Für die Redakteure von Mercedes-Fans.de ist dieses Magazin nicht nur Job, sondern auch Leidenschaft. Daher vertrauen sie auch bei der Wahl der Dienstwagen nicht nur auf Stuttgarter Ware, sondern sorgen auch für etliche Verschönerungen, so wie bei diesem CLS Shooting Brakes unseres Sport-Redakteurs.
Shooting Brake als Design-Ikone
Der CLS der Baureihe 218 trat als Nachfolger der ersten Coupé-Limousine der Stuttgarter ein schweres Erbe an, schließlich gilt der 219er Ur-CLS bereits heute als Stil-Ikone. Was die zweite Baureihe ab 2011 so besonders macht, ist der Familienzuwachs in Form eines Kombis, der „Shooting Brake“ genannt wurde und seinerseits auch wie schon die Limousine ein neues Segment gründete. Für viele war der „SB“ der schönere 218er, was sich aber leider nicht in den Verkaufszahlen niederschlug. Während bei den später vorgestellten kleinen Brüdern CLA fast 80 Prozent zum Kombi griffen, lag der Anteil beim CLS nur bei 20 Prozent. Nicht zuletzt deshalb bekam der X218 keinen Nachfolger, was ihn wiederum als kommenden Klassiker prädestiniert.
Reisen mit Stil
Im Hier und Jetzt allerdings ist der CLS Shooting Brake ein perfektes Auto für alle, die zwar nicht auf Platz und Komfort verzichten möchten, aber trotzdem ein extravagantes Auto fahren wollen. Genau das war meine Intention für den Kauf meines nächsten Dienstwagens. Als Sportredakteur bin ich sehr viel unterwegs. Für die häufigen Fahrten zu den Rennstrecken Europas brauchte ich einen komfortablen Reisewagen, mit dem man ohne Probleme die langen Ritte von Berlin aus zum Nürburgring, nach Hockenheim oder in Richtung Zandvoort abreiten konnte. Nun geht das natürlich auch mit Brot- und Butter-Kombis, macht aber lange nicht so viel Spaß. Und genau diese Vorfreude brauchte ich, um auch nach langen und anstrengenden Rennwochenenden noch Sonntag Abend die 700 Kilometer nach Hause nicht nur durchzustehen, sondern auch als Erholung zu betrachten. Dass der CLS als Dienstwagen natürlich deutlich teurer ist als etwa ein vernünftiger Skoda Octavia, war mir die Sache wert.
Euro 6 als Sicherheitsnetz
Die Wahl fiel auch einen CLS 350 cdi 4matic Blue Tec mit der Erstzulassung im Oktober 2014. Nachdem ich zuvor bereits eine C-Klasse der Baureihe 204 mit diesem Motor hatte, waren mir die Qualitäten dieser Maschine bewusst. Ich entschied mich allerdings für das Facelift-Modell des CLS. Viele glauben ja, dass der MoPf erst ab 2015 verkauft wurde, aber bereits ab September 2014 kamen die ersten zur Auslieferung. Der große Vorteil der Modellpflege war – neben der geschärften Optik – die Umstellung des V6-Diesels auf die wichtige Euro-6-Norm. Die Leistung sank zwar von 265 auf 252 PS, aber dafür war man vor Fahrverboten sicher und auch der Wertverlust sollte deutlich geringer ausfallen. Allerdings war Anfangs noch nicht die neue 9gtronic an Bord, die erst im Laufe des Jahres 2015 nachgereicht wurde. Aber die bewährte 7gtronic Plus ist auch ein sehr gutes Getriebe.
(Fast) volle Hütte
Da ich schwarze Innenräume nicht mag, suchte ich lange nach einem passenden Modell. Irgendwann stieß ich auf diesen herrlichen Innenraum in Kristallgrau, mit Semianilin-Nappaleder und aktiven, belüfteten Multikontursitzen. Dazu hatte das Auto neben dem AMG-Paket innen und außen fast alle Extras an Bord, die lieferbar waren. Das einzige Manko waren die fehlende Airmatic, welche die geplante Tieferlegung deutlich vereinfacht hätte. So musste ich zu klassischen Tieferlegungsfedern greifen, natürlich nur an der Vorderachse, da der Shooting Brake wie auch die E-Klasse hinten mit Niveauregulierung ausgestattet ist. Da mir die Lösungen von Eibach und H&R nicht tief genug waren, griff ich zu Federn von KAW, die das Auto um 45 Millimeter in die Knie zwangen. Zumindest am Anfang, denn die KAW-Federn setzten sich im Laufe der Jahre noch deutlich, was zwar gut aussah, aber gerade den Frontspoiler doch häufiger mit dem Asphalt in Kontakt brachten.
Z-Performance-Felgen - nicht einfach, aber schön!
Die installierte Sport-Bremse des AMG-Paketes machte die Felgensuche nicht einfach. Meine Wunschfelgen - ZP6.1 von Z-Performance - passten laut Gutachten leider nicht über die Sportbremse an der Vorderachse. Die Lösung: größere Einpresstiefen vorn und 15 Millimeter Distanzscheiben, was eine teure Einzelabnahme nötig machte. Das war mir die Sache aber Wert, denn diese Räder musste ich unbedingt haben! Mit 9 und 10,5 x 20 Zoll und Reifen in den Größen 255/30 sowie 295/25 war der CLS nun angemessen bestückt. Die Räder ließ ich von der „Felgen-Werkstatt“ in Trebus in „Bronze-matt“ pulvern. Dort bin ich seit Jahren Stammkunde, denn bei 25.000 km pro Jahr bleiben kleinere Schäden an den Sommer-Felgen nie aus, die im Winter dort immer bestens versorgt wurden.
