Schon als Junge war Christian Heilemann aus Bad Waldsee vom Mercedes G fasziniert. „Wie alle Jungs und Männer eben. Der G ist nun mal ein Traumwagen, und irgendwann, das wusste ich schon immer, wollte ich auch mal einen haben“. Mittlerweile hat Christian seinen G - und in rund einem halben Jahr hat er ihn zum Reisemobil aus- und umgebaut. Basis des Umbaus ist ein Puch 230-er GE mit Aufbau, der bei der Schweizer Armee als Funkwagen eingesetzt war. „Wirklich viele davon gab es nicht, um die 100 Exemplare sollen gebaut worden sein“, sagt Christian. Nach seinem Wunsch-Mobil hat er lange gesucht. Er fand es schließlich in der Nähe von Hennef an der Sieg bei einem bundesweit bekannten Händler, dessen großer Hof voll steht mit Armee- und Allrad-Fahrzeugen aller Art. „Aber auch dort wurde nur dieser eine angeboten“.
Puch mit Funkkoffer ist gute Reisemobilbasis
Der im Jahre 1996 gebaute Funkkoffer sollte es unbedingt sein, denn er verfügt über einen isolierten GfK-Aufbau mit rund 30 Millimeter Wandstärke. „So kann man in dem Fahrzeug auch aufrecht sitzen, und eine vernünftige Sitzhöhe war mir - neben dem zusätzlich zur Verfügung stehenden Stauraum - sehr wichtig“. Realisiert wurde der Stauraum etwa durch Dachstaukästen im rund 245 cm hohen G. Weiteren Raum zur Unterbringung von weniger schwerem Urlaubsgepäck entstand über den Sitzen des Fahrerhauses. Dort kann man übrigens auf Recaros mit dem serienmäßigen Bezugsstoff des G Platz nehmen.Für seinen Ausbau griff Christian Heilemann auf hochwertige Materialien zurück, die auch für Flugzeug-Küchen oder den Equipment-Kistenbau verwendet werden. Zum Einsatz kamen unter anderem Aluminiumprofilen, sieben Millimeter starke kunststoffbeschichtete Multiplexplatten oder hochwertige Vollauszügen für die Schubladen.
Kleine Küche an Bord
Hinter den Beifahrersitz wanderte eine 21 Liter fassende Kompressor-Kühlbox von Waeco. Zur Zubereitung des morgendlichen Kaffees oder von warmen Speisen dient ein Origo Spirituskocher, der seinen Platz im rund 105 Zentimeter breiten Küchenblock findet und auch draußen genutzt werden kann. Für die Aufnahme von Frisch- und Abwasser stehen je zwölf Liter fassende Kanister bereit, die auch in größerer Zahl mitgeführt werden können. Eine mit 12 V betriebene - und im Bedarfsfall einfach zu ersetzende - Tauchpumpe fördert das Trinkwasser. Auf üppig dimensionierte Frischwassertanks hat Heilemann ganz bewusst verzichtet, auch wegen des Risikos einer Verkeimung oder Verunreinigung.
Bed & Breakfast
Die Sitzecke in seinem Fahrzeug misst rund 110 x 170 cm und kann für die Nachtruhe zur Liegefläche (110 x 200 cm) für zwei Personen umgestaltet werden. Die dazu notwendige Erweiterung der Schlafstatt ist obendrein als Tisch innen und außen nutzbar. Die Polster sind mit einem in Beige gehaltenen Stoff bezogen, der recht unempfindlich etwa auf versehentlich verschüttete Flüssigkeiten reagiert. „Und er bildet einen netten Kontrast zum grünen Möbelbau“, wie Heilemann findet. Das Grün des Möbelbaus passt wunderbar zum äußeren Erscheinungsbild. „Ich mag die matte Farbgebung, außerdem ist sie recht unempfindlich und ich wollte den serienmäßigen Zustand so weit wie möglich erhalten“, erläutert der Bad Waldseer.
Bei der Lichtinstallation griff Heilemann auf stromsparende 12 V LED-Technik zurück. Für den elektrischen Saft sorgt eine Efoy Go Litium Batterie mit integriertem 12 V und 230 V Spannungswandler, zudem gibt es ein Touch Bedienpanel für die verbauten 12 V Geräte. Der Betrieb von weiteren elektrischen Geräten ist per Landstrom über innen verbaute 230 V Steckdosen möglich. Als Schattenspender an sommerlichen Tagen ist außen eine 170 Grad Markise verbaut, eine mit Kraftstoff betriebene Standheizung sorgt für angenehme Temperaturen im Wohnraum während der kalten Jahreszeit. Positiv sieht Heilemann den Benzinmotor seines 230-er G. „Der verbraucht zwar vielleicht etwas mehr als ein Diesel, sichert mir allerdings auf der anderen Seite auch eine grüne Plakette. Somit kann ich auf Städte-Trips etwa auch nach Stuttgart oder Ulm reinfahren“, sagt der 34-jährige.
Reiseferti-G
Ansonsten kommt er mit seinem Wohn-G und dessen Allradantrieb ja ohnehin beinahe überall hin. Ganz bewusst hat er sein Fahrzeug technisch kaum verändert. Allerdings hat er nach Kauf des Fahrzeugs einige Tausender in die gründliche Überholung des Antriebsaggregates gesteckt. Längere Fernreisen hat er mit dem G ohnehin nicht geplant. „Der ist das Wochenend-Mobil für unseren Hund, meine Frau und mich. Oder auch mal die rollende Behausung während eines G-Treffens“. Lediglich ein flexibles Solar-Panel mit 80 Watt soll noch angeschlossen werden, ansonsten ist der G komplett. Und reiseferti-G. Nicht nur Heilemann und seiner Frau gefällt ihr 230-er G im Reise-Outfit. „Mir wurden schon ganz spontan Kaufangebote unterbreitet“, meint der Mann aus Bad Waldsee. Und ergänzt: „Wenn ich einen guten Tag habe, könnte es sogar vorkommen, dass ich mich bei einem attraktiven Angebot von dem Fahrzeug trenne“.
Text: Gerhard Prien, Fotos: Heilemann
45 Bilder Fotostrecke | Reisefertig: Hör mal wer da pucht! Reisemobil auf Basis Puch 230 GE
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