen - eben das urwüchsige Original“, findet der gelernte Kfz-Mechaniker.

„Als ein solches Stück Automobilgeschichte hat es der 1980 vom Band gerollte Mercedes 240GD verdient, der Nachwelt erhalten zu werden.“ Und weil der 41jährige ein Perfektionist ist, lautete das damalige Ziel, den Geländewagen in nichts weniger als in einer makellosen Neuwagen-Optik zurück auf die Straße zu bringen.

Dem Rost keine Chance!

Nach 4.000 Arbeitsstunden, die Michael mit tatkräftiger Unterstützung seines Vaters Hans-Jürgen in die Restauration steckte, möchte man dem Mercedes-Fan gern zubilligen: “Auftrag ausgeführt“! Auch Classic Data spricht dem Mercedes 240GD die Note 1 zu. Der gebührende Lohn für die Instandsetzung von – jetzt hohlraumversiegelter - Karosserie und Rahmen, an dem sich dank fünffach lackierter Metallschutzfarbe (Brantho Korrux) der braune Nager zukünftig die Zähne ausbeißen dürfte.

Seltene Seilschaft

Neben dem enormen Zeitaufwand stecken auch nicht unbeträchtliche Finanzmittel in dem mit zahlreichen Neuteilen wieder ordentlich auf Vordermann gebrachten Mercedes.

„Über die Sorgfalt bei der Instandsetzung hinaus legten wir das Hauptaugenmerk auf die Originalität bezüglich der verwendeten Ersatzteile und des Zubehörs“, sagt Michael, der mit einigem Stolz auf die in der G-Szene sehr begehrte Seilwinde von Rotzler (ER-1500) verweist. „Seinerzeit schlug die Winde mit 4.100 D-Mark zu Buche. Dies war ein beachtlicher Verkaufspreis, wenn man bedenkt, dass der Mercedes G selbst für ca. 33.000 D-Mark erworben werden konnte“, erläutert Michael die Rarität des kostspieligen Tools.

Frostschutz der besonderen Art

Weitere Features des in dem originalen Agave-Grün neulackierten Allesüberwinders sind ein Wärmeschutzpaket “nordische Länder“ mit elektrischer Motor-Vorwärmung und Batterie-Ladung. Als bemerkenswertes Detail kann Michaels W460 zudem im Motorraum einen originalen Spatenhalter, wie er für Militär-Modell Verwendung findet, vorweisen. Der tadellos restaurierte Innenraum glänzt mit Drehzahlmesser und hinteren Schiebefenstern.

Weggefährten für immer

„Diesen Mercedes gebe ich nicht wieder her“, schwört Michael seinem G-Modell, das von einem 72 PS leistenden 2,4-Liter-Dieselaggregat angetrieben wird, die Treue. „Mehr noch: Das Auto bleibt in der Familie und wird vererbt“, bekräftigt der Mercedes-Fan.

Gleichwohl wird der W460 trotz aller Wertschätzung durchaus handfest genutzt. „In schweres Gelände fahre ich mit dem Mercedes zwar nicht“, sagt Michael, „aber auf Feldwegen und im Wald ist uns der robuste G eine zuverlässige Arbeits- und Transporthilfe, da wir unser eigenes Brennholz machen.“

24 Bilder Fotostrecke | Evergreen: Mercedes 240GD (W460): 1980er G-Modell präsentiert sich wie neu #01 #02

Mercedes-Fans Technische Daten

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 240GD (W460)

Baujahr: 1980

Motor: Reihenvierzylinder-Diesel, Hubraum: 2.399 ccm, Leistung: 72 PS, Höchstgeschwindigkeit: 115 km/h, Spatenhalter der Militär-Variante

Getriebe: Viergang-Synchron-Getriebe, Zwei-Wellen-Verteilergetriebe

Bremsen: Original, Scheibenbremsen vorne und Duo-Servo-Trommelbremsen hinten

Räder: 16-zöllige Südrad-Felgen

Reifen: Michelin XZE, 205/80-R16 vo/hi

Fahrwerk: Vordere und hintere Starrachse jeweils durch zwei Längslenker und einen Querlenker geführt, je zwei Schraubenfedern an den Achsen, Gummihohlfedern als Zusatzfedern und Anschlag, Zweirohr-Teleskopstoßdämpfer, Drehstab-Stabilisator an Vorderachse

Karosserie: Ganzstahlkarosserie über acht Gummi-Lager mit Chassis verschraubt, Karosserie und Bodengruppe komplett restauriert und hohlraumversiegelt, Original Seilwinde „Rotzler 1500“, Neulackierung in Original-Agaven-Grün

Innenraum: Original Mercedes G, Wärmeschutz-Paket „nordische Länder“, Drehzahlmesser, Schiebefenster hinten