Ein V8-Biturbo mit 585 PS und 700 Nm, V-Max 318 Km/h, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Hinterachslenkung, Front-Kotflügel und Dach aus Karbon - das sind nur einige der Superlative, die einen Mercedes-AMG GT R auszeichnen. Doch Ron Bussink war der Meinung, dass da noch `ne Schippe drauf muss. Also orderte er seinen GT R bei AMG im „Rote Sau“-Design.
Die Rote Sau? Wir erinnern uns, 1967, also vor 50 Jahren, wurde AMG gegründet und die noch junge Tuningfirma erregte vier Jahre nach ihrer Gründung mit einem brachialen Auftritt beim 24h- Rennen in Spa weltweite Aufmerksamkeit. AMG rollte mit einer feuerrot lackierten S-Klasse, pilotiert von den Fahrern Hans Heyer und Clemens Schickentanz, an den Start. Ein Monstrum, das für AMG zum Meilenstein werden sollte und noch heute die Fantasie der Fans beflügelt. Der mit gewaltigen Kotflügelverbreiterungen ausstaffierte 300 SEL (W109) wurde von einem aufgebohrtem 6,8-Liter-V8 befeuert, der 428 PS leistete. Das Geschoss fraß Reifengummi ohne Ende und schluckte noch mehr Sprit. Doch Heyer und Schickentanz machten das Wunder wahr, stellten das Auto nach Rennende auf dem zweiten Gesamtrang ab und holten sich obendrein noch völlig unerwartet den Klassensieg.
Eine rote S-Klasse wird zur Legende
Fortan hieß die Kiste bei Fans, Fahrern Die rote Sau reloaded oder die Rückkehr der rasenden S-Klasse Was macht denn AMG mit der roten S-Klasse? und in den Medien nur noch die Rote Sau. Warum Rote Sau? Rot ist klar und Sau, weil die einst so komfortable S-Klasse jegliche vornehme Zurückhaltung abgelegt hatte und nur mit viel Einsatz auf dem Asphalt gehalten werden konnte. Man schaue sich nur die Fotos von früher an (siehe Kasten links). Die Bremsen waren an ihrer absoluten Belastungsgrenze - kein Wunder bei dem Gewicht. Dabei hatten Aufrecht und Melcher schon jedes Gramm an elegantem Pomp abmontiert, bis auf den verchromten Grill mit Stern, der war heilig und blieb dran.
Noch mehr historische Bilder von der originalen Roten Sau gibt es im Artikel links. Einfach anklicken!
Das rote Wunder
Fahrer Clemens Schickentanz erzählte uns jetzt bei der Recherche: „Ich bin das Auto vor Spa nicht einen Meter gefahren! Der Erfolg war wie ein kleines Wunder!“ Ein kleines Wunder mit großen Folgen, denn die kleine Tuningfirma AMG stieg zu einem Think-Tank für den Stern aus Stuttgart auf. AMG beschränkte sich nicht mehr darauf, Mercedes-Benz Modelle schneller zu machen, und ist mittlerweile auch als eigenständiger Entwickler innerhalb des Konzerns unterwegs. Das Erstlingswerk, der SLS, kann rundum als gelungen betrachtet werden, und der AMG GT, ebenfalls eine AMG-Eigenentwicklung, soll die Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Und zwar so, wie man es in Affalterbach gewohnt ist: In Großbuchstaben, zum Beispiel R wie Racing.
R wie Racing
AMG-Pilot Jan Seyffarth: „Mehr Rennsport für die Straße geht nicht, das Auto ist mega!“ Und damit genau das Richtige für AMG-Liebhaber Ron Bussink: „Ich denke, das Jubiläum von AMG ist eine gute Gelegenheit, noch einmal an den großen Meilenstein zu erinnern. Unser AMG GT R ist eine Hommage an AMG und deren Rote Sau. Und wir wollen uns auf diese Art und Weise bei allen Mitarbeitern aus Affalterbach für deren fantastischen Service und die grandiosen Fahrzeuge bedanken!“ Und wer sich den Sportwagen aus Affalterbach anschaut, der wird schnell feststellen, dass man sich bei der Beklebung fast exakt am Vorbild orientiert hat. So hat Ron Bussink das Fahrzeug am Kundencenter Sindelfingen in Empfang genommen und wir fragen uns, wie hat er das nur wieder hingekriegt?
