Das renommierte Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt vor einer zu starken Abhängigkeit des chinesischen Automarktes einerseits und vor der rasant zunehmenden chinesischen Konkurrenz andererseits.
Der wichtigste Markt für Mercedes-Benz ist China. Die überwiegende Zahl der im Reich der Mitte verkauften Sterne werden von dem „Beijing Benz Automotive Co“ (BBAC)-Joint Ventures mit dem chinesischen Unternehmen BAIC vor Ort in Peking gefertigt. Seit 2005 gibt es hier eine lokale Mercedes-Produktion. Mittlerweile laufen bei BBAC die Langversionen von C-Klasse, E-Klasse A-Klasse sowie die Modelle GLA, GLB, A35 L, EQA, EQB, EQE und EQE SUV vom Band. Hochpreisige Mercedes-Fahrzeuge wie AMG-Modelle, G-Klasse, S-Klasse und EQS werden nach China importiert. Diese Aufteilung mache aus Kostengründen einerseits Sinn und sichere anderseits Arbeitsplätze in Deutschland, hieß es bislang. Doch das könnte sich schon bald ändern, mahnt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie.
Das bisher die Autoproduktion am Standort Deutschland stützende Geschäftsmodell – der interkontinentale Export hochwertiger Fahrzeuge – gerate laut IW nämlich zunehmend unter Druck. Deutsche Hersteller würden seit Jahren immer mehr Produktion - auch zunehmend im Bereich der bislang widerstandsfähigen Oberklasse - nach China verlagern. Als Gründe für diese Entwicklung nennt das IW die herausragende Bedeutung des chinesischen Absatzmarktes, die Energiewende und das anvisierte Aus des Verbrenners. Dies seien starke Anreize für die Produktion von immer mehr Modellen in China - auch von hochpreisigen Mittel- und Oberklassenfahrzeugen. Das IW warnt: Künftig würden gute Absätze in China den deutschen Produktionsstandorten weniger nutzen.
China wird stärker - auch in Deutschland
In der Autoindustrie habe der chinesische Einfluss zuletzt sehr stark zugenommen, konstatiert das IW. So importierte Deutschland in der ersten Jahreshälfte deutlich mehr Autos und Motoren aus China. Das Wachstum betrage sage und schreibe 243 Prozent. Der Grund: Seit dem Jahreswechsel drängen neue chinesische Automarken auf den deutschen Markt, die sich auf Elektromobilität spezialisiert haben und von ihrem Vorsprung in Sachen Batterietechnik und E-Auto-Produktion profitieren würden. Mittlerweile kommen aber auch E-Autos deutscher Marken, die in China für den Export gefertigt werden, auf den deutschen Markt. - z.B. die in Kooperation mit Geely gebauten Modelle der Marke smart.
Dass die preiswerteren elektrischen made-in-China Autos die europäischen Märkte zu fluten scheinen, ruft jetzt die EU-Kommission auf den Plan. Sie kritisiert, dass chinesische Subventionen den E-Auto-Wettbewerb in Europa verzerren würden und will eine Untersuchung einleiten. Dann drohen womöglich Strafzölle für den Import von in China gebauten E-Autos.
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