Mercedes-Benz 230 E: Bestandspflege

Waschen. Schweißen. Pflegen: Der 87er Mercedes 230 E (W124) ist salonfein gelungen

Mercedes-Benz 230 E: Bestandspflege: Waschen. Schweißen. Pflegen: Der 87er Mercedes 230 E (W124) ist salonfein gelungen
Erstellt am 22. September 2017

Es begab sich zu einer Zeit, als die E-Klasse noch nicht E-Klasse hieß, da war sie schon im Mercedes-Benz Fahrerlager extrem bliebt. Die W124-Baureihe, welche im Jahr 1984 auf den Markt kam, erhielt erst 1993, also recht spät in ihrer Lebensphase, die bis 1996 dauerte, das E-Klasse Signet. Auch der Mercedes-Benz 230 E von Dennis Mußmacher läuft als  Baujahr 1987 noch unter der offiziellen Bezeichnung „Mittlere Mercedes-Benz Klasse“ vom Band. Auf der Beachtlichkeitskala muss man dem dezent im Stil seiner Zeit versportlichten 230 E des Bochumers allerdings attestieren,  dass dieser Benz eher oben als im Mittelfeld anzusiedeln wäre.

Baureihe W124 ist erste Mercedes-Benz E-Klasse

Viele Mercedes-Benz Modelle schrieben Geschichte. Die Baureihe W124 gehört dazu. Die von Bruno Sacco, Joseph Gallitzendörfer und Peter Pfeiffer seinerzeit ebenso sachlich wie gefällig gestylte Baureihe ist die erste E-Klasse. Davon abgesehen entwickelte sich dieses Modell zu einem ungemein beliebten Wagen. Die Beliebtheit der Baureihe W124 hält auf dem Gebrauchtwagenmarkt bis heute an, was nicht zuletzt daran liegt, dass eine überdurchschnittlichen Verarbeitungsqualität  zu ihren Vorzügen gehört. Nicht wenige bezeichnen die Entwicklungsqualität dieser Baureihe als geradezu historisch.
Als Gebrauchtwagen für den Alltag legte sich Dennis Mußmacher den Mercedes 230 E übrigens nicht zu. Allerdings ist Herr Mußmacher in Sachen W124-Fahrleistung nun auch wieder kein Müßiggänger. Rund 4.000 Kilometer im Jahr absolviert er mit seinem 87er Mercedes 230 E.

Bochum, ich komm aus Dir!

Dennis Mußmacher ist Bochumer. Zwar schlägt in der Ruhrgebietsstadt schon lange kein Herz aus Stahl mehr, aber man wahrt und lebt hier seine Traditionen. Der Lieblingsfussballverein der Bochumer ist und bleibt seit 1848 der Vfl. Als hopfenfrisches Gebräu gluckert man eine Köstlichkeit von Moritz Fiege. Und man fuhr und fährt hier aus Verbundenheit zum mittlerweile eingeebneten Werk viel und gerne Opel. Auch Dennis Mußmacher konnte zu der Marke mit dem Blitz nicht nein sagen. Ein Opel Ascona B und ein Opel Ascona C Coupé gehören zur Fahrer-Biographie des 37jährigen Friseurmeisters. Mittlerweile steht er mit beiden Beinen fest im MIB-Fahrerlager, ist Mitglied im W124 Club Deutschland e.V. und Gründer einer weiteren Sternfahrer-Gemeinschaft namens „Daimlerz Ruhrpott“.

Der 87er W124 kommt aus erster Hand

Wie so viele Automobile von Mercedes-Benz in Besitzerhand, gehört auch zu dieser Limousine eine Geschichte, die von ganz viel Liebe, Hingabe und einem festen Band der Sympathie zum Stern erzählt. Bereits der Erstbesitzer mochte sich von dem Mercedes-Benz 230 E zu Lebzeiten nicht trennen. Als er im November 1987 den W124 als Neuwagen erstmals anmeldete, da war bereits 64 Jahre alt. Er fuhr den Mercedes bis zu seinem 91. Lebensjahr. Dann verstarb er. Die Familie hatte für den Wagen keine Verwendung. Als wurde das Auto abgemeldet. Ein Jahr lang stand der 230 E in einer Garage, bis der Schwiegersohn des Erstbesitzers einen Käufer suchte. Als Youngtimer-Enthusiast warf Dennis Mußmacher nun seinen Hut in den Ring und erwarb für einen Kaufpreis von 2.500 € im Februar 2015 den Mercedes-Benz, den er übrigens später zu Ehren des Erstbesitzers auf dessen Vornamen „Heinrich“ taufte.

Waschen. Schneiden. Pflegen.