DRIVE FOR GOOD – Motorsport für einen guten Zweck
Der geneigte Leser wird gesehen haben, was auf dem riesigen Heckspoiler steht: DRIVE FOR GOOD! Auch dieses Auto soll also für die Laureus-Stiftung werben und Spenden einfahren. Zudem prangt auf den Türen bereits ein Gumball 3000-Sticker, denn Ron nimmt mit dem AMG GT R auch an der diesjährigen Gumball 3000 teil - 3000 Meilen von Mykonos bis Riga in acht Tagen. Keine Frage, die Gumball 3000 ist natürlich eine Riesensause mit 100.000 PS, aber was viele nicht wissen, sie ist auch ein echter Spendenmarathon. Und Ron hat nicht nur hochoktaniges Superplus im Blut, sondern sein Herz schlägt besonders für Menschen, die es im Leben nicht so gut getroffen haben, und auch wir finden, dass dies eine grandiose Idee ist.
Doch bevor die „Rote Sau R-eloaded“ bei der Gumball startet, feiert sie ihre Rallye-Premiere bei der MIB-Rallye. Schließlich geht es darum, das Auto noch einmal final abzuchecken, nachdem bei AMG einige individuelle Feinheiten vorgenommen wurden. Welche Feinheiten das genau sind, darüber schweigt sich Ron Bussing schmunzelnd aus. Okay, wir erkennen mit bloßem Auge, dass das Interieur mit einigen Karboneinlagen ausstaffiert wurde, aber ob auch die Technik noch einen Feinschliff bekam, das werden wir wohl erst auf der MIB-Rallye erfahren.
Clemens Schickentanz, der „Rote Sau“-Pilot, ist bei der MIB-Rallye mit dabei
Clemens Schickentanz und Ron Bussink werden mit der "Roten Sau 3.0" bei der Gumball 3000 und der MIB-Rallye an den Start gehen. (Foto: Jasper Geys)
Übrigens, neben Ron wird dann kein Geringerer als die „Rote Sau“-Ikone Clemens Schickentanz selbst das AMG-Coupé pilotieren. Für motorsportbegeisterte Mercedes-Fans Grund genug, am 12.-14.Mai die Augen offen zu halten. Wer sich diesen Boliden und alle anderen teilnehmenden Fahrzeuge einmal aus der Nähe anschauen möchte, der könnte am Samstagmorgen ab 9.00 Uhr am Autohaus Kunzmann gut postiert sein. Oder Samstagabend gegen 19.00 Uhr am Kundencenter Sindelfingen, vor allem aber Sonntagnachmittag ab 14.00 Uhr am Mercedes-Benz Museum, wo es sicher möglich sein wird, ganz nah an die Autos ranzukommen, um perfekte Fotos schießen zu können.
„Wir denken, dass Motorsport auch ein Hochleistungssport ist, und da wir sehr viel damit zu tun haben, wurden die Veranstaltungen von uns mit im Programm aufgenommen.“, so Ron Bussink. Doch das sind nicht die einzigen Veranstaltungen, an denen er teilnimmt. Geplant sind auch Einsätze bei der Mille Miglia, den Dieter Glemser Speed Days, beim Laureus Track Day in Zandvoort und der Laureus-Challenge, die von Maastricht in die Toskana führt.
Letzten Sonntag konnte Ron auf dem Spring Event in Weeze den GT R erstmals
richtig testen, und im Video hier lässt die Rote Sau reloaded ab Spielzeit 0:30 sozusagen „Schweinegeiles“ von sich hören. Der Sound ist einfach tierisch, während der Drift noch verbesserungswürdig ist.
Klingt wie Sau
Vor dem Petrolhead-Springevent musste der Wagen allerdings noch kurz eingefahren werden. Dafür ging es schnell mal nach Kroatien, liegt zwar nicht gerade um die Ecke, war aber dank der 585 PS auch schnell erledigt. Falls Ihr Ron und seinen Rote Sau-GT R live erleben möchtet, dann sind alle Zaungäste entlang der Strecke der 3. MIB-Rallye vom 12-14. Mai 2017 herzlich dazu eingeladen, Ohren und Augen aufzusperren und ihre Sinne auf die Einstellung „Staunen“ einzupegeln. Text und Fotos: Zeitraster.de
Mercedes-Fans Technische Daten
Fahrzeugtyp: Mercedes-AMG GT R (C190)
Motor: 4,0-Liter-V8 mit Direkteinspritzung und Biturbo-Aufladung
Hubraum: 3982 ccm
Leistung: 430 kW (585 PS) bei 6250/min
Max. Drehmoment: 700 Nm bei 1900-5500/min
Antrieb: Antrieb auf die Hinterräder
Getriebe: AMG SPEEDSHIFT DCT 7-Gang, Doppelkupplungsgetriebe
Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 15,0/9,2/11,4 l/100 km
Beschleunigung 0-100 km/h: 3,6 s
Höchstgeschwindigkeit: 318 km/h
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