Wer ein waschechter Mercedes-Fan ist, zieht seinen schönen Stern jedem anderen Fortbewegungsmittel vor. Auch wenn diese alternative Methode, von A nach B zu kommen, vermeintlich viel resourcenschonender, umweltfreundlicher und politisch korrekter zu sein scheint. So erinnert sich Dirk Hasse an ein Erlebnis vor ein paar Jahren: „Ich bin mit der Bahn zu einer Fahrzeugbesichtigung in die Pfalz gereist. Ausgang ungewiß, das Rückfahrticket habe ich im Geiste schon gebucht. Doch das Fahrzeug entpuppte sich auf den ersten Blick als guter Fang, daher bin ich gleich auf eigener Achse wieder heimgefahren.“

Doch das 500er SEC-Modell, welches der Sternefreund da vermeintlich günstig „geschossen“ hatte, entpuppte sich bei näherer Betrachtung als Blender. Die „garantierten“ fünf Vorbesitzer waren doch ein wenig großzügiger abgerundet.

Aber auch die Historie des Wagens war mehr als zweifelhaft: „Da habe ich mich recht zügig wieder von dem Wagen getrennt. Ich fahre seit jeher nur Mercedes und achte ganz besonders dass die Fahrzeuge alle in einem perfekten Zustand sind. Das gilt auch für mein Alltagsauto, einen 280 TE.“

2009 packte Dirk dann wieder die Lust am Nobel-Stern und er verschwand in den Tiefen des Internets. Nach 12 Monaten intensiver Suche tauchte er mit einem höchst interessanten Angebot am virtuellen Angelhaken wieder auf. Das Objekt der Begierde stand in Sinsheim. Ein 91er C126 Coupé mit knapp 240.000 Kilometern auf der Uhr, blauschwarz-metallic glänzte der Lack, dazu schwarzes Leder und die mercedestypische Vollausstattung. „Das Fahrzeug kostete damals knapp 136.000 DM, wenn man bedenkt was man heute für knapp 70.000 Euro bekommt, ist das schon bemerkenswert“, resümiert der Essener.

Wer lange sucht, wird endlich fündig.

Gegen den etwas hochbeinigen Look seines frisch erworbenen Coupés hatte der Vorbesitzer berechtigte Einwände gehabt – und auch gleich die passende Lösung parat. Die originalen Stoßdämpfer wurden mit 45mm Jamex Tieferlegungsfedern kombiniert. Dirk gefiel jedoch die flache Optik in Verbindung mit den 16 Zoll Rädern nicht. Daher montierte er 8x17 Zoll messende AMG-Felgen an der Vorder- und 10,5 Zoll breite Räder an der Antriebsachse. Goodyear Pneus in 235, respektive 255mm Breite sorgen für die nötige Verzahnung mit der Straßenoberfläche.

„Das Fahrverhalten ist einfach traumhaft“, bestätigt der Eigentümer, „eine Nuance straffer aber ohne die Souveränität und Langstreckentauglichkeit zu verlieren. Die dezente Tieferlegung hat dem Wagen gut getan.“

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen...

Der 5.6 Liter V8-Motor schnurrt wie eine Miezekatze, beim Druck aufs Gaspedal erwacht jedoch der Tiger aus dem Tank. 279 PS mögen im Jahr 2013 angesichts des Hubraums vielleicht nicht allzu potent erscheinen, Ampelrennen waren jedoch noch nie die Domäne der S-Klasse. Dies mag sich auch der Vorbesitzer gedacht haben und montierte daher einen AMG-Endtopf um das sonore Blubbern noch ein wenig zu verstärken. Dank des 90-Liter-Kraftstofftanks lässt sich trotz des nicht gerade spatzenhaften Spritkonsums auch die eine oder andere größere Strecke ohne übermäßig häufigen Tankstellenbesuch zurücklegen.

Als nächstes steht ein Werkstattaufenthalt für die S-Klasse von Dirk Hasse auf dem Programm. Aber nicht, weil ein unachtsamer Verkehrsteilnehmer vor Begeisterung ins Heck gefahren ist. „Ich werde die Köpfe zerlegen und ein wenig bearbeiten“, plant der selbst schraubende Sternefahrer, „dann bekommt der Wagen noch eine komplette Neulackierung! Bei der Gelegenheit montiere ich gleich das Teil, auf das ich mich besonders freue, die AMG-Frontschürze!“

Dirk möchte den C126 noch möglichst lange als Freund behalten, den neuen Modellen kann er nämlich nicht mehr viel Sympathie abgewinnen: „Die letzten richtigen Autos, die mir gefallen, hat Mercedes 1996 gebaut. Die 124er mit ihren vielen Ecken und Kanten, das waren noch Autos nach meinem Geschmack!“



Text & Fotos: Igor Vucinic

Mercedes-Fans Facts

1991 Mercedes-Benz 560 SEC (C126)



Motor: Reihensechszylinder mit 5547 cm³ Hubraum, Leistung: 279 PS, AMG Endschalldämpfer

Kraftübertragung: Viergang-Automatik

Räder: AMG-Leichtmetallfelgen, vorne in 8x17 ET18, hinten in 10.5x17 ET17

Reifen: Goodyear, vorne in 235/45 R17, hinten in 255/40 R17

Fahrwerk: Jamex-Tieferlegungsfedern, 45 mm Tieferlegung

Bremsen: Serie

Karosserie: schwarz-rote Rückleuchten

Innenraum: original Mercedes Lederausstattung

Car-Hifi: Rückrüstung auf originales Becker Mexico 2000

46 Bilder Fotostrecke | Hasse mal ne (S-)Klasse? Mercedes 560 SEC aus Kennerhand: Mit wenigen Details wird ein ästhetisches Coupé zum Hingucker #01 #02