Der gute Ruf des W124, ein ausgezeichnet verarbeitetes Automobil zu sein,  bewahrheitete sich auch in diesem Fall.  Ein ganzes Vierteljahrhundert ist selbstredend an diesem Mercedes-Benz nicht komplett spurlos vorübergegangen, doch substantiell erlaubte sich der 230 E keinen schweren Durchhänger. Für den Friseurmeister war die Wiederherstellung alter Pracht und Schönheit somit keine haarige Sache. Der Zahn der Zeit hatte vor allem am Unterboden genagt. Und auch der Lack hat mit den Jahren gelitten und einiges an Glanz und Ansehnlichkeit eingebüßt.

Die besondere Gabe der Farbe

Apropos Lack. Bei dem Kolorit der Mercedes-Benz Limousine handelt es sich um eine recht außergewöhnliche Farbgebung. Dennis Mußmacher berichtet: „Der 230 E hat eine seltene Lackierung in Pueblobeige (Farbcode 651) ab Werk. Weniger als zwei Prozent aller W124-Neuwagen wurden mit dieser Außenfarbe an die Kunden ausgeliefert!“ Dass die Karosserie heute so glänzt, als wäre der Mercedes gerade erst vom Band gelaufen, ist das Werk von Dennis‘ Schwiegervater. Der ist gelernter Lackierer und machte einen guten Paintjob. Im Bekanntenkreis des MIB fanden sich noch weitere fachkundige Helfer in Sachen Kfz-Mechanik. Mit vereinten Kräften wurde der Mercedes 230 E in jeder Hinsicht wieder auf ein Niveau gehoben, das in allen Belangen sehr beachtlich ist.

Etwas Sport hat noch keinem geschadet

Ende 2015 wurde die Restaurierung für erfolgreich beendet erklärt. Nun galt es, den  Mercedes-Benz 230 E sportlich aufzubauen. „Das musste natürlich im Stil der Zeit geschehen“, erzählt Dennis Mußmacher. Ein übertriebenes Setup und eine Verschlimmbesserung des Status quo blieben dem Benz folglich erspart. So wie er sich heute nachträglich dynamisiert blicken lässt, hätte er auch Ende der 80er ums Ecke gerollt kommen können.

Zum Zeitpunkt des Fotoshootings war der Motor unangetastet. Der 2,3-Liter-Vierzylinder hat 136 PS im Angebot. Dass er stärker klingt, liegt an dem knurrigen Ton aus einem doppelläufigen Supersport-Auspuff. Gut aufgelegt präsentiert sich der Mercedes 230 E auch dank seiner individualiserten Fahrwerkssektion. Auf den in Wagenfarbe lackierten 17zölligen BRABUS-Monoblock-II-Rädern  sind sportliche 225/45er bzw 245/40er Kumho-Pneus aufgezogen. Sportfedern zwingen die Limousine vorn wie hinten 30 mm in die Knie.

Gediegene Umgebung

Last but not least schneidet der Mercedes von Friseurmeister Mußmacher auch bei der Würdigung des Innenraums gut ab. Tadellos ist der Eindruck vom Interieur des Wagen, der zum Zeitpunkt des Fotoshootings gut 134.000 Kilometer auf dem Tachometer hatte. Gute und bemühte Pflege ist auch hier das Geheimnis für 1A-Salonqualität! Und für den besonderen Look des W124-Interieurs griff der Frisieurmeister schließlich zu Extensions in Form eines umfassenden Zebranoholz-Dekor-Kit von Carat (Armaturenbrett, Schaltknauf, Türleisten,Tachoblende). Das Extra zum Ankleben gab‘s damals bei einschlägigen Tuningfachgeschäften wie D&W und anderen als sehr kostspieliges Zubehör zu kaufen und wurde in Teilen damals gern von älteren Herrschaften  genommen. Bei Dennis Mußmachers Benz ist es das Holzkit für den W124  komplett drin. Ersbesitzer Heinrich hätte es vermutlich gefallen. Dem Autor gefällt es ganz bestimmt.

Text & Fotos Mathias Ebeling
32 Bilder Fotostrecke | Mercedes-Benz 230 E: Bestandspflege: Waschen. Schweißen. Pflegen: Der 87er Mercedes 230 E (W124) ist salonfein #01 #02

Mercedes-Fans Technische Daten

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz 230 E (W124)  
Baujahr: 1987
Motor: Vierzylinder-Ottomotor, 136 PS, Supersport-Auspuffanlage
Getriebe: Viergang-Schaltgetriebe
Bremsen: Serie
Räder: BRABUS Monoblock II in 7,5 x 17 rundum
Reifen: Kumho in 225/45 vorn und 245/40 hinten
Fahrwerk: Tieferlegungsfedern, minus 30 mm vo/hi
Karosserie: Lackierung in Peublobeige
Innenraum: Zebranoholz-Dekorsatz (Armaturenbrett, Schaltknauf, Türleisten,Tachoblende) von Carat nachgerüstet
ICE:  Becker Radio




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