Der Kampf gegen den negativen Sturz
Leider stellt sich heraus, dass sich durch die Tieferlegung der Hinterachse mittels verstellbaren Koppelstangen der Sturz stark in Richtung negativ änderte. Das beanspruchte die Reifen an der Innenseite derart stark, dass die Sommerreifen nach jeder Saison hinten fertig waren. Nicht gerade billig angesichts der Reifen-Dimensionen. Da der Sturz werksseitig nicht einstellbar ist, boten verstellbare Querlenker aus den USA die Lösung. Mit nun perfekt eingestelltem Sturz hielten die Hinterreifen locker drei Sommer durch.
Dezent, aber trotzdem auffällig
Das serienmäßige Palladium-Silber der Karosserie war an Langeweile kaum zu toppen. Von Anfang an war klar, dass hier wie bei meinen anderen Autos eine Vollfolierung hermusste. „Folienfelix“ aus Berlin bekam den Auftrag, ein sattes „Matte Blue Alu“ auf den Lack zu kleben. Dazu wurden alle Chromteile glanzschwarz foliert. Auch den vielen Chrom am Diamantgrill entschärfte Felix und ließ nur die Diamanten und zwei Wings neben dem Stern übrig. Ein schöner Kontrast zu den bronzefarbenen Felgen. Mehr wollte und brauchte ich an der AMG-Line-Außenhaut das CLS gar nicht machen.
Lenkrad-Veredelung und Full-Android
Innen sah ich aber schon noch Potenzial. Ich bin ein Fan von schönen Lenkrädern. Das AMG-Volant ist zwar nicht hässlich, war aber nicht exklusiv genug. Also ließ ich es neu beziehen und dabei die Form etwas schärfen. Schwarzes Lochleder und Glattleder in Kristallgrau harmonieren perfekt mit dem übrigen Interieur. Den billig aussehenden Plastik-Airbag tauschte ich gegen ein originales Leder-Exemplar aus den USA. Serienmäßig war der CLS mit dem großen Command-Online-System ausgestattet. Das System ist nicht schlecht, aber der Monitor mit dem riesigen schwarzen Rand störte mich doch massiv. Als Ersatz orderte ich ein 10,25 Zoll großes Android-System, dass anstelle des Displays montiert wurde. Damit kann man einerseits weiterhin das Command-System nutzen, hat aber andererseits ein natives Android mit all seinen Möglichkeiten und Apps sowie 4G an Bord. Ein tolles Spielzeug, in das man sich aber extrem einfummeln muss.
Spontaner und gelassener
Das leicht verzögerte Ansprechverhalten des Motors im Comfort-Modus ließ sich zwar mit dem Umschalten aus „Sport“ entschärfen, aber nun war mir die Schaltstrategie des Getriebes zu hektisch. Abhilfe schuf ein Gaspedal-Potenziometer von DTE, mit dem sich die Pedalkennlinie in vielen Abstufungen justieren ließ. So war ein spontanes Ansprechen ohne gleichzeitiges hektisches Runterschalten möglich. Testweise installierte ich auch eine Tuning-Box von Speedbuster, die drei Motorkanäle modifizierte. Die Box konnte man mittels App kontrollieren und drei verschiedene Kennfelder abrufen. Das funktionierte auch prima, brachte aber trotz angeblich über 300 PS und 700 Nm kaum spürbare Wirkung. Also blieb die Box meist ausgeschaltet.
Qualitytime af der Autobahn
Mit diesem Auto waren die langen Dienstfahrten keine Qual mehr. Im Gegenteil: Ich freute mich auf jede einzelne Fahrt und betrachtete sie nach einem anstrengenden Wochenende tatsächlich als Erholung. Ein paar Stunden auf der Autobahn für sich haben, mit eingeschalteter Distronic durch die Nacht schnüren und dabei ein gutes Hörbuch hören – das ist in meinen Augen Quality Time!
Facts
Fahrzeug: Mercedes-Benz CLS 350 cdi Blue Tec Shooting Brake
Erstzulassung: 11/2014
Motor: OM642, 3 Liter V6, 252 PS, Tuningbox von Speedbuster mit Appsteuerung, Gaspedalbox von DTE
Fahrwerk: Tieferlegung mit KAW-Federn und verstellbaren Koppelstangen um 45 mm, verstellbare Motorsport-Querlenker hinten
Räder: Z-Performance ZP6.1, vorn 9x20 ET 35 mit 15mm Spurplatten pro Seite, hinten 10,5 x 20 ET 33, Bereifung vorn 255/30 ZR 20, hinten 295/25 ZR 20
Karosserie: Vollfolierung, Chromteile schwarz foliert, schwarze Lauflicht-Spiegelblinker
Interieur: AMG-Lenkrad zweifarbig bezogen, Leder-Airbag, 10,25-Zoll-Android-System
1 Kommentar
HellRaiserSascha
22. März 2021 22:04 (vor über 3 Jahren)
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